Hunderte Kritiker von Windkraft aus dem Reinhardswald demonstrieren

Einen neuen Protest gegen 18 Windräder im Reinhardswald haben am Sonntag Lokalpolitiker aus mehreren Kommunen gestartet.
Gottsbüren – Nachdem sich Anfang Februar schon mehr als 740 Bürger gegen Windkraft in Hessens Märchenwald stark gemacht hatten, zog gestern die Folgeveranstaltung 720 Kritiker in die Feldgemarkung von Gottsbüren. Eingeladen hatten die Freie Wählergemeinschaft (FWG) aus Trendelburg und die Organisation „Rettet den Reinhardswald“ aus dem Kreisteil Hofgeismar.
Windrad dargestellt
Den neuen Standort erklärte Hauptorganisator Tobias Seydler von der FWG: „Heute werden wir mit allen Teilnehmern ein Windrad darstellen, so wie sie in 18facher Ausfertigung für den Reinhardswald vorgesehen sind“. In Form einer Menschenkette wurde eine 241 Meter lange und 150 Meter breite Anlage dargestellt. „Es ist schon grausam, wenn man sich vergegenwärtigt, was dort für Klötze hinkommen sollen“, bemerkte Hans-Peter Giebing von der Schutzgemeinschaft-Deutscher-Wald.

Vorher gab es Wortbeiträge. So zeigte Seydler auf, dass von den 40 000 Hektar, die die hessische Landesregierung für Windkraftanlagen vorgesehen habe, 86 Prozent, also 35 000 Hektar im Wald liegen. Die jetzt 18 Anlagen seien nur der Anfang.
Gefährliche Flüssigkeiten
Die frühere Naturparkführerin Annette Zimmermann - die wegen der geplanten Anlagen diese Tätigkeit niederlegte - nannte den Wald ein großes Lebewesen, wo jeder Zentimeter Boden eine wichtige Bedeutung habe. 50 000 Menschen bezögen Wasser aus dem Reinhardswald und jedes Windrad enthalte 5000 Liter wasser- und bodengefährdende Stoffe mit schlimmen Folgen bei einem Unfall. Sie sagte, es sei wichtig, endlich anzufangen Strom zu sparen und nicht kostbare historische Waldgebiete für den immensen Verbrauch zu zerstören.

Welchen Stellenwert Hessens größtes Waldgebiet nicht nur für die Region, sondern auch das Klima hat, machte Bad Karlshafens Bürgermeister Markus Dittrich deutlich. Er hätte sich gewünscht, dass man bei der Umsetzung der Energiewende Bürger und Mandatsträger mit einbeziehe, also vor Ort die Sache selbst in die Hand nehme.
Nicht gegen Windkraft
Stolz war Tobias Seydler am Ende, dass 15 Fraktionen und vier Bürgermeister aus dem Kreisteil Hofgeismar hinter der Veranstaltung standen. Unmissverständlich machte er die Marschrichtung noch mal deutlich: „Wir sind nicht gegen Windkraft, sondern gegen Windkraft im Wald.“

Bei dem Treffen gab es eine Schweigeminute für die Kriegsopfer des Ukraine-Konflikts und sammelte Spenden für Menschen im Kriegsgebiet. (Tanja Temme)