Verlängerung für VW-Leiharbeiter in Baunatal

Für Hunderte Familien im Umfeld des VW-Werk Kassel in Baunatal ist es ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk: Der Autobauer hat nämlich die Verträge von 442 Leiharbeitern verlängert. Zumindest für drei Monate – bis Ende Februar. Das bestätigen Betriebsratschef Carsten Bätzold und Werksprecher Heiko Hillwig auf Anfrage.
Kassel/Baunatal – Die befristeten Jobs bei der VW-eigenen Zeitarbeitsfirma Autovision Ende November beendet gewesen. „Diese wurden jetzt bis Ende Februar verlängert“, erläutert der Betriebsratsvorsitzende und wertet die neue Perspektive für die betroffenen Frauen und Männer gleichzeitig als „ziemlichen Erfolg“.
Werksprecher Heiko Hillwig bestätigt auf Anfrage die Ausweitung der Verträge. Diese seien für weitere drei Monate verlängert worden, sagt er lediglich. Dem Vernehmen nach ist die Lage aufgrund des weltweiten Halbleitermangels in der Autoindustrie auch im Baunataler Werk noch spürbar angespannt.
Völlig unklar ist wohl deshalb auch, was mit weiteren 150 Leiharbeitern passiert, deren Verträge planmäßig Ende Februar auslaufen würden. Für diese werde es eine Entscheidung erst Anfang 2022 geben, sagt Bätzold.
Grundsätzlich ist Arbeit nach Angaben der Verantwortlichen am Standort ausreichend vorhanden. Die Auftragsbücher seien voll, betonten Werkmanagement und Betriebsrat in den vergangenen Monaten allenthalben. Doch der anhaltende Chipmangel in den autobauenden Werken sorgt regelmäßig dafür, dass in den zuliefernden Fabriken die Produktionslinien immer wieder angehalten werden müssen.
Ein Ende der Misere ist noch nicht in Sicht. Der Engpass bei den Halbleitern setze sich zunächst fort, so die Einschätzung Bätzolds. „Die Lage ist ungewiss.“ Die Versorgung sei weiterhin nicht sicher.
Bereits Ende 2020, Anfang 2021 ging es im VW-Werk Kassel um die Fortbeschäftigung von Leiharbeitern. 85 Betroffene hatten in einer besonderen Aktion auf sich aufmerksam gemacht. Ihre Verträge waren im Januar 2020 nach 20 Monaten Leiharbeit ausgelaufen, es gab keinen Anschlussvertrag. Die Betroffenen blieben am Ball. Unter anderem übergaben sie eine Petition mit Unterschriftenliste an den Betriebsrat. Es gehe ihnen mit ihrem Vorstoß nicht darum, ihren früheren Arbeitgeber schlecht darzustellen, unterstrichen die Betroffenen damals im Gespräch mit der HNA. „Wir können nur an das Gewissen appellieren“, sagte einer. „Wir möchten wieder reinkommen und arbeiten.“ Mit allen Familienmitgliedern zusammen seien 200 bis 300 Menschen von den Jobs abhängig. Im Oktober kam dann die erlösende Nachricht für die bereits abgemeldeten Zeitarbeiter. Fast alle sollten ab November erneut bei der Autovision eingestellt werden. Die Betroffenen bekämen eine zweite Chance, sagte Betriebsratsvorsitzender Carsten Bätzold damals. (Sven Kühling)