Alter Flugplatz Calden: 500 PS für die Ukraine

Auch wenn Heinz Jordan am alten Flugplatz Calden schon mit hochgezüchteten Rennmotoren zu tun hatte, ist die Sache mit dem Zwölfzylinder diesmal eine ganz andere. Der Organisator der historischen Flugplatzrennen in Calden befasst sich derzeit mit einem 500-PS-Diesel von Deutz. Der hat dem Flugplatz von 1970 bis 2013 als Notstromaggregat gedient. Nun schickt ihn Jordan in die Ukraine. Im Kriegsgebiet im Osten soll er helfen, Leid zu lindern.
Kreis Kassel – Seit einigen Tagen ist der Helsaer gemeinsam mit freiwilligen Helfern und Mitarbeitern der Flughafen GmbH dabei, das 6,5-Tonnen-Aggregat in der bisherigen Behausung auf der Rückseite des Towers zu lösen. Auch rund 2300 Liter Diesel müssen abgepumpt und in Tanks aufgefangen werden. Vier Tanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 700 Litern standen neben dem Diesel, erläutern Jordan sowie Mirko Schubert und Tobias Busch von der Flughafen GmbH.
Der Deutz-Motor hat letztendlich einen Generator der Firma Polyma mit einer Spitzenleistung von 446 kVA angetrieben, der im Notfall sämtliche Gebäude des Flugplatzes – von Tower bis Tankstelle – mit Energie versorgt hätte. Bis 2013 habe man einmal im Monat einen Probelauf starten müssen, sagen die Flughafen-Mitarbeiter. „Das Ding ist kein Schrott“, betont Schubert. Und Jordan ergänzt: „Es war das Beste, was in Deutschland zu der Zeit gebaut wurde.“
Jordan hat – wie so häufig in den vergangenen Monaten – Helfer und Firmen koordiniert, die Material, Medikamente und medizinische Ausrüstung im Wert von inzwischen über 1,5 Millionen Euro in das Krisengebiet brachten. Diesmal helfe ihm die Firma Regel aus Baunatal mit Spezialgabelstaplern und Kran, um die tonnenschwere Notstrom-Anlage aus dem engen Gebäude zu hieven. Anschließend werde sie vor Ort auf einen ukrainischen Lkw verfrachtet, der sie in den Osten des Landes bringe. Wohin genau, will Jordan nicht verraten – „aus Angst vor russischem Beschuss“.
Mindestens zwei bis drei Tage dauert der Ausbau in Calden, schließlich müssen neben dem Motor auch noch die Tanks und der Schaltschrank abgebaut werden. In dem umkämpften Gebiet soll der Stromerzeuger laut Jordan die Wasserversorgung in einer Stadt aufrecht erhalten. Die Beschreibungen und die Betriebsanleitung für die Anlage seien noch vorhanden, berichtet Jordan. „Die geben wir mit.“ 75 Liter frisches Motorenöl für den Diesel spende die Korbacher Firma Rektol.

Jordan hat bereits das nächste Projekt im Sinn: In Meinhard (Werra-Meißner-Kreis) baue man ein altes EAM-Blockheizkraftwerk ab. Die Anlage mit einem halben Megawatt Leistung soll auch auf den ukrainischen Lkw gehoben werden, sagt er. „Damit könne man in der Ukraine gleichzeitig ein Krankenhaus und zwei Schulen mit Strom und Wärme versorgen.
Und was treibt den Initiator weiter an? „Die Dankbarkeit der Leute“, sagt Jordan. Immer wieder bekomme er Rückmeldung, wenn die Geräte in den Städten in Betrieb genommen wurden. „Das motiviert.“ (Sven Kühling)