Schiffsbau
Neue Sonderausstellung im Schiffermuseum in Wesertal: In Region entstanden 1500 Schiffe
Eine neue Sonderausstellung im Schiffermuseum in Gieselwerder zeigt Schicksale der Werften an der Oberweser.
Gieselwerder/Hameln – Die Orte an der Oberweser hatten viele Jahre eine direkte Verbindung in die weite Welt, wenn Holz, Schotter und andere Rohstoffe auf Schiffen exportiert wurden. Und an der Oberweser wurden sogar Küstenmotorschiffe und Binnenschiffe für Russland, Afrika, Indien und Südamerika gebaut. Was es damit auf sich hatte, was es für die Region bedeutete und warum es zuende ging, das schildert eine neue Sonderausstellung, die am kommenden Sonntag, 21. Mai, um 14 Uhr im Schiffermuseum Gieselwerder eröffnet wird.
Bis in die 1960er Jahre prägten Frachtschiffe das tägliche Bild auf der Weser, heute sind fast nur noch Ausflugsschiffe unterwegs. Dabei war der Bedarf an Schiffen früher so hoch, dass es zwischen Minden und Gieselwerder acht Werften gab, in denen zwischen 1880 und 2003 insgesamt rund 1500 Schiffe gebaut wurden.
Einen Überblick darüber mit eindrucksvollen Fotos und Originalteilen zeigt die vom Vorsitzenden Jürgen Noll über Jahre zusammengetragene und vom Team des Schiffervereins gestaltete Ausstellung im Nebengebäude des Schiffermuseums.
Neue Ausstellung im Schiffermuseum in Gieselwerder: Größte Werft gab es in Bodenwerder
Die größte Werft mit bis zu 300 Beschäftigten war die von 1902 bis 2000 bestehende Arminius-Werft in Bodenwerder, weitere gab es in Rinteln und Minden, noch zwei in Bodenwerder, zwei in Vlotho und bis Mitte der 1950er Jahre auch eine am rechten Weserufer in Gieselwerder, auf deren Gelände auch Jugendzeltlager stattfanden und deren Reste bis vor wenigen Jahren noch zu sehen waren.
Besucher werden so auch erfahren, dass die Schiffskörper erst aus Holz gebaut wurden, bevor dann der Schiffskörper aus Metallplatten darüber geformt wurde. Es gab Holzschiffe mit beachtlichen 500 Tonnen Traglast. Die Arbeit auf den Werften war anstrengend und nicht ungefährlich. Es gab beim Schiffsbau ungeschriebene Gesetze, wie das, dass Schiffe beim Stapellauf nur von Frauen getauft wurden und die durften nicht rothaarig sein und keine grüne Kleidung tragen.
Riesenmaschine
Das 2010 in der alten Grundschule gegründete Schiffermuseum Gieselwerder (In der Klappe 11) nahe dem Freibad zeigt mit über 1000 Ausstellungsstücken die Geschichte der Reedereien an der Oberweser und deren Schiffe in den vergangenen über 100 Jahren. Miniaturlandschaften mit Hafenanlagen, ein Original-Steuerhaus und ein riesiger Schiffsdiesel sowie Original-Schiffsmodelle, Fotos und Ausrüstungsstücke zeigen den Schifferalltag.
Dass man ausgerechnet beim Katastrophen-Kreuzer Titanic in England auf eine Taufe verzichtete, weil er als unsinkbar galt, war ein schlechtes Vorzeichen. Kein Seemannsgarn ist auch die Geschichte, dass in einer der Weser-Werften ein über 100 Meter langes Schiff gebaut wurde, weil die Schleuse bei der Werft 110 Meter lang war. Man hatte allerdings nicht bedacht, dass die Schleuse einen Kick hat – das Schiff passte nicht hinein und musste zersägt und später wieder zusammengeschweißt werden, um es zum Kunden bringen zu können.
Die Erinnerung an die Werftgeschichten und deren Spuren will die Ausstellung bewahren, die mit Landrat Andreas Siebert und einem Nachfahren des Oberweserdampfschifffahrt-Gründers Senator Heinrich Meyer-Hermann eröffnet wird. Dazu gibt es einen maritimen Gottesdienst, der MGV Gieselwerder, der Shantychor aus Landwehrhagen und die Tampenjungs aus Gimte sorgen für Stimmung.
Ausstellung: „Schiffbau an der Oberweser“, geöffnet vom 21. Mai bis 24. September jeweils sonntags von 14 bis 17 Uhr (für angemeldete Gruppen und Schulklassen an allen Tagen). Kontakt: 05572/1894, schiffermuseum_gieselwerder@web.de.