Nervenkampf und Erotik auf Hofgeismarer Bühne

Die Hofgeismarer Theatergruppe „Die Bühne“ ist auf den Brettern zurück – ab Freitag dem 26. Mai spielen die 15 Schauspieler in mehreren Orten die hochakuelle Komödie Lysistrata.
Hofgeismar/Trendelburg/Liebenau. „Ihr dürft euch nicht gegenseitig verdecken und denkt an das Publikum, das alles sehen soll“, ruft Brunhild Falkenstein aus dem Parkett und fügt an, dass die Frauen auf die Kleider achten sollen, „damit nichts durchscheint.“ Womit nicht gemeint ist, dass die Schauspielerinnen nichts drunter trügen. Vielmehr sollen die bewusst spartanischen Requisiten gekonnt eingesetzt werden, um die volle Wirkung zu entfalten, wenn auf der Theaterbühne der Kampf zwischen Männern und Frauen dem Höhepunkt zustrebt.
Erfahrung mit berühmten Stücken
Schon seit 2019 übt die Hofgeismarer Theatergruppe „Die Bühne“, die für anspruchsvolle Inszenierungen mit Werken etwa von Shakespeare, Shaw, Ibsen, Dürrenmatt, Kleist, Büchner, Strindberg und anderen bekannt ist, ihr aktuelles Stück, die griechische Komödie „Lysistrata“. Es wird ab morgen sieben Mal aufgeführt und ist keinesfalls angestaubt, sondern behandelt unverändert aktuelle Themen wie Einigkeit und Freiheit, aber auch Verantwortung, Krieg und das Leid des Einzelnen.
Frauen wollen Sex-Streik
Die Handlung ist einfach, aber voller Möglichkeiten für schauspielerische Herausforderungen. Denn die Frauen aus Athen und Sparta treten in einen Sex-Streik, um ihre Männer dazu zu bewegen, ihren seit 20 Jahren schwelenden Peloponnesischen Krieg zu beenden.
Immer wieder geprobt
Die Ausstattung ist sparsam, die Kostüme dienen nur der Erkennbarkeit der Rollen. Viel entscheidender sind die Mimik und vor allem der Text der Akteure. Regisseurin Brunhild Falkenstein, die Schauspiel studierte und jahrzehntelange Bühnenerfahrung hat, arbeitete das Stück mit den Akteuren immer wieder minutiös durch und legte Wert auf kleinste Nuancen, denn die Zuschauer achten auf alles, was sich auf der Bühne tut und bemerken Unkonzentriertheiten sofort. „Jeder wird gesehen, solange er auf der Bühne steht, das muss euch jede Sekunde bewusst sein“, sagt Falkenstein bei der Probe. Und: „Ihr müsste lauter beginnen und langsam sprechen, sonst ist der Text weg, ihr kommt nicht rüber“.
Live-Kontakt fehlte
Deshalb wurden Passagen immer und immer wieder durchgespielt. Die Erarbeitung des Stoffs war noch dazu von monatelangen Pausen aufgrund der der Corona-Einschränkungen verbunden, denn Textlesungen per Internet-Schaltungen funktionierten zwar, doch für echtes Zusammenspiel war wieder Live-Kontakt nötig. Die Zuschauer vor über 2000 Jahren konnten die kulturellen und politischen Anspielungen jener Zeit voll genießen, doch auch für die Theaterbesucher von heute ist reichlich übrig, was aufhorchen und schmunzeln und lachen lässt.
Eindeutige Sprache
Es herrscht auf der Bühne eine teils drastische Sprache mit Benennung der Sexualorgane, aber auch Wortwitz und Situationskomik. Der Sex auf der Bühne wird in Worten ausgesprochen, aber in Taten nur angedeutet. Das alles kommt aber beiläufig und manchmal fast im Plauderton daher, so dass man genau aufpassen muss, um alles mitzubekommen, was die Regisseurin aus der Komödie herauskitzelt.

„Zuerst macht Frieden, dann wollen wir auch Liebe machen“, sagt eine der Frauen vor ihrem Schwur zum Widerstand gegen die Dummheit der Männer: „Wir Frauen werden nicht gehört, wir haben zwar keine Stimme, doch wir sind nicht ohne Verstand“. „Die Frauen machen unseren schönen Krieg kaputt“, kommentiert der Athener Ratsherr trocken. Dass Frauen durch Kriege doppelt betroffen sind, denn durch die Kämpfe verlieren sie Männer und Söhne, das muss den Männern erst hartnäckig beigebracht werden.
Karten im Vorverkauf sichern
Karten: Im Vorverkauf ab 15 Euro plus Gebühr (bei HNA, Tourist-Info Hofgeismar, kulturforum-hofgeismar.reservix.de), und an der Abendkasse 18 Euro (soweit noch vorrätig).
Die Schauspielerinnen und Schauspieler
Sie wirken mit: Frauen aus Athen: Lysistrata: Christel Frank, Kalonike: Petra Krüger, Myrrhine: Elvira Löber, Lampito: Frederike Harms (aus Sparta), Ratsherr: Thomas Otterpohl, weitere Frauen: Heike Sievert-Walter, Larissa Löber, Christine Neubacher, Sophia Löber; Kinesias: Frank Nikutta, Herold: Danny Frank, Scherge; Hans-Adolf Müller, Phaidrias: Gerald Walter, Drakes: Torsten Neubacher, Strymodoros: Rainer Lenzing. Einige Akteure spielen mehrere Rollen – unter anderem mit Masken als alte Männer und Frauen. tty
Diese sieben Auftritte stehen bevor
Premiere: Freitag, 26. Mai, 19.30 Uhr, Stadthalle Hofgeismar. – Samstag, 27. Mai, 19.30 Uhr, Stadthalle Hofgeismar. – Freitag, 9. Juni, 19.30 Uhr, Wasserschloss Wülmersen. – Sonntag, 11. Juni, 16 Uhr, Open Air am Cafe Gesundbrunnen. – Freitag, 16. Juni, 19.30 Uhr, Hümme, Dorfscheune. – Samstag, 17. Juni, 19.30 Uhr, Kulturscheune Liebenau. – Sonntag, 25. Juni, 16 Uhr, Kulturhalle Trendelburg. (Thomas Thiele)