Kaufunger Filmemacher Kurt Gerwig beendet sein Schaffen mit seinem persönlichsten Werk

Der 70-jährige Kurt Gerwig aus Kaufungen ist Pädagoge und Filmemacher. Nun verabschiedet er sich mit einem letzten Film in den Ruhestand.
Kaufungen – „Es ist der persönlichste Film, den ich je gemacht habe“, sagt Kurt Gerwig. Der 70-Jährige aus Kaufungen ist Pädagoge und Filmemacher. Vor gut 40 Jahren, damals noch Erlebnispädagoge, fing er mit den ersten Filmen an. Etwa 90 Fachfilme plus Auftragsproduktionen entstanden über die Jahrzehnte. „Mein Antrieb war immer, gute pädagogische Arbeit sichtbar zu machen.“
In diesem Jahr will er sich in den Ruhestand verabschieden, und zwar mit einem ganz besonderen Werk. Der Titel: „Großeltern und ihre Enkelkinder – Der Zauber einer besonderen Beziehung“. Es ist ein Fachfilm mit wissenschaftlichem Input von dem Kasseler Diplom Psychologen Prof. Dr. Klaus Fröhlich Gildhoff, gespickt mit Erfahrungen von Menschen – Großeltern und ihren Enkeln – aus Kaufungen.
Der Film ist aber auch deshalb ganz besonders, weil die Familiengeschichte der Gerwigs einfließt. Seit 16 Jahren sind Kurt und seine Frau Erika (75) Gerwig Großeltern. In all den Jahren lief die Kamera regelmäßig mit. „Ich habe ganz wunderschönes Material und wollte daraus was machen“, berichtet Gerwig.
Filmemacher geht in Rente: Letzter Film über Großeltern und Enkelkinder
Und weil in der Großeltern-Enkel-Beziehung die Eltern ein Wörtchen mitzureden haben, stehen Tochter und Sohn der Gerwigs ebenfalls vor der Kamera. „Es ist ja auch die Frage, inwieweit dürfen Großeltern in die Erziehung der Enkel eingreifen.“ Es gehe um Engagement ohne Einmischung, um Hoheitsrechte der Eltern. „Da hat mir meine Tochter mal die Leviten gelesen“, erinnert sich der 70-Jährige schmunzelnd und verrät: „Darüber spricht sie im Übrigen auch im Film.“
Kurt Gerwig produzierte und veröffentlichte etwa 30 Jahre lang unter dem Namen „AV1 Bild & Ton“ Pädagogikfilmen für den elementar Bereich, also den Kindergarten. „Wir hatten immer ein kleines Team und eine familiäre Atmosphäre.“ Nun steht der Ruhestand bevor. Die Firma wird ab Januar 2024 komplett in den Händen seiner Schwiegertochter, Steffi Thon, liegen. Bis dahin kümmert sich der 70-Jährige noch um den Vertrieb. Bei der Produktion hingegen hat Thon schon seit 2019 den Hut auf. Der Rückzug aus diesem Bereich, sei Gerwig leichtgefallen. Zum einen mache sie „super Filme“, findet er.
Außerdem hätte er es körperlich auch nicht mehr geschafft. „Das liegt am Alter.“ Er höre und sehe schlechter, könne die Aufnahmen damit nicht mehr richtig überprüfen. Auch die Knöpfe an den technischen Geräten seien ihm mittlerweile zu klein. Einzig den Kontakt mit den Protagonisten, zu denen auch ein Netzwerk an pädagogischen Experten zählt, vermisse er.
Premiere des letzten Films in Kaufungen
Ob er im Rückblick etwas anders gemacht hätte? „Ich wäre noch mutiger und weniger zögerlich gewesen“, sagt Gerwig. Den Schritt in die Selbstständigkeit bereute er nie, trotz so manch schwierigen Zeiten. „Ich bin gewachsen an dieser Form der Berufsausübung und habe gemacht, was ich geliebt habe.“ Konkrete Pläne für den Ruhestand gäbe es noch nicht. „Es gibt viele Fragezeichen und Unsicherheiten.“
Radtouren, eine Leidenschaft von ihm, die er mit seinem Enkel teilt, werde er mit Sicherheit weiterhin machen. „Meine Schwiegertochter sagt, ich brauche ein Denkarium“, erzählt er lächelnd. Weiterhin Themen bearbeiten, das könne er sich in jedem Fall vorstellen. „Schreiben hat mir zum Beispiel schon immer Freude bereitet.“ Was er sich nicht vorstellen kann? „Mich in irgendwelchen festen Strukturen mit wöchentlich gesetzten Terminen zu engagieren. Nach 40 Jahren Selbstständigkeit kann ich das einfach nicht.“
Hinweis: Die Premiere des Films „Großeltern und ihre Enkelkinder – Der Zauber einer besonderen Beziehung“ von dem Kaufunger Filmemacher Kurt Gerwig findet am Freitag, 21. April, im Bürgerhaus Kaufunger Wald statt. Beginn ist um 19.30 Uhr. (Hanna Maiterth)