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„Das ist das Ende des Sportbades“: Vereine wollen Betrieb nicht stemmen – Stadt Baunatal kündigt Gespräch an

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Von: Sven Kühling

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Training für Rettungsschwimmer: Mit dem Ende des Sportbades müsste die DLRG Baunatal endgültig ins Freizeitbad umziehen. Der Vereinsvorstand sieht damit auch den Schwimmunterricht gefährdet. Archi
Training für Rettungsschwimmer: Mit dem Ende des Sportbades müsste die DLRG Baunatal endgültig ins Freizeitbad umziehen. Der Vereinsvorstand sieht damit auch den Schwimmunterricht gefährdet. Archi © Steph Dittschar/nh

Die Tage des Baunataler Sportbades scheinen gezählt. So sehen es zumindest die wassersporttreibenden Vereine.

Baunatal – Nach einem Gespräch zwischen ihnen und Bürgermeisterin Manuela Strube (SPD) über die Zukunft der maroden Sportstätte im Aqua-Park ziehen sie eine ernüchternde Bilanz. Sie gehen davon aus, dass das Sportbad bald schon für immer geschlossen wird.

Es könne sein, dass noch bis Mai Wasser im Becken bleibe, „wir aber nicht wiederkehren“, sagt Stefan Krämer, stellvertretender Abteilungsleiter der SG ACT Baunatal. Mit Annika Mehlhorn hatte der Verein beispielsweise Anfang des Jahrtausends eine Olympiateilnehmerin und Medaillen-Trägerin bei Weltmeisterschaften hervorgebracht. Ein Aus des Sportbades, so Krämer, würde das Ende des Schwimm-Stützpunktes Baunatal bedeuten „Der Hochleistungssport ist damit beerdigt.“

Sportbad Baunatal: Weiteres Gespräch mit der Stadt

Bei dem Gespräch zwischen Stadt und Vereinen sollte nach Betreibermodellen durch die Vereine Ausschau gehalten werden. Laut Krämer wurde anfänglich noch über eine Beteiligung durch die Vereine in einem Kostenumfang von 100 000 bis 150 000 Euro jährlich diskutiert. Letztendlich habe aber eine Beteiligung von 1,1 Millionen im Raum gestanden, so die Berechnungen der SG ACT. „Kein Verein und kein Förderverein ist dazu in der Lage“, sagt Krämer. „Das ist utopisch.“

Ähnlich sieht das auch Gunnar Ranft, Vorsitzender der DLRG Baunatal. „Diese finanziellen Mittel können wir nicht aufbringen“, sagt er. „Welcher Verein in Hessen könnte das?“ Laut Krämer gibt es Städte, in denen Fördervereine Schwimmbäder betreiben. „Für eine Schrottimmobilie gibt es aber kein Betreibermodell.“

Die Stadt selbst äußert sich noch sehr zurückhaltend auf die weitere Vorgehensweise. Sollen nochmals die parlamentarischen Gremien zur Zukunft des Bades befragt werden? So hatten es die Vereine in dem Gespräch mit der Bürgermeisterin jedenfalls verstanden. „Dazu können wir noch nichts sagen, beziehungsweise dies steht noch nicht fest“, sagt Stadtsprecherin Susanne Bräutigam auf Anfrage. „Zunächst wird vor den Osterferien noch ein weiterer Termin mit den schwimmsporttreibenden Vereinen stattfinden.“

Sportbad-Zukunft: Entscheidung nach den Osterferien

Unter anderem muss nach Auffassung der Vereinsfunktionäre bald geklärt werden, wie es in der Sommersaison mit dem Sportbad weitergeht, denn dieses habe ja bisher auch als Baunataler Freibad gedient. Auch dazu sagt die Stadtsprecherin nicht viel: Sollte es zu einer Schließung kommen, werde es eine Entscheidung hierzu nach den Osterferien geben.

Für die DLRG jedenfalls hätte ein Ende der Sportstätte „einen eingeschränkten Trainingsbetrieb“ zur Folge, erläutert Gunnar Ranft. Die Rettungsschwimmer müssten sich weiterhin mit den übrigen Badegästen im Freizeitbad arrangieren.

Immerhin, sagt Ranft, sei angedacht, jetzt am Freizeitbecken Startblöcke zu installieren. Sonst wären Wettkämpfe gar nicht mehr möglich. Im Gespräch sei außerdem noch, dass die Baunataler ins Auebad nach Kassel wechseln könnten. Aber auch das sei wegen zu hoher Kosten fraglich. Pro Wettkampf stünde ein vierstelliger Betrag im Raum.

Dann nennt der DLRG-Vorsitzende noch einen wichtigen Aspekt: Schwimmunterricht für die Jüngsten. Schon jetzt – unter begrenzten Trainingszeiten – müsse man pro Jahr 200 bis 300 Kindern absagen. „Wir haben einfach im Freizeitbad die Zeiten nicht.“ (Sven Kühling)

2021 wurde noch über Neubau diskutiert

Es ist noch gar nicht so lange her, da überlegten die politisch Verantwortlichen in Baunatal, ob statt einer Sanierung des maroden Sportbades nicht eher ein Neubau der Anlage besser wäre. Unter anderem schauten sich Parlamentarier im Sommer 2021 in Werdohl in NRW ein Sportbad an, das mit vier Bahnen für unter fünf Millionen Euro gebaut worden war. Für Baunatal errechneten sie für sechs Bahnen einen Baupreis von acht Millionen. Einige Wochen später verwarf man allerdings das Neubau-Vorhaben. Die Fraktionen von SPD, CDU und FDP befürchteten eine Kostenexplosion auf über 15 Millionen Euro. Noch drastischer sehen das inzwischen die Vereine, laut SG ACT rechnet man mit 25 Millionen für einen Neubau und zehn Millionen Euro für eine Sanierung des alten Bades.

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