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Landwirte zum Bau der Kurve Kassel: „Alle Strecken sind schlecht für uns“

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Von: Amira Sayed El Ahl

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Kassel: Landwirte unzufrieden mit Bau der DB-Güterzugtrasse
Protestieren gegen die Kurve Kassel: Zwischen Vellmar und Espenau-Hohenkirchen liegen Heuballen, auf denen die Landwirte klar Stellung beziehen. Von links: Der Geschäftsführer des Kreisbauernverbands Reinhard Schulte-Ebbert, der Espenauer Landwirt Lars Peter und Bernd Kunze, Ortslandwirt in Vellmar. © Amira El Ahl

Die Deutsche Bahn plant nördlich von Kassel den Bau einer Güterzugtrasse. Landwirte kritisieren das Projekt.

Kreis Kassel – Es kommt selten vor, dass bei einem Thema alle derselben Meinung sind. Doch wenn es um die von der Deutschen Bahn geplante Güterzugtrasse nördlich von Kassel geht, sind sich in den betroffenen Kommunen alle einig, egal welcher Partei sie angehören, ob es Naturschützer, Anwohner oder die Landwirte sind: Die Ablehnung und der Widerstand gegen die sogenannte Kurve Kassel vereint auch die, die sonst Gegner sind.

Gerade die Landwirte werden – was den Einschnitt in den Naturraum nördlich von Kassel angeht – überproportional betroffen sein. Denn viele der von der DB Netz AG bisher ausgewiesenen Streckenvarianten werden über Ackerflächen führen. 

Kurve Kassel: Landwirte kritisieren DB

„Alle Strecken hier sind schlecht für uns“, sagt Lars Peter, Landwirt aus Espenau. Sollte die Kurve Kassel gebaut werden, wird er mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit davon betroffen sein, egal welche der von der DB Netz AG geplanten Streckenvarianten kommt. Denn er besitzt genau dort Flächen, wo sich auch die Einfädelungsschneise befindet.

Steht man in den Feldern zwischen Espenau und Vellmar, sieht man bis nach Rothwesten, wo sich der Häuschensberg erhebt. Um einen herum Wiesen, Äcker und Wälder, die sich in Senken und auf Hügeln erstrecken. Wer denkt, bei dem Bau einer Güterzugtrasse sei es hier mit einem 1,50 Meter breiten Gleis getan, der irre sich. 

„Bei dieser Topografie ist man schnell bei 30 Metern“, sagt Reinhard Schulte-Ebbert, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. „Der Begriff Kurve Kassel ist aus meiner Sicht zu human“, sagt Bernd Kunze, Ortslandwirt aus Vellmar. „Das ist eigentlich eine Autobahn für die Bahn, die da entsteht.“

DB: Landwirte von Güterzugtrasse bei Kassel betroffen

Auch Tunnel und Brücken wären notwendig. Dafür müssten immense Erdmassen bewegt werden. „Für Jahre wären die Äcker unnutzbar, ebenso wie Feldwege“, sagt Schulte-Ebbert, weil so auch Wege zu nicht betroffenen Äckern versperrt würden. Viele Einzelbetriebe wären laut Schulte-Ebbert von dem Bau der Güterzugtrasse betroffen. Egal ob Bauernhofcafé, Ferien auf dem Bauernhof oder Pferdepensionen, als Naherholungsgebiet wäre die Region zwischen Immenhausen und Vellmar nicht mehr attraktiv.

Dabei hätten gerade die Monate seit Ausbruch der Corona-Pandemie gezeigt, wie wichtig die Region in und um Kassel als Naherholungsgebiet sei, sagt Lars Peter. Noch mehr als sonst seien Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer auf den Forst- und Feldwegen unterwegs gewesen. All das würde mit dem Bau der Trasse wegfallen. „Es geht da nicht nur um unsere Belange“, sagt der Landwirt. Zudem würden die Entwicklungsmöglichkeiten der Region auf Jahrzehnte beschnitten.

Kasseler Kurve: DB-Projekt trifft Landwirte in der Region 

Ebenso wie die Bürgerinitiativen fordert der Kreisbauernverband deshalb, den Untersuchungsraum auf bestehende Strecken auszudehnen. Die Bürgerinitiativen fordern eine Prüfung von Alternativen zur, von der Deutschen Bahn geplanten, Kurve Kassel.

„Es geht nicht um das Sankt-Florian-Prinzip“, betont Peter. Würde die Sollingstrecke ertüchtigt, erhoffen sich laut Peter die Beteiligten dort Verbesserungen für den Nahverkehr. Doch das Bundesverkehrsministerium hatte eine weitere Prüfung der Alternativstrecke über Altenbeken-Northeim-Nordshausen abgelehnt.

„Wir kritisieren scharf, dass Zahlen für eine Ertüchtigung der Bestandsstrecke von mehreren 100 Millionen Euro Kosten der Kasseler Kurve gegenübergestellt werden, die jedoch schon jetzt absehbare Tunnelkosten nicht darstellen und Fahrzeitgewinne außer Acht lassen“, sagt Schulte-Ebbert. Das sei unredlich.

Von Amira Sayed El Ahl

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