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Harmonie siegte

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Rote Jacke, schwarze Hose: Die aktuelle Besetzung des Musikzugs im TV Simmershausen, der sechs Jahre älter ist als die Musiksparte. Als Vierter von links ist der musikalische Leiter Ernst Brüßler zu sehen. Fotos: privat/nh
Rote Jacke, schwarze Hose: Die aktuelle Besetzung des Musikzugs im TV Simmershausen, der sechs Jahre älter ist als die Musiksparte. Als Vierter von links ist der musikalische Leiter Ernst Brüßler zu sehen. Fotos: privat/nh

Fuldatal. Wer damals federführend war und den Anstoß gab, „ist nicht überliefert“, sagt Uwe Sauerland vom Vorstand des TV Simmershausen. Fest steht, dass im Jahr 1900 einige Turner im Verein zu Instrumenten griffen und einen Spielmannszug gründeten.

110 Jahre Musikzug im Turnverein Simmershausen, dieses Jubiläum soll gebührend gefeiert werden. Das Festprogramm erstreckt sich über vier Tage von Donnerstag, 19. August, bis Sonntag, 22. August, und findet auf dem Gelände der Grundschule sowie in der Turnhalle statt (siehe Artikel unten).

Männer der ersten Stunde waren die sieben Vereinskameraden Johannes und Konrad Bickhardt, Christoph Eberhardt, Georg Ebert, Fritz Peters, Wilhelm Seeger und Justus Wasmuth. Sie starteten im Februar mit drei Trommeln und vier Pfeifen.

Nicht ungewöhnlich, sagt Vorstandsmitglied Mario Schirmer, der im Musikzug Trompete bläst. „Damals war es üblich, dass bei Turnveranstaltungen in der Gegend Musik gespielt wurde.“ Turnen nicht Fußball war Breitensport. Im Sommer 1900 hatte der Spielmannszug bei einer Turnveranstaltung des TV seinen ersten Auftritt.

Fünf Jahre gab niemand den Takt vor. 1905 wurde mit Justus Ferge ein erster Stabführer gewählt. Er leitete den Spielmannszug bis zum Ersten Weltkrieg, in dem der Spielbetrieb ruhte wie später auch während des Zweiten Weltkriegs.

Als 1919 die ersten Spielleute wieder nach Hause kamen, bauten elf Turner den Spielmannszug neu auf. Unter der Leitung von Jacob Eberhardt nahmen die Musiker am Turnfest in Fürstenwald teil. Fahrzeuge standen nicht zur Verfügung, also ging es zu Fuß zum Auftritt.

Der Neuaufbau nach 1945 erfolgte mit einfachsten Mitteln. In der Vereinschronik ist zu lesen, dass unter schwierigsten Verhältnissen neue weiße Hosen und vier Signalhörner beschafft wurden. 1950 stiftete Turnbruder Georg Eberhardt die erste große Pauke. „Das muss man sich mal vorstellen, nach 50 Jahren gab es das erste große Musikinstrument“, sagt Schirmer. Ein Jahr später wurde während der TV-Mitgliederversammlung um Spenden gebeten, um Kosten beim Spielmannszug zu decken. Es kamen 15 D-Mark zusammen.

In den 60er-Jahren folgen zwei wichtige Veränderungen, 1966 wird der Spielmannszug eine eigenständige Sparte im TV und 1969 wird dem bisherigen Klangkörper ein Musikzug angegliedert. „Von Fanfaren, Pauken und Becken kam damit die Ausrichtung zur Melodie“, sagt Schirmer. Als 1974 ein Jugendzug gebildet wird, erlebt die Abteilung ihre Hochzeit mit bis zu 75 Musikern.

Fanfaren sind längst passé, mit aktuell 35 Musikern spielt der Musikzug bis zu 14 verschiedene Stimmen einschließlich Pauke. Und Turnfeste sind nicht der Anlass für zahlreiche Auftritte.

Von Michael Schräer

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