Zustimmung und Kritik erfahren
Seilbahn-Projekt am Edersee: Initiatoren hoffen auf Rückhalt von Bürgern und Politik
Waldeck – Zur geplanten neuen Seilbahn vom Edersee bis zum Waldecker Stadtkern haben die Initiatoren des 15-Millionen-Projekts viel Zustimmung erfahren, aber auch Kritik, sagen Harald Hesselbein und Hartmut Kiewitter. „Dieser Kritik wollen wir uns stellen.“
Die Seilbahn stehe am Scheideweg. „Wir haben nicht vor, gegen die Bürger der Region am Seilbahnprojekt weiterzuarbeiten, haben allerdings das Gefühl, dass eine schweigende Mehrheit eine neue Seilbahn befürwortet, sich aber nicht zu Wort meldet.“
Kurze Wege zur Gondel
Die alte Seilbahn habe historischen Charme, aber sei technisch veraltet. Moderne Gondeln auf der alten Trasse machten wenig Sinn, merken die Sprecher der Seilbahn-Planungsgesellschaft an. Zudem sei der ein Kilometer lange Weg vom Schiffsanleger zur Talstation zu unattraktiv für viele Besucher.
Als Standort der neuen Talstation wird der Bereich des ehemaligen Infopoints vorgeschlagen. Die Gondeln sollen kurz über den Edersee schweben, dann über den Schlossberg zur Mittelstation und zur Bergstation am Alten Hof, direkt gelegen am Ortskern.
Vorteile der neuen Bahn: Kurze Wege vom Schiff zur (barrierefreien) Gondel, Panoramablick über den Edersee, Gruppen könnten auf den Bus verzichten, und der Weg vom See zum Ortskern werde verkürzt und bequemer.
Eine Stütze im Nationalparkgebiet
Die Obere Denkmalschutzbehörde habe zugestimmt, weil die Mittelstation am Fuße des Schlosses über dem unteren Parkplatz stehen soll. Durch die Bewaldung sei die Station von See, Kanzel und Wildpark aus nicht sichtbar, das Bild des Schlosses werde wenig beeinträchtigt.
Obere Naturschutzbehörde und NABU tolerierten die alte Trasse, da es dort Bestandsschutz gebe und für eine Stütze im Schlossberghang ein Verschlechterungsverbot im Nationalpark bestünde.
„Die formaljuristische Argumentation gegen die Neue Seilbahn kann man nur schwer nachvollziehen“, sagt Hesselbein. „Es wird nur eine Stütze im Nationalparkgebiet benötigt. Sie soll am ausreichend befestigten mittleren Schlossbergweg liegen, sodass die Baustelle der Stütze gut erreichbar ist“, ergänzt Kiewitter. Beim Rückbau der alten Trasse stünde eine ein Hektar große Fläche zur Verfügung, die sich seit der Erweiterung mitten durch den Nationalpark ziehe. Dass der Eingriff für diese Stütze „nicht mit der Renaturierung der Schneise kompensiert werden darf, ist nicht zu begreifen.“
Ausnahmegenehmigung nur mit breiter Unterstützung
Das Regierungspräsidium halte die Genehmigung für aussichtslos. Für eine Ausnahmegenehmigung bedarf es der Unterstützung der hessischen Landesregierung. Sie setze sich aber nur ein, wenn eine breite Mehrheit der Bürger und die politischen Gremien dahinter stehen und das Projekt für wirtschaftlich wichtig halten.
Eine Zusage der Landesregierung sei nötig, „weil der nächste Schritt im Genehmigungsverfahren ein Verträglichkeitsgutachten ist, das 100 000 Euro kostet“.
Waldeck hat viel verloren: 400 Einwohner, Grundschule, Post, Apotheke und mehr
Die Region brauche einen kräftigen Schub für den sanften Tourismus. Gerade Waldeck habe wesentliche Teile seiner Infrastruktur verloren: Die Mauserwerke existieren nicht mehr, die Stadt schrumpfte um 400 Einwohner. Grundschule, Post, zwei Bankfilialen, Apotheke, Drogerie, Schlecker-Filiale, zwei Bäckereien, Metzgerei, Tankstelle, Schlosserei wurden im Laufe der Jahre geschlossen.
„Wenn dieses Projekt stirbt, verpassen wir eine große Chance für den Tourismus in der Ederseeregion“, sind sich die Sprecher der Planungsgesellschaft sicher. (Cornelia Höhne)