Ahnatal gehört jetzt zum Rheingau: Hobbywinzer hat offizielle Genehmigung für Weinberg in Weimar bekommen

Der Ahnataler Weinberg von Familie Völker ist jetzt offiziell gelistet. Den Wein aus der kommenden Ernte darf die Familie dann im Handel verkaufen.
Ahnatal – Es knackt leise, als Simon Völker einzelne Triebe an den Weinreben abbricht. Das Ausbrechen ist eine der ersten wichtigsten Aufgaben, die der junge Winzer am Weinberg in Ahnatal-Weimar zu tun hat. In diesem Jahr hat das eine besondere Bedeutung. Denn der Weinberg ist jetzt offiziell gelistet. Den Wein aus diesem Jahrgang darf die Familie Völker ab dem kommenden Jahr im Handel verkaufen.
Beim Ausbrechen der Triebe dürfen nur zwei übrig bleiben. Simon Völker zeigt auf den Ast. „Ich nehme damit zwar auch die Trauben weg“, sagt er, aber umso besser werde die Qualität der restlichen Trauben. Das nenne man Triebregulierung. „Sie nehmen sich sonst das Licht und die Kraft.“
Die Reben auf dem 1200 Quadratmeter großen Hang sind älter als der junge Winzer. Vor 36 Jahren hatte sie Horst Kramer angepflanzt und damit den Weinberg an der Westseite des Kammerbergs gegründet. Völker war schon als Kind von dem Weinberg begeistert.
Weinberg in Ahnatal gehört jetzt zum Rheingau
Vor zwei Jahren war das Grundstück dann neu zu verpachten. Mit seiner Familie entschied er sich, das Grundstück zu bewirtschaften. „Allein wäre das nicht zu schaffen“, sagt der 25-Jährige. Hilfe bekommt er auch von seiner Freundin und deren Familie. Das alles läuft nebenher. „Nach Feierabend und an den Wochenenden“, sagt der Winzer, der tagsüber als Landschaftsgärtner in Grebenstein arbeitet.
Von Spätburgunder bis Müller-Thurgau
Am Weinberg in Ahnatal wachsen 330 Rebstöcke mit sechs Weißweinsorten und 117 Rebstöcke mit sechs Rotweinsorten. Darunter sind Blauer Spätburgunder, Bacchus, Kerner, Müller-Thurgau, Portugieser und weißer Riesling. Weinberge über 1000 Quadratmeter gelten nicht mehr als Hobby. Für die Prüfung ist dann das Regierungspräsidium Darmstadt zuständig. Es prüft und genehmigt Anbaugebiete und nimmt den Wein ab. 2024 darf der Wein auch im Handel verkauft werden. Der Weinbauverband gibt seinen Mitgliedern zusätzlich Unterstützung, etwa bei Verträgen und mit Fortbildungen. In Deutschland gibt es 13 Anbaugebiete, die beiden Hauptanbaugebiete in Hessen sind Rheingau und Hessische Bergstraße, heißt es auf der Webseite des Weinbauamts.
Der Wein der diesjährigen Ernte wird im nächsten Frühjahr abgefüllt. Dass er ihn dann offiziell verkaufen darf, bedeutet Simon Völker viel. Damit wird sein Traum noch ein bisschen wahrer, verrät er. Und es ist „eine Belohnung für die Arbeit im Jahr.“ So könne er auch dem Dorf etwas zurückgeben: den dorfeigenen Wein.
Dafür musste Völker viele Mails schreiben, telefonieren und seitenweise Anträge ausfüllen. Nachdem das Regierungspräsidium Darmstadt den Weinberg besucht und alles vermessen hat, ist der Weinberg jetzt in die Kartei aufgenommen. Auch beim Deutschen Weinbauverband ist er nun Mitglied. Genauer gesagt, gehört der Ahnataler Weinberg nun zum Rheingauer Verband. Das aber nur, erklärt Völker, weil es in Nordhessen keinen eigenen Verband gibt.
Viel Arbeit: Weinberg in Ahnatal ist jetzt offiziell gelistet
Durch die Aufnahme hat Simon Völker nun auch mehr Kontakt zu anderen jungen Winzern. „Man lernt viel und kann sich austauschen.“ Mittlerweile hat die Familie auch in Maschinen investiert. „Im ersten Jahr haben wir die Trauben noch alle einzeln abgezupft“, erinnert er sich. Jetzt erledigt das ein sogenannter Entrapper, der die Trauben auch gleich leicht zerquetscht.
Das meiste ist trotzdem Handarbeit. Aus der Traubenlese im Herbst sind übrigens 400 Flaschen Wein herausgekommen – weißer und roter, den die Familie erst vor ein paar Wochen abgefüllt hat. Die Flaschen für die nächste Ernte sind auch schon bestellt. Wegen der Krisen waren sie nicht leicht zu bekommen, sagt Völker. Und die Gespräche mit Verkaufsstellen laufen auch schon. (Valerie Schaub)