Reinhardswald: Die Aufforstung des Waldes ist eine Riesenaufgabe

Der Reinhardswald hat in den vergangenen Jahren stark gelitten - nun soll der Wald nachhaltig bewirtschaftet und widerstandsfähiger werden.
Reinhardshagen – Mit mehr als 40 Prozent der Landesfläche ist Hessen das waldreichste aller Bundesländer. In dieser Kulisse hat der Reinhardswald wiederum eine Sonderstellung. Mit mehr als 200 Quadratkilometern stellt er das größte zusammenhängende hessische Waldgebiet dar. Zudem ist er von einem vergleichsweise großen Artenreichtum gekennzeichnet.
Doch der Reinhardswald hat stark gelitten in den vergangenen Jahren. Auf rund 5500 Hektar – das ist ein Viertel seiner Gesamtfläche –steht kein Baum mehr. Hatte 2007 der Orkan Kyrill schon Schneisen der Verwüstung hinterlassen, so traf im Januar 2018 „Friederike“ den Wald fast noch schlimmer. Darauf folgend rafften Dürrezeiten und der großflächige Borkenkäferbefall wiederum Zehntausende Bäume nieder. Vor allem traf es die Fichte. Der „Brotbaum“ der Forstwirtschaft bedeckte vor 20 Jahren noch 30 Prozent der Fläche, heute aber nur noch zwölf Prozent.
Für die Forstwirtschaft stellen sich damit in den nächsten Jahren und Jahrzehnten große Aufgaben. Wie der Wald da, wo er daniederliegt, wieder aufgebaut werden kann und dort, wo er noch steht, gepflegt und genutzt werden kann, darüber gibt die Forstbetriebsplanung Auskunft.
Aufforstung Reinhardswald: Rund 1100 Hektar junge Bäume sollen angepflanzt werden
Zur Forstbetriebsplanung ist Hessen Forst gesetzlich verpflichtet. Sie findet jeweils im Turnus von zehn Jahren statt. Welche Planziele der Landesbetrieb im Reinhardswald verfolgt, das stellten Hermann Dilling von der Abteilung Forsteinrichtung in Gießen und Dr. Stefan Reccius, stellvertretender Leiter des Forstamtes Reinhardshagen, am Dienstagabend beim Waldforum interessierten Bürgermeistern, Naturschützern und Jagdberechtigten vor.
Die Wiederaufforstung stellten Dilling und Reccius als „Riesenaufgabe“ heraus. So sollen bis Ende dieses Frühjahrs auf rund 1100 Hektar wieder junge Bäume angepflanzt sein - vor allem, Eichen, Buchen, Douglasien. Auf dem Großteil der Schadensflächen müsse man sich allerdings auf die Naturverjüngung verlassen. Denn zum einen ist Pflanzmaterial knapp und zum anderen auch teuer.
„Der Reinhardswald geht in die nächsten Jahre mit viel jungem Holz“, sagt Hermann Dilling, „das bedeute viel Investitionen, aber keine Ernte.“ Von der Politik gefordert sei eine natürliche Waldentwicklung. Genutzt werden soll das Holz im Wald vornehmlich „einzelstammweise“, so Dilling. Das heißt, dass die Zeit der Kahlschläge mit flächigen Abholzungen endgültig vorbei ist. Vorbei ist damit auch die Anlage von Monokulturen. „Gewünscht ist ein mehrschichtiger Waldaufbau“, sagt Dilling. Mehrschichtig heißt, verschiedene Baumarten und unterschiedliche Altersklassen auf einer Fläche.

Der Naturschutz ist ein zentrales Anliegen - Biotope im Reinhardswald sollen geschützt werden
In die Forstbetriebsplanung müssen neben der Nutzung auch andere Funktionen des Waldes einfließen. So ist Naturschutzes ein zentrales Anliegen. Vorkommen des Schwarzstorches und des Eremiten, einer selten Käferart, zeigen den Wert des Reinahrdswaldes für die Natur. Daher gilt es, die wichtigen Biotope zu schützen.
Der Wald ist nicht nur Lebensraum für Pflanzen und Tiere, er hat auch einen Erholungswert für den Menschen. Auch diese Funktion müsse bei der Forstbetriebsplanung immer mitgedacht werden, sagt Hermann Dilling.