Zwischen Blechkuchen und Blasmusik: 2600 Gäste feiern Kreisseniorentage auf dem Sensenstein

Aktuell laufen die Kreisseniorentage auf Hochtouren. Wir waren dabei und haben uns am Montag dort umgeschaut.
Kreis Kassel – „Das Einzige, was morgens beim Aufstehen nicht wehtut, ist der Schlafanzug“, scherzt die 82-jährige Lucie Lutteropp und lädt sich und ihrer Freundin Helga Erkelenz ein Stück Schmandkuchen auf den Teller. Es ist Kreisseniorentag. Seit Montag um Punkt 15 Uhr ist das Fest auf dem Sensenstein in Nieste in vollem Gange. Bis einschließlich Donnerstag werden jeden Tag nacheinander aus allen 28 Kreiskommunen insgesamt 2600 Menschen mit Bussen zur Jugendburg kutschiert.
Bei den älteren Herrschaften ist die Großveranstaltung, bei der alle über 80-Jährigen aus dem Landkreis Kassel eingeladen sind, durchaus beliebt. Sie treffen Bekannte, Kaffee, Kuchen und Würstchen gibt es umsonst und im Hintergrund spielen Erichs Fröhliche Musikanten Blasmusik. Vom „Bayrischen Defiliermarsch“ bis „Atemlos“ von Helene Fischer – die Musiker bringen ordentlich Stimmung in die Halle, in der am Montag zum Auftakt Senioren aus Ahnatal, Baunatal, Fuldatal, Schauenburg und Vellmar zu Gast waren.

„Die Musik gefällt mir gut“, sagt Helga Erkelenz, „unserem Alter entsprechend.“ Ihre Freundin Lucie Lutteropp schüttelt den Kopf. Sie ist anderer Meinung: „Ich bin Elvis-Fan“, sagt sie. Den King of Rock ’n’ Roll hat sie selbst aber leider nie live gesehen, dafür sein Auto. „Das war mal bei Karstadt ausgestellt. Unten sang dann ein Hilfs-Elvis, aber das ist ja nicht das gleiche“, sagt sie und lacht.

Für die Ahnatalerinnen ist dieser Kreisseniorentag nicht der erste. Lucie Lutteropp war sogar beim allerersten Kreisseniorentag 1958 dabei, als die Veranstaltung noch Kreisaltentag hieß und in einem Zelt gefeiert wurde. „Ich war als Begleitung für meine Oma mit“, erinnert sie sich.
Heute sei sie froh, gemeinsam mit ihrer besten Freundin Helga Erkelenz dabei zu sein. „Wir sind seit 75 Jahren befreundet“, sagt Erkelenz und nimmt ihre Freundin in den Arm. Schnell wird die rührende Situation durch eine Tischnachbarin unterbrochen. „Hier drüben bei uns gibt es nicht mehr den Kuchen, den ich will“, ruft sie und bewegt sich mit ihrem Teller in die Richtung der Freundinnen. „Nur noch Streuselkuchen. Den haben wir früher Beerdigungskuchen genannt“, raunt sie, nimmt sich ein anderes Stück und bahnt sich wieder den Weg zu ihrem Platz.

Ein paar Tische weiter haben es sich zwei Pärchen aus Baunatal gemütlich gemacht. „Wir finden den Kreisseniorentag toll“, sagt Gisela Spoida. „Auch die Seniorenarbeit in Baunatal ist sehr gut“, fügt Irina Kacala hinzu. Ihre Begleiter nicken zustimmend. Nebenbei wird das Gewinnspiel ausgefüllt. „Was man da gewinnen kann? Weiß ich nicht. Wir machen einfach mal mit“, sagt Spoida.
Langsam ist der Kaffee ausgetrunken, die Kuchenteller leeren sich. Die Helfer räumen das Geschirr ab und Landrat Andreas Siebert, der an allen vier Tagen die Gäste begrüßt, kündigt an, dass es bald Bratwürstchen gibt. Die Bürgermeister der Gemeinden, die sich diesen gesellschaftlichen Höhepunkt ebenfalls nicht entgehen lassen, schlängeln sich derweil durch Rollatoren und große Kaffeebehälter, um ihre Senioren mit Cola, Bier und Wasser zu bedienen.

Der Höhepunkt eines jeden Kreisseniorentages: die Ehrung der Ältesten. Drei Frauen und drei Männer, alle über 90, werden vom Landrat Andreas Siebert geehrt. Sie werden nicht die letzten sein, die geehrt werden. Heute sind die Senioren aus dem Kreisteil Wolfhagen sowie aus Calden und Immenhausen zu Gast. Auf dem Kreisseniorentag ist eben richtig was los. (Clara Pinto)