Bürgermeister im Kreis: Windkraft schadet Tourismus nicht

Foto: Schmidt/Aibotix/nh

Kreis Kassel. Touristiker klagen, dass Windräder dem Geschäft schaden. Die Bürgermeister im Landkreis Kassel sehen dem positiv entgegen. Sie wollen die Anlagen in ihr touristisches Konzept einbinden. 

„Was würden Sie empfinden, wenn Sie auf dem Liegestuhl eines Hotelbalkons liegen und auf Windräder blicken?“ – Herwig Leuk, Vizepräsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA), ist der Meinung, dass Windräder in der Landschaft dem Tourismus schaden. Windräder störten die unberührte Natur – und gerade die sei es, die Touristen in die Grimmheimat lockt.

Ob Windparks dem Tourismus schaden könnten, ist auch für einige Kommunen im Altkreis Kassel ein Thema. Reinhardswald, Naturpark Meißner-Kaufunger Wald und Habichtswald locken Urlauber in die Region – auf Wanderwege, in Gaststätten, aber auch ins Gastgewerbe. Im Landkreis Kassel sei in den vergangenen Jahren ein gutes Plus an Ankünften und Übernachtungen erkennbar, sagt Ute Schulte, Leiterin Tourismus der Grimmheimat Nordhessen. In den von Windkraft betroffenen Gemeinden gibt es keine grundsätzlichen Bedenken gegenüber Windkraftanlagen – zumindest noch nicht.

Ja, das Landschaftsbild werde von den Windrädern beeinflusst, sagt Helsas Bürgermeister Tilo Küthe (SPD). „Der Mensch, der herkommt, wird aber von unserer Natur verwöhnt – und diese bleibt trotz der Windräder.“ Mit seinem Fuldabrücker Kollegen Dieter Lengemann (SPD) stimmt er überein: Auch Autobahnen durchkreuzen die Landschaft und werden hingenommen. Arnim Roß (SPD), Bürgermeister von Kaufungen, bringt die Pachteinnahmen ins Spiel: Geld aus dem Windpark Stiftswald fließe in die Stiftung Ritterschaftliches Stift ein, und diese wiederum erhalte Stiftswald und historische Gebäude – wichtige touristische Ziele der Region. „Wer Alternativenergien haben will, der muss sich mit den Türmen abfinden“, sagt Edgar Paul (SPD), Rathauschef in Nieste. Binde man die Windräder offensiv in die touristischen Konzepte ein, kann man sogar davon profitieren. „Ich muss die Bürger mitnehmen, dann gibt es durch Windkraft auch keine finanziellen Einbrüche.“ Auch Schauenburgs Bürgermeisterin Ursula Gimmler (CDU) blickt positiv in die Zukunft mit Windkraft. „Wir wollen die Windräder langfristig in das touristische Konzept einbinden und Menschen zum Beispiel erklären, wie sie zur CO2-Bilanz der Gemeinden beitragen.“ Die Anlagen hielten Urlauber nicht davon ab, in eine Region zu kommen. Dafür gebe es, zumindest in Schauenburg, andere Gründe wie zum Beispiel fehlende Gaststätten am HabichtswaldSteig.

Laut Kreissprecher Harald Kühlborn werden „dort Bedenken gegenüber Windrädern laut, wo noch keine stehen“. Beispiele wie der Eco-Pfad im Söhrewald zeigen aber, dass die Wanderwilligkeit der Menschen nicht abnehme, sobald Windräder sichtbar sind. 

Positives Beispiel: Lehrpfad "Energieweg Söhre"

Im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald können Besucher bald über einen fünf Kilometer langen Rundwanderweg mit Thementafeln gehen, der die fünf Windkraftanlagen am Warpel verbindet. Der „Energieweg Söhre“ wurde eingerichtet von den Städtischen Werken, dem Naturpark, Hessenforst und den Gemeinden Söhrewald, Lohfelden und Fuldabrück und wird kommende Woche eingeweiht.

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