Das könne bei Erholungssuchenden für Irritationen sorgen – vor allem, wenn Wald und Feldbereiche abgesperrt sind, viele Jäger sich mit ihren Autos und Hunden verteilen und zahlreiche Schüsse zu hören sind. Gelegentlich werde auch die Polizei von aufgeregten Spaziergängern angerufen.
Diese Art der Jagd ist laut der Oberen Jagdbehörde jedoch notwendig, um den Wildbestand auf ein angepasstes Level zu bringen und so übermäßige Wildschäden in Forst- und Landwirtschaft zu verhindern.
„Gerade die Trockenjahre, die Windwurf- und Borkenkäferschäden haben den Wäldern stark zugesetzt“, sagt Kalvelage. „Die jungen Pflanzen müssen nicht nur den immer extremeren Witterungseinflüssen standhalten, sondern sind auch einem starken Wildverbiss durch Hirsch und Reh ausgesetzt.“
Ebenso sei die Population der Wildschweine in Wald und Flur weiterhin so hoch, dass deren Bestandsregulierung eine große Herausforderung für die Jägerschaft darstelle. Nicht nur die Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen gelte es auch im Kreis Kassel abzumildern, sondern auch die herannahende Afrikanische Schweinepest.
„Diese für den Menschen ungefährliche Viruskrankheit ist für Wild- und Hausschweine absolut tödlich“, erklärt Kalvelage. „Hier gilt es, die Populationsdichte durch scharfe Bejagung zu reduzieren, um damit einen Beitrag zu leisten, potenzielle Ansteckungsmöglichkeiten zu verringern.“
Schon für die Einzeljagd gelten laut der Oberen Jagdbehörde strenge Sicherheitsbestimmungen. Sie werden für die Bewegungsjagd noch einmal verschärft. Die Vorbereitungen beginnen schon Wochen zuvor. Diese Regeln gelten:
Jäger im Kreis Kassel berichten auch immer wieder von Kontakten mit der Polizei durch Anrufe von verängstigten Spaziergängern. Wir haben nachgefragt, wie oft so etwas vorkommt und wie man sich als verunsicherter Bürger verhalten sollte.
Wie viele Meldungen bei der Polizei gibt es pro Jahr von Bürgern, die Schüsse gehört haben und deshalb verunsichert wurden?
„Pro Monat sind in diesem Jahr in ganz Nordhessen im Schnitt etwa drei bis vier Meldungen über Schüsse wegen Jagden bei der Polizei eingegangen“, sagt Polizeisprecher Matthias Mänz. „Da solche Einsätze aber langfristig nicht statistisch erfasst werden, können wir keine Aussage zum Vergleich mit früheren Jahren treffen. Eine deutliche Zunahme von solchen Anrufen ist aber nach unserer Einschätzung nicht eingetreten.
Wie groß ist der Aufwand für die Beamten, dem dann nachzugehen?
Häufig informieren Jäger vorab die örtlich zuständige Polizeidienststelle über anstehende Jagden, insbesondere wenn diese in der Nähe von bewohnten oder publikumsträchtigen Orten stattfinden. So können Meldungen über Schüsse dann recht schnell der jeweiligen Jagd zugeordnet werden. In anderen Fällen führen Nachfragen bei den für das betreffende Gebiet zuständigen Jägern meistens zu einer Klärung. Nur selten muss die Polizei der Sache vor Ort auf den Grund gehen. Letztlich ist es die Aufgabe der Polizei, solchen Meldungen ungeachtet des Aufwandes nachzugehen.
Soll man immer bei der Polizei anrufen, wenn man Schüsse hört oder sich erst versuchen zu vergewissern, ob es sich um eine Jagd handelt?
„Den Bürgerinnen und Bürgern ist es grundsätzlich nicht zuzumuten, bei der Wahrnehmung von Schussgeräuschen eine abschließende Beurteilung treffen zu können. Insofern sollte bei Zweifeln immer die Polizei verständigt werden, damit am Ende wirklich ausgeschlossen werden kann, dass eine Gefahrensituation besteht“, sagt Mänz. (Theresa Novak)