Tagesmütter betreuen die Kindergruppe „Sonnenkäfer“ in Ahnatal

Kleine Stühle, ein großes Sofa und zahlreiche Möglichkeiten zum Spielen: Seit Beginn des Jahres bevölkert der Ahnataler Nachwuchs den ersten Stock im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde in Heckershausen.
Ahnatal – Als Mieter sind im Gemeindehaus nämlich die „Sonnenkäfer“ eingezogen. Genauer gesagt, Melanie Rühl (32) und Michelle Garcia (40) mit ihren Schützlingen. Die beiden Tagesmütter betreuen Kinder zwischen einem und drei Jahren. Aktuell sind es acht. Bis zum Sommer kommen zwei weitere dazu.
Unterstützt werden sie von der Familienbildungsstätte „Die Sternschnuppe“ und damit von Sozialpädagogin Roselind Winkler. Sie ist Ansprechpartnerin in den drei Gemeinden Ahnatal, Espenau und Fuldatal sowie der Stadt Vellmar.
Es ist eine von fünf Vermittlungsstellen im Landkreis Kassel, die sich mit Kindertagespflege beschäftigt und dabei mit dem Jugendamt zusammenarbeitet. Die Tageselternbörse der „Sternschnuppe“ hilft nicht nur Eltern und Tageseltern zusammenzubringen, sie berät beide Seiten.
Den Tageseltern bietet sie zudem Fortbildungen und für den Austausch ein pädagogisches Netzwerk. „Wir suchen auch immer wieder neue Tageseltern. Jetzt zum Beispiel dringend in Espenau“, sagt Winkler.
Die „Sonnenkäfer“ aus Heckershausen sind bei der Familienbildungsstätte aber eine Besonderheit. Denn durch den Zusammenschluss der beiden Tagesmütter handelt es sich um eine sogenannte Großtagespflegestelle.
Auch aufgrund der Größe der Räumlichkeiten können Michelle Garcia und Melanie Rühl bis zu zehn Kinder betreuen. „Diese Form des Betreuungsangebots gibt es nicht oft“, sagt Winkler.
Garcia arbeitete bis 2019 noch als Erzieherin in einer öffentlichen Einrichtung. Sogar in leitender Position. Unzufrieden mit den Rahmenbedingungen der Kinderbetreuung entschied sie sich für die Arbeit als Tagesmutter. „Ich bin eine Systemaussteigerin“, sagt sie selbst. Zu ihren ersten Schützlingen zählte Rühls Sohn.
Die beiden Frauen freundeten sich an. Immer öfter sprachen sie darüber, gemeinsam in der Kinderbetreuung zu arbeiten, und über die Zeit wurde daraus ein konkreter Plan. Während die 32-Jährige mit ihrer Tochter in Elternzeit war, besuchte sie einen Umschulungskurs. Aus der Sozialversicherungsfachangestellten wurde eine Tagesmutter.
„Jetzt mache ich eine Arbeit für das Herz“, sagt sie. „Wir arbeiten situations- und bedürfnisorientiert“, erzählt Garcia. Gemeinsam mit den Kindern werde frisch gekocht, gesungen und immer wieder Ausflüge in die Natur gemacht. Mit dabei, zwei Labradore.
Nach passenden Räumen suchten sie lange. „Für viele Vermieter ist Kinderbetreuung ein schwieriges Thema“, erzählt Rühl und Garcia ergänzt: „Sie denken an Lärm und dass sich die Nachbarn gestört fühlen.“
Dabei sei das ganz und gar nicht der Fall. Das zeige sich auch jetzt. Im Erdgeschoss finden regelmäßig Angebote der Kirche statt und da schaue dann schon auch mal jemand bei den „Sonnenkäfern“ vorbei, weil „gar nichts zu hören“ sei, erzählen die beiden Frauen schmunzelnd.
Für die Kirche seien die neuen Mieter wiederum ein Glücksfall. Nicht nur, dass jemand gesucht wurde, wie Gundula Goldbach, Pfarrerin für Heckershausen und den Kammerberg, erklärt. „Wir finden es wichtig, Kindern und Familien Raum zu bieten.“ Im Kirchenvorstand hätten gleich alle zugestimmt, als Garcia, ebenfalls Mitglied des Kirchenvorstandes, ihre Idee vorstellte. (Hanna Maiterth)