Das halten Experten aus dem Kreis von der geplanten Cannabis-Legalisierung

Die geplante Cannabis-Legalisierung der Bundesregierung sorgt auch im Kreis Kassel für Diskussionen – nicht nur am heutigen internationalen Cannabis-Tag.
Kreis Kassel – In den Niederlanden und Kanada ist der Konsum der Droge bereits legal. Nun soll also auch in Deutschland das Verbot bald fallen. Das hatten SPD, Grüne und FDP im Koalitionsvertrag festgelegt.
Nach Angaben von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sollen Kauf und Besitz der noch illegalen Droge künftig zwar erlaubt, aber stark reglementiert sein.
Für Erwachsene soll demnach der Besitz von 25 Gramm zum Eigenbedarf straffrei bleiben. Anbau und Abgabe soll vorerst über nicht gewinnorientierte Vereine oder Cannabis-Clubs ermöglicht werden. Die geplante Freigabe ist stark umstritten. Wir haben uns im Landkreis Kassel umgehört.
Der Mediziner
Dr. Gunter Lehmann, Allgemeinmediziner in Fuldatal-Ihringshausen, hält von der geplanten Legalisierung nichts. In seiner Praxis betreue er einige Patienten, die mit den Folgen des Konsums zu kämpfen hätten. „Man sieht die Folgen im Gehirn, die werden aber anfangs nicht erkannt“, sagt er.
Zudem sei es unklar, wer eine Veranlagung zur Sucht habe und wer nicht. Psychosen und Wesensveränderungen seien eine ernst zu nehmende Gefahr, die die Droge mit sich bringe. Bei Jugendlichen sei der Konsum besonders gefährlich, da das Gehirn im jungen Alter noch nicht fertig entwickelt sei und Cannabis verheerende Auswirkungen auf die Hirnstruktur haben könne.
Wer einmal süchtig sei, komme erst mal nicht wieder davon los. Lehmann stellt sich vor allem die Frage, wie und von wem der geregelte Anbau und Konsum kontrolliert werden soll.
Das bedeutet der Code 420
Der Code 420 wird international verwendet, um den Konsum von Marihuana anzudeuten. In der amerikanischen Schreibweise steht der Monat vor dem Tag: Der 20. April wird also zu 4/20 und so spiegelt das Datum den Code für Cannabis-Konsum wider. Das Codewort hat seinen Ursprung in den USA. Eine Gruppe aus Kalifornien machte sich 1971 auf den Weg, eine verlassene Cannabis-Plantage zu finden. Sie vereinbarten die Uhrzeit 4.20 Uhr nachmittags. So entstand der Code 420. clp
Die Schulleitung
Simon Mittelbach ist Teil der Schulleitung der Ahnatalschule in Vellmar und betont die Relevanz von Vorsorge. „Aus meiner Sicht betrifft uns die Legalisierung nicht, da die Schüler zu jung sind“, sagt er. „Uns ist viel mehr die gute Präventionsarbeit wichtig.“
An der Gesamtschule hätten sie in letzter Zeit keine Probleme mit Drogen, es gäbe aber auch Phasen, in denen das anders sei. Den Schülern merke man an, wenn sie unter Einfluss von Drogen stünden, die sie wahrscheinlich vor Schulstart konsumiert hätten, sagt Mittelbach.
Die Polizei
Die Polizei verzeichnet einen vorsichtigen Rückgang der Verstöße in Verbindung mit Cannabis im Landkreis Kassel. Während es im Jahr 2021 noch 300 gab, waren es 2022 nur noch 260. Dabei unterscheidet die Polizei nach allgemeinen Verstößen und Handel mit Cannabis.

Beim Handel der Droge verzeichnet die Polizei 2022 fünf Fälle als 2021. Ob es zu Cannabis-Toten kam, lasse sich aus polizeilicher Sicht nicht beantworten, teilt Dirk Bartoldus vom Polizeipräsidium Nordhessen auf Nachfrage unserer Zeitung mit. Dennoch schätze er es als eher unwahrscheinlich ein, dass ein reiner Cannabiskonsum ursächlich für den Tod eines Konsumenten ist.
Das Berauschende an der Hanfpflanze ist der Wirkstoff Tetrahydrocannabinol, kurz THC. Beim Rauchen wird dieses THC über die Atemwege aufgenommen und wirkt schnell. Viele Konsumenten berichten deshalb von einer eintretenden Entspannung, Gelassenheit und Freude. (Jenny Breiding und Clara Pinto)