Schließtage: 2900 VW-Mitarbeiter bleiben Freitag und Montag zuhause

Baunatal. Mit weiteren Schließtagen versucht das VW-Werk Kassel in Baunatal Kosten zu senken. Bereits am Freitag stehen die Maschinen in Teilen der Produktion still. Am Montag wird die Aktion von der Halle 2 (Karosseriebau, Presswerk, Warmumformung) auf Teile des Getriebebaus ausgeweitet. Das bestätigt VW-Sprecher Heiko Hillwig auf Anfrage.
400 Arbeitnehmer im VW-Werk Kassel in Baunatal sind von dem Schließtag am Freitag in der Halle 2 betroffen. Aufgrund der nächsten Aktion dieser Art am kommenden Montag können sogar 2500 Beschäftigte des Getriebebaus zuhause bleiben, sagt Hillwig.
Das VW-Werk in Baunatal reagiert mit den Schließtagen auf geringere Abfragen für Teile von der Fahrzeugwerken, zum Beispiel in Emden, wo der Passat gebaut wird. Die Nachfrage nach dem Modell ist nach Informationen der HNA nicht so hoch wie erwartet. Aus Baunatal kommen Karosserieteile für den Passat.
„Wir haben leichte Rückgänge“, bestätigt auch Betriebsratschef Carsten Bätzold. „Wir haben Schließtage analog zu den fahrzeugbauenden Werken.“ In andere Bereichen brummt die Arbeit an dem nordhessischen Standort hingegen. Laut Bätzold gibt es etwa eine hohe Nachfrage nach dem neuen Audi-Getriebe DQ 381. Und auch aus China seien jetzt gerade erst zusätzliche Bestellung für älteren Getriebvarianten eingegangen. Laut Hillwig und Bätzold soll es um Ostern herum weitere Schließtage am Standort geben.
Übrigens: Ende Dezember, Anfang Januar waren bereits sieben Schließtage im Baunataler Werk angeordnet worden. Zu diesem Zeitpunkt war von weiteren derartigen Aktionen noch keine Rede, das Management verkündete, dass für 2016 keine weiteren Schließtage geplant seien. Das hat sich innerhalb von drei Wochen bereits geändert.
„Wir müssen seit Anfang Januar unsere Überstunden, die wir am Wochenende erarbeitet haben, nehmen“, berichtet ein VW-Mitarbeiter im Gespräch. Mit Namen will der Mann nicht genannt werden. „Obwohl Arbeit da ist, müssen wir jetzt diesen Freitag und Samstag zuhause bleiben.“ Aus dem Fazit des Mannes klingt Verärgerung über die Folgen der VW-Krise heraus: „Die, die alles hart erarbeitet haben, müssen alles ausbaden.“
Personalchef Dr. Michael Ritter erklärt das Vorgehen jedenfalls so: „Die Programmveränderungen auf einzelne Produkte zwingt uns am Standort zu „Fahren auf Sicht“ und damit zu kurzzyklischen Anpassungen der Fahrweisen. Zu den Steuerungsinstrumenten zählen insbesondere die Guthaben auf den Arbeitszeitkonten der Beschäftigten, die im ersten Schritt durch Schichtabsetzungen an Brückentagen und vor Feiertagen im ersten Halbjahr 2016 abgebaut werden können.“