Überall Dampfer-Fans am Ufer

Für viele Dampfer-Fans wurde ein Traum war: Der Raddampfer Kaiser Wilhelm ist wieder auf der Weser, aber nur kurze Zeit.
Bad Karlshafen/Gieselwerder. Tausende Menschen versammelten sich am Montag und vor allem am arbeitsfreien Sonntag in den Orten an der Oberweser zwischen Hameln und Hann. Münden und auch an den Ufern dazwischen, um den nach 52 Jahren – wenn auch nur für kaum zwei Wochen – in die alte Heimat zurückgekehrten Schaufelraddampfer „Kaiser Wilhelm“ zu begrüßen.

Die Menschen klatschten begeistert, winkten, hielten Willkommenplakate hoch. „Das hat uns unheimlich gefreut, damit haben wir nicht gerechnet“, sagte Jan Kruse, der als Lotse mitfährt. Montagabend legte das Schiff in Hann.Münden an, wo es Dienstag den ganzen Tag besichtigt werden kann.
Es waren vor allem jene Menschen, die den Dampfer „Kaiser Wilhelm“ noch aus ihrer Jugendzeit kennen, weil sie damals auf ihm mitfuhren oder beim Planschen in der Weser auf seinen Wellen schaukelten, die gestern in den Orten zwischen Höxter und Hann. Münden am Ufer standen. Sie winkten staunend, erfreut oder auch gerührt dem Dampfer, der 52 Jahre nach seinem Verkauf nach Lauenburg an die Elbe noch mal zurückkehrt auf die Oberweser, wo er 70 Jahre lang täglich im Liniendienst Menschen und auch Waren transportierte.

Es gab zwar nur zwei Zwischenhalte in Bad Karlshafen und Gieselwerder, wo Fahrgäste ein- und ausstiegen, doch überall am Ufer standen Schaulustige und Fans, um den Dampfer zu sehen, zu filmen und zu fotografieren. Abgesehen vom lauten Platschen der Schaufelräder und dem Fehlen der Schienenstöße hörte er sich fast wie eine Dampflok an und roch auch so, wenn er weiße Dampfwolken und schwarze Kohle-rauchwolken ausstieß und laute Pfiffe ertönen ließ, die weit durchs Wesertal hallten.

In Bad Karlshafen, wo zwei Mitglieder der Kurkapelle „Wo die Weser einen großen Bogen macht“ spielten, stiegen Fahrgäste aus Bodenfelde, Lippoldsberg und Gieselwerder zu, die lange auf diesen Traum gewartet hatten. „Tolles Erlebnis. Wie erhofft“, meinte einer.
In Gieselwerder erwartete auch der Schifferverein den Dampfer. Der Vorsitzende Jürgen Noll übergab einen Gieselwerder-Wimpel für den Flaggenmast des „Kaiser“ und ein Futterpaket mit Mettwurst und Marmelade aus der Region sowie Gin aus Haueda.

Viel Zeit für Gespräche blieb nicht, wegen des niedrigen Wasserstandes der Weser fuhr der Dampfer langsamer als geplant, in Gieselwerder lag er schon 45 Minuten hinter dem Fahrplan. Da hatte die „Diva“, wie ein Schiffsfan meinte, aber noch viele Kilometer Schaulaufen und Schaudampfen an Oedelsheim, Veckerhagen, Vaake und den anderen Orten vorbei vor sich. Bis 27. Juli fährt er noch zwischen Karlshafen und Münden, mit Glück gibt es noch einzelne Karten. Und Zugucken ist gratis. (Thomas Thiele)
Info: raddampfer-kaiser-wilhelm.de