Ahnataler Flaschenpost-Projekt soll Menschen zusammenbringen

Ältere Menschen miteinander vernetzen – genau darum geht es beim Projekt „Glücksmomente Flaschenpost“, dass der Ahnataler Pflegedienst GG kürzlich auf den Weg brachte. Vor gut vier Wochen wurden die ersten Post-Flaschen an Senioren verteilt, die noch zuhause leben und von Mitarbeitern der häuslichen Pflege betreut werden. Grund genug mal nachzufragen, wie das Projekt angelaufen ist.
Ahnatal – Dass gerade viele betagte Menschen einsam sind, nur noch wenig Kontakte haben, ist auch Kai Gnidke, Leiter des Pflegedienstes G&G und seinem Team bewusst. „Im Kollegium kam uns deshalb die Idee, ein Flaschenpost-Projekt ins Leben zu rufen, um unsere Klienten miteinander zu vernetzen“, berichtet der Inhaber der Einrichtung. Und das geschieht auf eine recht originelle Weise: Bei ihren Besuchen in den Haushalten überraschen die Mitarbeiter des Versorgungsdienstes schon seit einiger Zeit ihre Patienten mit einem Brief, der in einer Flasche steckt – einer Flaschenpost also. In dem Anschreiben werden die Senioren aufgefordert, „einfach mal drauf los zu schreiben“. „Das kann eine Lebensgeschichte sein, eine kleine Anekdote oder einfach nur der Wunsch, eine Antwort zu erhalten“, erklärt der Ahnataler, „und wenn einem gar nichts einfällt, dann ist es auch in Ordnung, wenn man ein Bild in die Flasche packt, eine getrocknete Blume verschickt oder sonst was mit auf die Reise gibt – Hauptsache die Adresse wird nicht vergessen.“
Gerade in diesen Zeiten, wo überwiegend per Computer und Handy kommuniziert wird, kaum jemand noch einen persönlich verfassten Brief erhält, ist es laut Gnidke für viele etwas Besonderes, Post zu erhalten, die „obendrein noch von einer völlig fremden Person stammt“. Neben der Freude, die eine solche Post-Flasche bringen kann, hat sie auch den Nebeneffekt, dass die älteren Leute zum Schreiben motiviert werden. „Und das ist eine Tätigkeit, die natürlich auch Training fürs Gehirn ist.“
Dass sie mit dem Flaschenpost-Projekt genau ins Schwarze getroffen haben, bestätigt beispielsweise die Seniorin Marlies Landgrebe. „Ich habe in der Karnevalszeit eine der ersten Flaschen bekommen, in denen wir aufgefordert wurden, einfach mal etwas zu schreiben“, erinnert sich die Vellmarerin. Da sie in der Fünften Jahreszeit gewesen wären, hätte sie ein paar Witze aufgelistet. Wer ihren humorvollen Text erhalten hat, weiß sie bislang nicht, hofft aber, dass er etwas Freude gebracht hat. „Allerdings habe ich in der Zwischenzeit schon Post von einer Dame aus Fürstenwald bekommen, in der sie erzählt wie sehr sie Blumen und die Natur mag.“ Auf diese Zeilen will Landgrebe nun antworten und „wenn sie mag, dann würde ich mich auch mal mit ihr treffen – vielleicht entsteht sogar noch eine Freundschaft zwischen uns“.
Wenn es nach Gnidke geht, dann soll das Projekt mit der Zeit größere Kreise ziehen, wie er sagt. „Und ich habe auch nichts dagegen, wenn jemand mal eine Flaschenpost losschickt, der nicht zu unserem Pflegedienst gehört – wichtig ist, dass Menschen zusammenkommen und einen Moment des Glücks haben.“ (Tanja Temme)