Bürgerinitiativen „Keine Kurve Kassel“ bitten Kreistag des Landkreises Kassel um Unterstützung

Nach Petitionen an den Bundestag und Forderungen nach einem Planungsstopp an die Deutsche Bahn haben die Bürgerinitiativen „Keine Kurve Kassel“ ihr Anliegen nun auch beim Kreistag des Landkreises Kassel vorgebracht.
In einem Schreiben an alle Fraktionen bitten die Vertreter der Bürgerinitiativen die Mitglieder des Kreistags, sie bei ihren Forderungen zu unterstützen. Zudem trafen sich Helga Heinemann (BI Fuldatal), Peter Schürmann (BI Espenau) und Klaus Werner (BI Vellmar) als Vertreter der Bürgerinitiativen kürzlich mit Landrat Uwe Schmidt. In dem Gespräch stellten sie ihre Bedenken und Einwände gegen die Kurve Kassel, aber auch gegen das Vorgehen der Bahn und das Verhalten des Bundesverkehrsministeriums persönlich dar, wie es in einer Pressemitteilung der Bürgerinitiativen heißt. Ein wichtiger Punkt des Gesprächs sei die dramatische Steigerung der Zahl der Güterzüge um 170 Prozent gewesen, die von der Bahn auf der Strecke Warburg – Kassel bis zum Jahr 2025 erwartet werden.
Verärgert sind die Anhänger der Bürgerinitiativen vor allem darüber, dass sich die Bahn „völlig unbeeindruckt von der Forderung nach einem Planungsstopp zeigt“. Offenbar setze die Bahn stattdessen die Planungen zügig fort, wie es in der Pressemitteilung weiter heißt. Denn nachdem in den vergangenen Monaten coronabedingt keine Präsenzveranstaltungen für den „Runden Tisch“ stattfinden konnten und die Bahn stattdessen auf Online-Formate setzte, sind jetzt gleich mehrere Termine für den Runden Tisch in kurzen Abständen geplant. Bereits am Donnerstag, 24. September, soll das erste Treffen stattfinden, die darauffolgenden am 19. Oktober und am 3. Dezember.
„Wir haben in einem Schreiben an die Bahn begründet, warum aus unserer Sicht erst die von uns gestellten Fragen beantwortet werden sollten, bevor sie ihre Planungen für eine Kurve Kassel fortsetzt. Wenn sie das ignoriert und einfach weiter macht, könnte das im Ergebnis auf eine Steuerverschwendung hinauslaufen“, sagt Klaus Werner.
Die Bürgerinitiativen sind überzeugt, dass sich die von ihnen vorgeschlagene Alternativstrecke über Altenbeken – Northeim – Nordhausen als die verkehrspolitisch, wirtschaftlich und ökologisch bessere Lösung im Vergleich zu einer Kurve Kassel herausstellen wird.
Der Grund: Die Alternativstrecke sei um 32 Kilometer kürzer als eine Linienführung über die Kurve Kassel. „Wenn nach den Prognosen der DB täglich 44 Güterzüge die Kurve Kassel befahren sollen, würden durch die Nutzung der Alternativstrecke jährlich circa 514 000 Kilometer Fahrstrecke weniger anfallen“, schreiben die Bürgerinitiativen an die Kreistags-Fraktionen. Somit würden jährlich 6938 Tonnen CO2 vermieden.
In ihrem Brief an den Kreistag verlangen sie nun, dass die Bahn Kostenschätzungen für die sieben Streckenvarianten der Kurve Kassel unter Berücksichtigung der aufwendigen Tunnelabschnitte auf den Tisch legt, die zurzeit von ihr untersucht werden. „Wir gehen davon aus, dass sich schon aufgrund der unterschiedlich langen Tunnelbauten und Brückenbauwerke bei den verschiedenen Varianten erhebliche Kostenunterschiede ergeben“, schreiben die Bürgerinitiativen.
Bei allen Varianten werde aber vermutlich der Kostenrahmen von knapp 80 Millionen Euro, der im Bundesverkehrswegeplan 2030 für die Kurve Kassel veranschlagt wurde, bei Weitem überschritten. Grund seien unterschiedlich lange Tunnelbauten und Brückenbauwerke, die auf den Streckenvarianten nötig seien. (Amira Sayed El Ahl)