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Ex-Ministerpräsident spricht in Rothwesten über die D-Mark

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Von: Bernd Schünemann

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Roland Koch
Roland Koch Foto: Uwe Anspach/dp © Uwe Anspach/dpa

Der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch hält am Freitag, 27. April, vor geladenen Gästen den Festvortrag zur Währungsreform von 1948.

Fuldatal – Koch hält seinen Vortrag Im Haus Posen. Dort, wo vor 75 Jahren deutsche Finanzexperten die Reform vorbereiteten. Die HNA sprach mit Koch vorab über die D-Mark, seine Arbeit und seinen Blick auf Politik.

Haben Sie noch D-Mark?

Ja, ich habe noch historische D-Mark, die ich meinen beiden Enkelinnen zeigen möchte.

Welche Bedeutung haben das Währungsreform-Museum in Fuldatal und sein Trägerverein?

Wir sind gut beraten, die geschichtlichen Wurzeln dieses Projekts zu erhalten und zu zeigen. So kann man sich vorstellen, wie diese Reform Wirklichkeit geworden ist. Das Projekt war so geheim, dass nur die Beteiligten davon wussten – das ist in der Internet-Welt heute kaum vorstellbar. Dafür sollten wir diesen Ort bewahren. Ich freue mich über die private Initiative, die dieses Museum ins Leben gerufen hat.

Worüber sprechen Sie in Rothwesten?

Über das historische Umfeld dieser Entscheidung, die eine Epoche veränderte – und aus der heraus das entstanden ist, was wir Wirtschaftswunder genannt haben. Aber auch über Schlüsse, die wir für unsere moderne Welt daraus ziehen sollten, für Stabilität und Verlässlichkeit, die auch Entfaltungsmöglichkeiten für eigene Ideen zulassen. Das Ganze mit dem Ziel eines stabilen Euro.

Haben Sie Verständnis für Menschen, die gerade in diesen Krisenzeiten der D-Mark nachtrauern?

Romantische Adern finde ich nicht unsympathisch, aber das hat nichts mit heutiger Politik zu tun. Deutschland ist ein starkes Land. Aber in einer globalisierten Welt wäre eine auf Deutschland begrenzte Währung ein großes Risiko. Die Finanzkrise von 2010 hätte ich nicht mit der D-Mark erleben wollen.

Wann waren Sie das letzte Mal in Nordhessen?

Vor einem halben Jahr. Wir haben viele Freunde in der Region. Meine Frau stammt aus Bad Hersfeld und mein Vater ist Kasseläner.

Wie sieht eine Arbeitswoche von Roland Koch heute aus?

Ich bin kein großer Freund von Homeoffice. Deswegen arbeite ich am Schreibtisch in meiner Anwaltskanzlei und berate Unternehmen. Ich bin Mitglied in mehreren Aufsichtsräten. 2017 habe ich eine Professur an der Frankfurt School of Finance angenommen und leite dort ein Institut.

Sie sind vor Kurzem 65 Jahre geworden und sagen, Homeoffice ist nichts für Sie. Dann scheint Ruhestand nicht so Ihr Fall zu sein?

Wenn man lange Zeit 60 bis 70 Stunden in der Woche gearbeitet hat, dann ist die heutige Arbeitswoche schon sehr entspannt. Es wird auch sicher weniger werden. Aber im Augenblick freue ich mich, noch beschäftigt zu sein.

In einem halben Jahr steht die Landtagswahl in Hessen an. Wie blicken Sie auf die Landespolitik?

Ich freue mich, dass der Generationswechsel von Volker Bouffier zu Boris Rhein gut gelaufen ist und dass der Ministerpräsident mit Elan arbeitet. Ich schaue mit großem Optimismus auf die Entwicklung Hessens.

Sie waren jahrelang politischer Entscheider. Worauf würden Sie im Landtagswahlkampf setzen?

Das ist die Aufgabe der nächsten Generation in unserer Landespolitik. Da bleibe ich Zuschauer.

Sie haben manche Kontroverse ausgelöst. Bereuen Sie etwas, wenn Sie zurückblicken?

Nein.

Auf Ihrer Internetseite stehen provokante Aussagen, die Szenarien der Energiewende halten Sie für „aberwitzig“. Wenn Sie Politikberater wären, auf welche Themen würden Sie setzen?

Politikberater sind nicht so wichtig, entscheiden müssen die Politiker. Wir stehen vor einer Neuordnung unserer Welt. Es gibt wieder gewaltsame Auseinandersetzungen in Europa. Wir müssen uns wappnen, um die richtigen Antworten zu finden. Das kostet Zeit und Kraft. Wir müssen verantwortungsvoll mit Rohstoffen und Energie umgehen, ohne die soziale Sicherheit zu gefährden.

Sie engagieren sich in der Tuberöse Sklerose Deutschland Stiftung. Was ist das für eine Krankheit?

Tuberöse Sklerose ist eine Genkrankheit, die das Zellwachstum verändert. Erkrankte haben ein großes Risiko, Tumore zu bekommen. Die Krankheit kann zu starken Behinderungen führen, mit einer Verkürzung der Lebenserwartung. Meine Frau hat 1999 die Schirmherrschaft über den Verein übernommen, nachdem sie die Eltern eines betroffenen Kindes kennengelernt hatte. Seit 2010 machen wir das gemeinsam. 2012 haben wir die Stiftung gegründet, um die Betroffenen noch besser zu unterstützen.

Was macht die Stiftung?

Eltern stehen vor einer großen Herausforderung, wenn ihr Kind infiziert ist. Heute gehört die Untersuchung auf diese Erkrankung zum Standardprogramm nach einer Geburt im Kreißsaal. Die Stiftung unterstützt die Forschung und internationale Zusammenarbeit. Demnächst vergibt sie wieder den Forschungspreis für neue Erkenntnisse zur Behandlung dieser seltenen Krankheit. (Bernd Schünemann)

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