Dirk Faust muss erneut in Entzugsklinik, obwohl er trockener Alkoholiker ist

Dirk Faust ist seit 15 Monaten trockener Alkoholiker. Nachdem der 54-Jährige, der im Baunataler Stadtteil Rengershausen lebt, im Februar vergangenen Jahres mit einer Leberentzündung ins Krankenhaus eingeliefert wurde, hat er seiner Sucht abgeschworen.
Baunatal – Um andere Betroffene aufzuklären, machte Faust seine Geschichte öffentlich und war vor Kurzem Teil einer HNA-Serie, in der wir anlässlich der bundesweiten Alkoholpräventionswoche Menschen mit Alkoholsucht porträtierten.
Doch nun befindet sich Faust seit Kurzem erneut in einer Suchtklinik, wo er für zwölf Wochen eine Reha absolvieren soll.
Diese erneute Maßnahme wurde von der Rentenversicherung angeordnet, nachdem Dirk Faust einen Antrag auf Erwerbsminderungsrente stellte. Laut seinen Ärzten werde sich der Schaden an seiner Leber nicht mehr regenerieren und sich sein Gesundheitszustand auch nicht wieder verbessern.
Für seinen einstigen Job in der Produktion im Volkswagen-Werk fühle er sich zu schwach. Seinem Beruf konnte Faust seit Beginn seiner Leberentzündung nicht mehr nachgehen.
Anders beurteilt dies die Rentenversicherung. „Wir halten vorrangig die Durchführung einer Leistung zur medizinischen Rehabilitation für erforderlich. Während dieser Leistung wird geprüft, ob im Anschluss daran gegebenenfalls weitere Leistungen zur Teilhabe angezeigt sind“, teilt die Rentenversicherung auf Nachfrage schriftlich mit. Das heißt: Die Rentenversicherung geht davon aus, dass sich sein gesundheitlicher Zustand durch einen erneuten Aufenthalt in einer Suchtklinik eventuell soweit verbessert, dass er wieder ins Berufsleben zurückkehren kann.
Der Rengershäuser sieht darin hingegen keinen Sinn. „Da ich bereits seit 15 Monaten trockener Alkoholiker bin und sich laut meinen Ärzten mein Gesundheitszustand nicht verbessern wird, sehe ich in der Maßnahme lediglich den Sinn, dass ich einem Süchtigen den Platz wegnehme“, erklärt Faust im Gespräch mit der HNA. „Darüber hinaus finde ich es auch nicht förderlich, einen bereits trockenen Alkoholiker dort hinzuschicken.“
Zudem halte er diese Maßnahme für unnötig, da er ohnehin keinen Alkohol mehr trinken darf, erklärt Faust. Seine Ärzte hätten ihm dies während der Leberentzündung deutlich gemacht. „Wenn ich wieder Alkohol trinke, habe ich nur noch wenige Monate zu leben.“ Und auch ohne weiteren Konsum hätten ihm die Mediziner nur noch wenige Monate gegeben. Dies habe ihn dazu bewogen, nie wieder zur Flasche zu greifen. „Ich war zu diesem Zeitpunkt 52 Jahre alt. Das ist kein Alter zum Sterben“, sagt Faust.
Während der Reha-Maßnahme gehören Gespräche, Ergotherapie und Sport zu seinem Tagesprogramm, berichtet Faust. Der Druck sei groß, da er in der Suchtklinik in Fürstenwald auf viele andere Süchtige treffe und tagtäglich mit dem Thema konfrontiert sei.
Die Entwicklung zum Alkoholiker sei bei ihm ein schleichender Prozess gewesen, sagt Faust. Als bei seiner Mutter Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert wurde, kümmerte sich der Rengershäuser um deren Pflege. In dieser Zeit habe sich sein Alkoholkonsum von bereits sechs Flaschen Bier pro Tag weiter gesteigert. Zum Bier kamen eine halbe Flasche Wodka oder Whisky pro Tag hinzu – über einen Zeitraum von gut eineinhalb Jahren.
Hilfe bekam Dirk Faust nach seinem Outing schließlich vom Blauen Kreuz und der Diakonie, wo er mehrere Therapien absolvierte. (Daniel Göbel)