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Das Bikini-Oberteil bleibt an: Oben ohne ist noch kein Thema im Landkreis

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Von: Josefin Schröder

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In den Schwimmbädern im Landkreis gilt die Vorschrift: Schwimmen ist für Frauen nur in Badeanzug, Bikini oder Burkini erlaubt. Archi
In den Schwimmbädern im Landkreis gilt die Vorschrift: Schwimmen ist für Frauen nur in Badeanzug, Bikini oder Burkini erlaubt. Archi © PantherMedia / AndreyBezuglov

Anders als in Göttingen, Berlin und Köln dürfen Frauen im Landkreis nur mit bedeckter Brust baden. Wir haben nachgefragt, ob Oben ohne bald auch in Bädern der Region eine Rolle spielt.

Kreis Kassel – In Göttingens Schwimmbädern dürfen Frauen seit dem vergangenen Sommer ohne Oberteil baden. Nachdem diese Entscheidung bundesweit hitzig diskutiert wurde, zog Berlin diesen Monat nach. Jetzt hebt auch Köln den Dresscode auf, dass Frauen in Bädern ihre Brüste bedecken müssen. Wie wird das Thema in Bädern im Landkreis gehandhabt? Eine HNA-Umfrage zeigt, dass die meisten Schwimmbäder noch an ihren gewohnten Badeordnungen festhalten.

Baunatal

„Das Schwimmen ohne Oberteil ist im Baunataler Aquapark nicht möglich“, sagt Pressesprecherin Susanne Bräutigam. Wer dort schwimmen möchte, muss geeignete Badekleidung tragen – so lautet die Vorschrift. Darunter falle alles, was unter dem Begriff Badekleidung käuflich zu erwerben ist. Anlass, die Haus- und Badeordnung zu ändern, gäbe es bisher nicht. „Es gab keinerlei Anfragen seitens der Besucher und auch keinen Antrag aus dem politischen Bereich“, sagt Susanne Bräutigam.

Vellmar

Auch in den beiden Vellmarer Bädern sieht die Badeordnung aktuell vor, im Wasser übliche Badebekleidung zu tragen. Bürgermeister Manfred Ludewig (SPD) zeigt sich jedoch aufgeschlossen: „Sollte von den weiblichen Badegästen eine Oben-ohne-Regelung zukünftig gewünscht werden, wird man darüber, auch in den politischen Gremien, diskutieren – bis hin zur Änderung unserer Haus- und Bäderordnung.“

Fuldatal

Über Schwimmen mit freiem Oberkörper im Fuldataler Waldschwimmbad sei bisher nicht diskutiert worden, sagt Bürgermeister Karsten Schreiber (CDU). Er sei grundsätzlich schon für Gleichberechtigung, „aber man muss auch überlegen, was bedeutet das?“. Es kämen oft ganze Gruppen junger Männer aus anderen Gemeinden ins Freibad, die mitunter ein anderes Frauenbild hätten, sagt er. „Wir können nicht ausschließen, dass es dann Reaktionen gäbe, die wir nicht haben wollen.“ Blicke, Sprüche, Fotos – das sei sicherlich zu verurteilen. „Aber wie soll man da einschreiten?“ Das sei bei bis zu 2000 Badegästen und einem Bademeister nicht möglich. Bis ins Detail geregelt ist die Bekleidung bisher nicht. Wie in den meisten Badeanstalten ist das Schwimmen laut Bäderordnung nur in „handelsüblicher Badebekleidung“ erlaubt. Das schließe den Burkini für muslimische Frauen mit ein. Soll die Bäderordnung geändert werden, müsste in Fuldatal das Parlament entscheiden.

Helsa

Offen gegenüber einer Oben-ohne-Regelung zeigt man sich auch in Helsa. Momentan stehe allerdings die Sanierung der Anlage im Vordergrund. Wenn das Schwimmbad im Sommer wie geplant öffnet, sei eine solche Regelung denkbar. „Vielleicht könnte das in einem bestimmten Bereich umgesetzt werden“, sagt Matthias Pengel vom Förderverein, der sich um das Bad kümmert. Es komme dabei immer auf die Wünsche der Badegäste an. „In der Vergangenheit haben wir auch darüber nachgedacht, FKK-Schwimmen anzubieten.“

Söhrewald

Nicht abgeneigt gibt sich auch Christina Wetzel, Vorsitzende des Fördervereins Waldschwimmbad im Ortsteil Wattenbach. Sie will das Thema bei der nächsten Vorstandssitzung besprechen. Seit 2014 wird das Schwimmbad ausschließlich vom Förderverein betrieben. „Unser Publikum besteht hauptsächlich aus Familien mit Kindern und Rentnern. Ich weiß nicht, inwieweit da der Wunsch besteht, oben ohne zu baden.“ Geeignete Badekleidung sei dem Verein aus hygienischen Gründen sehr wichtig. So werde beispielsweise das Tragen von Unterhosen unter den Badeshorts nicht gern gesehen.

Bad Karlshafen

Weniger empfänglich für das Thema scheint die Weser-Therme in Bad Karlshafen. „Darüber denken wir nicht nach. Unsere Gäste müssen sich an die Badeordnung halten, die die Bedeckung der Körperteile vorsieht“, sagt Claudia Kayser von der Kundenberatung der Therme. Bislang habe auch keine Frau den Wunsch geäußert, oben ohne baden zu gehen.

Breuna

Auch in der Märchenlandtherme Breuna wird an der üblichen Badebekleidung – also Badehose für Männer und Badeanzug oder Bikini für Frauen – festgehalten. Anlass, diese zu überdenken, sehe man nicht. „Ohne Oberteil schwimmen zu gehen, ist hier für Frauen nicht erlaubt“, sagt Bürgermeister Jens Wiegand (parteilos) und verweist auf Saunatage, an denen man sich textilfrei im Bad bewegen könnte.

Kassel

Ganz anders sieht es in Kassel aus. Zwar gab es laut Ingo Pijanka, Pressesprecher der Städtischen Werke, noch keinen Anlass in Harleshausen, Wilhelmshöhe, im Auebad und im Hallenbad Süd eine neue Regelung einzuführen. Aber: „Oben ohne ist bei uns problemfrei, solange sich niemand dadurch gestört oder gar belästigt sieht.“

Dass Besucherinnen sich ohne Oberteil sonnen, sei normal. Beschwerden gäbe es bisher keine. Sollte ein Gast oben ohne schwimmen und sich jemand daran stören, beispielsweise aus religiösen Gründen, würde man mit den Betroffenen sprechen und um Toleranz und Rücksichtnahme beider bitten. Man wolle vermeiden, dass sich zwei Lager bilden. „Wir sind überzeugt, dass die Freiheit des einen nicht die des anderen verletzten darf“, sagt Pijanka. (Josefin Schröder)

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