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„Ein Wald ist kein Industriegebiet“: 500 Menschen protestieren gegen geplanten Windpark Reinhardswald

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Von: Tanja Temme

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Rund 500 Leute demonstrieren bei einem Protestmarsch gegen den geplanten Windpark Reinhardswald.
Rund 500 Leute demonstrieren bei einem Protestmarsch gegen den geplanten Windpark Reinhardswald. © Tanja Temme

Die Genehmigung für den Bau des Windparks Reinhardswald im Kreis Kassel sorgt für massive Kritik. Hunderte Menschen zeigen, dass sie nicht einverstanden sind.

Kreisteil Hofgeismar – Mit 150 hatten die Veranstalter gerechnet, doch mehr als dreimal so viele fanden am Sonntagnachmittag den Weg nach Gottsbüren, wo die Freie Wahlgemeinschaft Trendelburg zu einem Protestmarsch gegen den Windpark im Reinhardswald aufrief. Trotz Regen und Sturm trafen sich rund 500 Gleichgesinnte in der Ortsmitte, um ihren Unmut kundzutun – marschierten gemeinsam durch die Straßen des kleinen Trendelburger Stadtteils und lauschten anschließend einigen Rednern.

Kinder und Rentner, Aktivisten, Gottsbürer und viele andere aus Nah und Fern, eine bunte Mischung an Menschen eben, hatte sich für den Erhalt des Reinhardswaldes dort zusammengefunden. „Ein Wald ist kein Industriegebiet“, konnte man da etwa auf einem der Plakate lesen. Andere mahnten mit: „Deutscher Windradwahn eine Kampfansage an den ländlichen Raum“ oder auch „Grimms Märchenwald geopfert“. Grund für die Aktion war, dass das Regierungspräsidium Kassel Mitte der Woche den Bau von 18 Windrädern genehmigt hatte – ein Schritt, den die Kritiker ganze zehn Jahre lang zu verhindern versucht hatten (HNA berichtete.)

Windpark Reinhardswald bei Hofgeismar (Kreis Kassel): „Keine Umnutzung vom Naturpark in einen Windindustriewald“

Nachdem die Menge durch die Straßen gezogen war, wurde die Kundgebung durch Tobias Seydler, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, eröffnet. Dieser fand sogleich deutliche Worte in Richtung der Waldschützer: „Solange die Windräder nicht drehen, dürfen wir nicht müde werden, denen, die darüber entscheiden, ob gebaut wird oder nicht, zu zeigen, dass die Menschen hier keine Umnutzung vom Naturpark in einen Windindustriewald wollen.“ Denn der Trendelburger ist überzeugt, dass es sicher nicht bei den 18 Anlagen bleiben werde, immerhin wisse man, dass theoretisch 144 Anlagen Platz hätten. Laut Seydler wurde bei der Festlegung des Teilregionalplans Fehler gemacht, da schon hätten die Vertreter der Regionalversammlung ohne echte Kompetenzen entschieden, wo Windräder hin dürften und wo nicht. Deshalb forderte er eine Überarbeitung des Plans, denn „Wenn wir Klimawende wollen muss sie sinnvoll sein und Waldzerstörung ist dies nicht.“

Zu Wort meldete sich auch der Bürgermeister der Gemeinde Wesertal, Cornelius Turrey, der gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar machte, dass längst nichts verloren sei und es wichtig wäre weiterzukämpfen. Im Weiteren ging er auf das Thema Brandschutz ein: „Dieser ist nicht sichergestellt, brachte er das Problem auf den Punkt und fügte an, dass auch das Grund- und Trinkwasserschutz bedroht sei. Daneben kritisierte das Gemeindeoberhaupt auch die Vorgehensweise, habe man doch vor der öffentlichen Bekanntmachung der Genehmigung schon mit den Arbeiten begonnen.

Windpark Reinhardswald (Kreis Kassel): Schutzgemeinschaft Deutscher Wald bringt Klage auf den Weg

Auch der Landesgeschäftsführer der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald übte Kritik an dem eingeleiteten Vorhaben: „Mit dem Bau der Windkraftanlagen geht Waldfläche in der Größe von 140 000 Quadratmetern verloren – 1400 stattliche Bäume würden hier sonst stehen.“ Außerdem unterrichtete er die Zuhörer über die schon auf den Weg gebrachte Klage der SDW, die sich sowohl auf den Bau der Anlagen als auch auf Baumfällungen von Zuwegen bezieht.

Emotional zeigte sich Hermann Josef Rapp, der auch als die Stimme des Reinhardswalds bekannt ist: „Ich bin zu Tränen gerührt, wie viele den Weg heute hierher gefunden haben – und das trotz Regen und Sturm“, erklärte der Naturschützer aus Reinhardshagen.

In seinen Ausführungen zeigte er an der Historie von Gottsbüren die Bedeutung des Waldes auf und rief das Publikum dazu auf, sich weiterhin für den Wald stark zu machen. (Tanja Temme)

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