Eine Sicht auf die Welt: 19-Jähriger aus Rothwesten stellt in Berlin seine Kunst aus

Von Rothwesten nach Berlin, vom Kunstunterricht in die Galerie. Der 19-jährigen Juan Malte Haußen aus Fuldatal stellt seine Kunstwerke in Berlin aus.
Fuldatal/Berlin – Von Rothwesten nach Berlin, vom Kunstunterricht in die Galerie. So ließe sich der Weg des 19-jährigen Juan Malte Haußen aus Fuldatal beschreiben. Natürlich nur in Kurzversion. In Wirklichkeit sind noch ein paar Schritte dazwischen gewesen, wie der ehemalige Engelsburgschüler vor seiner Laptopkamera in einer Berliner Wohnung erzählt.
In wenigen Tagen wird er seine Kunst das erste Mal in einer Galerie ausstellen – in Berlin-Kreuzberg. Wovon viele lange träumen, das hat der 19-Jährige aus Rothwesten nach einem Jahr geschafft. Dabei ist die Szene für ihn eine „komplett neue Welt“, wie er sagt. Kein Wunder, schließlich sei seine Kunst noch in den „Babyschuhen“.
Jede freie Minute am Bleistift: 19-Jähriger Künstler aus Rothwesten
Der Surrealismus im Kunstunterricht, Salvador Dalí, René Magritte, die viele als ausgelutscht empfinden, sind für ihn „wie ein Dosenöffner“, erzählt er. Haußen kopiert sie, verbringt jede freie Minute mit Bleistift und Ölfarben. Nach den ersten Imitationen, die er schlecht findet, entwickelt sich nach und nach sein eigener Stil. Und ein paar Jahre später das Ziel, Menschen seine Kunst zu zeigen.

In seinen Bildern verarbeitet er Gesehenes, Träume, Gefühle, Szenen aus dem Urlaub. „Ich mag es, eine Situation aus dem Leben zu nehmen, aber sie nicht eins zu eins zu reproduzieren.“ Dafür stürzt er sich ins Getümmel, reist, geht dorthin, wo etwas passiert – immer mit dem Notizblock im Gepäck. „Ich mache ein schnelles Foto, eine schnelle Skizze“, erst danach folge ein Bild auf Leinwand oder auf dem Bildschirm.
Weil er fürchtet, jemand könnte ihm sagen, wie er seine Kunst zu machen hat, entscheidet sich Haußen nach dem Abitur gegen eine Kunsthochschule und stattdessen für eine Ausbildung zum Mediengestalter in Bild und Ton. Bei der Deutschen Welle in Berlin lernt er seitdem viel über Technik, Bildkomposition, Ton, Schnitt und Tiefenschärfe und verknüpft das mit seiner Kunst.

Die ist laut Haußen gar nicht statisch. Auf vielen seiner Bilder werden Figuren von Strichen begleitet. Sie zeigten, wie Menschen in ihrem Umfeld agieren – in einer Welt zwischen Paradies und Katastrophe. Die roten Balken vor dem Mund versteht er als Drang, sich auszudrücken. Dass sie keinen Anklang finden, ein Schrei nicht gehört wird, passt gut zu seiner Generation, findet er. Aber der Wahlberliner will weder eine Deutung vorgeben, noch die Betrachter deprimieren. Er sieht sich als Beobachter, nicht als Aktivist. „Ich sehe Probleme, aber ich fordere nichts.“
Um eine Galerie zu finden, hat Haußen nicht nur bei unzähligen angeklopft, sondern auch ein bisschen Glück gehabt. Ein befreundeter Kunstsammler habe ihn unterstützt.
Kunst und Musik: Konzept für Ausstellung selbst erarbeitet
Für seine Ausstellung hat er eine Musikcollage erarbeitet. Es klingt nicht vermessen, wenn er sagt: „Die Kunst der Zukunft wird auch durch das Drumherum erschaffen. Nicht nur durch Bilder, die an der Wand hängen.“
Er will eine Atmosphäre erzeugen und vor allem: weitermachen – mit allen Zweifeln, Unsicherheiten und dem fehlenden Platz in seiner Berliner WG. Aber mit dem Vertrauen, dem Willen und der Lust an der Kunst.
In der Galerie Halit Art, Kreuzbergstr. 27, können sich Besucher vom 10. bis 19. Februar ein Bild davon machen. Oder wie der Künstler sagt: „Zehn bis 40 Minuten in meinen Kopf eintauchen, in meine Welt reisen, wieder selbst träumen, abschalten.“ (Valerie Schaub)