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Deiseler Tunnel: Kein Radweg durch Naturschutzgebiet

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Von: Markus Löschner

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Ringen um Kompromiss: Oliver Ulloth (3. von rechts) diskutiert am Tunnel mit Behörden- und Interessenvertretern. Ihm gegenüber Karl-Heinz Dworak (grüne Jacke), der die Petition eingereicht hatte.
Ringen um Kompromiss: Oliver Ulloth (3. von rechts) diskutiert am Tunnel mit Behörden- und Interessenvertretern. Ihm gegenüber Karl-Heinz Dworak (grüne Jacke), der die Petition eingereicht hatte. © Markus Löschner

Bei einem Ortstermin mit Landtag und Ämtern wurde klar, dass der Weg zum Tunnel in Deisel nicht erweitert wird. Die Lage am Carlsbahntunnel soll trotzdem besser werden.

Deisel – Wo zwischen Trendelburg und Bad Karlshafen heute der Diemelradweg und der hessische R 4 verlaufen, fuhren bis 1966 Züge. 2014 wurde als besondere Attraktion der Deiseler Tunnel saniert und für Fußgänger und Wanderer geöffnet. Vor dem Südportal des Tunnels muss jedoch ein rund 500 Meter langer Abschnitt des ehemaligen Bahndamms umfahren werden, da der Abschnitt zum FFH-Schutzgebiet Holzapetal gehört. Karl-Heinz Dworak aus Wülmersen hatte nun eine Petition an den hessischen Landtag gerichtet. Sein Ziel: der Lückenschluss des Weges auf dem ehemaligen Bahndamm. Nicht als weiteres Asphaltband, aber für alle zumindest begehbar.

Am vergangenen Freitag fand nun ein Ortstermin des Petitionsausschusses am Carlsbahntunnel statt. Oliver Ulloth (SPD), Vorsitzender des Ausschusses war hier in seinem Heimatwahlkreis zugleich das einzige anwesende Ausschussmitglied. Besonders ungewöhnlich sei das nicht, berichtete er. „Die Arbeit des Ausschusses ist konstruktiv und vertrauensvoll, die Mitglieder verlassen sich auf den Bericht des Vorsitzenden“, so Ulloth. Rund zwanzig Personen umfasste die Delegation trotzdem - Vertreterinnen und Vertreter des hessischen Umweltministeriums, des Regierungspräsidiums, von Hessen Forst, Landkreis Kassel, ADFC und der Stadt Trendelburg waren unter anderem gekommen, um das Anliegen der Petition zu diskutieren.

Kein Radweg durch Dieseler Tunnel: Natur hat sich den Bahndamm zurückerobert

Der asphaltierte Wirtschaftsweg, auf dem Diemelradweg und R 4 verlaufen, ist nur durch eine steile, rutschige und schmale Rampe mit dem Südportal des Tunnels verbunden. Befahrbar ist diese allenfalls für geübte Mountainbiker. Radfahrer, die versuchen, ein bepacktes Reiserad hoch- oder hinunterzuschieben bekommen unweigerlich Probleme. Die Öffnung des ehemaligen Bahndamms würde ihnen diese Gefahrenstelle und einige Höhenmeter ersparen. Befürworter möchten außerdem die Natur auf dem Abschnitt erlebbar machen. „Für Touristen fehlt das Kompletterlebnis“, sagte etwa Landrat Andreas Siebert.

Ringen um Kompromiss: Oliver Ulloth (3. von rechts) diskutiert am Tunnel mit Behörden- und Interessenvertretern. Ihm gegenüber Karl-Heinz Dworak (grüne Jacke), der die Petition eingereicht hatte.
Ringen um Kompromiss: Oliver Ulloth (3. von rechts) diskutiert am Tunnel mit Behörden- und Interessenvertretern. Ihm gegenüber Karl-Heinz Dworak (grüne Jacke), der die Petition eingereicht hatte. © Markus Löschner

„Was müsste man alles zerstören, um hier einen Weg zu bauen“, sagte Axel Krügener vom Kasseler Regierungspräsidium, der die Delegation durch den Abschnitt führte. Die Natur hat sich in den vergangenen Jahrzehnten den Bahndamm zurückerobert: Erlenwald, umgefallene Bäume und Totholz finden sich hier, alte Steinbrüche im Steilhang und das Feuchtgebiet eines ehemaligen Diemelarms sind zu sehen. All das ist potenzieller Lebensraum für seltene Arten. Die Schutzziele des FFH-Gebietes stehen der Öffnung naturschutzrechtlich entgegen. Schon die Öffnung des Tunnels und der Bau der steilen Rampe sei damals ein Kompromiss gewesen, betonte Krügener.

So sehr Oliver Ulloth auch auf einen Kompromiss drängte - im Gespräch aller Beteiligten nach dem Ortstermin in Deisel blieben RP und Umweltministerium bei ihrer Position. „Die Öffnung des Weges hat hohe Hürden und ist derzeit nicht absehbar“, stellte Ulloth gegenüber der HNA fest. Immerhin deutete er an, dass eine bauliche Entschärfung der gefährlichen Rampe denkbar sei.

„Zutiefst enttäuscht“ von der harten Position der Behörden äußerte sich Karl-Heinz Dworak. „Ich verstehe einerseits, dass man sich an die Gesetze hält, andererseits ist nichts in Stein gemeißelt und immer ein Kompromiss möglich“, sagte Dworak. Für ihn sei das Thema noch nicht zu den Akten gelegt - für den Tourismus und die Menschen, die den aktuellen Weg nicht bewältigen können, werde er an dem Thema dranbleiben. (Markus Löschner)

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