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„Zum Betonieren viel zu schade“: Bürgerinitiative gegen Bauprojekt in Großenritte nimmt Fahrt auf

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Von: Peter Dilling

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Andrang zum Rundgang: Luis Möller, Alexander Liehr und Martin Koch von der Bürgerinitiative (hinten von links) forderten die Besucher auf, sich gegen die Pläne der Stadt zu stellen und Transparenz bei dem Entscheidungsprozess einzufordern. Ordner sicherten den Rundgang, die Polizei musste nicht eingreifen.
Andrang zum Rundgang: Luis Möller, Alexander Liehr und Martin Koch von der Bürgerinitiative (hinten von links) forderten die Besucher auf, sich gegen die Pläne der Stadt zu stellen und Transparenz bei dem Entscheidungsprozess einzufordern. Ordner sicherten den Rundgang, die Polizei musste nicht eingreifen. © Peter Dilling

Die Bürgerinitiative (BI) Großenritte-Nord stellt sich gegen die Pläne für ein Neubaugebiet in Baunatal. Am Wocheneden kamen dafür über 200 Menschen zusammen.

Baunatal – Mit einer Absichtserklärung hat die Mehrheit von SPD, CDU und FDP in der Stadtverordnetenversammlung kürzlich erste Weichen für ein riesiges neues Baugebiet am nördlichen Rand von Großenritte, der von Ackerland geprägt ist, gestellt.

Auf bis zu 23 Hektar (rund 32 Fußballfelder) sollen etwa 800 Wohneinheiten entstehen. Doch der Stadt Baunatal bläst bei diesem Mega-Projekt der Wind ins Gesicht: Die neu gegründete Bürgerinitiative (BI) Großenritte-Nord, die eine Petition anstrebt, brachte am Wochenende geschätzt mehr als 200 Bürger, darunter auch Stadtverordnete verschiedener Parteien, auf die Beine. Sie informierten sich bei einem mehr als zwei Kilometer langen Rundgang über das geplante Areal an der Hamburger Straße an mehreren Ständen über die gravierenden Probleme, die nach Ansicht der BI drohen.

Bürgerinitiative gegen Neubaugebiet: Landwirte interessierten sich für Infoveranstaltung

Es waren vor allem die dort die Äcker bewirtschaftenden Landwirte, die sich bei dem Rundgang engagierten und gegen das Projekt protestierten. „Unser Boden ist viel zu schade, um ihn zu betonieren“, sagte Heinrich Dittmar vom Karlshof. Er ist nach eigenem Bekunden mit zehn Hektar der größte Landeigentümer in dem Gebiet. „Mein Großvater hatte dieses Land schon“, sagte er. Es gebe keine landwirtschaftlichen Ausgleichsflächen in zumutbarer Entfernung, die gute Zusammenarbeit der Landwirte, die das Land besitzen oder gepachtet haben, in Sachen Fruchtfolge und Naturschutz werde zerstört. „Viele Tiere nisten hier“, rief Alexander Liehr von der BI den Besuchern zu.

Protest auf Plakat: An der Hamburger Straße weisen Landwirte auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit für die Ernährung hin.
Protest auf Plakat: An der Hamburger Straße weisen Landwirte auf die Wichtigkeit ihrer Arbeit für die Ernährung hin. © Dilling, Peter

Landwirt Dittmar kann die Aussicht auf einen hohen Erlös beim Verkauf des Landes nicht locken. Er sei schließlich mit Leidenschaft Landwirt und habe eine gesellschaftliche Verantwortung. Am Stand des Sonnenhofs konnten die Rundgänger anfassen, was die Landwirte dort anbauen: Raps, Gerste, Weizen, Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben. Landwirt Harald Hellmuth: „Das wird keine schöne Geschichte für uns alle. Die Pachtpreise für Ackerland werden steigen.“

Verlust von landwirtschaftlicher Fläche: BI zweifelt Bedarf an Wohnungen an

Der Verlust von landwirtschaftlichen Flächen, Natur und Frischluftzufuhr war ein Thema unter den Besuchern – die Frage, ob das Projekt nicht viel zu überdimensioniert und zu teuer ist, das andere. Martina Hellmuth kritisierte die geplante Kooperation der Stadt mit der Berliner Projektgesellschaft „deuhab“. Dieser komme es nur auf Profit an. Die geplanten Sozialwohnungen brächten der Stadt keinen Gewinn. Sie seien „ein Minus-Geschäft“.

Daneben wurde angesichts der prognostizierten Einwohnerentwicklung Baunatals vielfach der Bedarf an so vielen Wohnungen angezweifelt. „Hunderte Baugrundstücke in Baunatal liegen brach, und keiner will verkaufen“, sagte Wolfgang Ravior und erhielt dafür viel Beifall. Und unter den 1500 angeblichen Interessenten für Baunatal seien sicher viele Karteileichen, hieß es. (Peter Dilling)

Infos: grossenritte-nord.de

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