Nackt für die Landtagswahl in Hessen: Politiker in der Sauna

Landtagswahl in Hessen 2018: Politiker nackt und verschwitzt zu sehen, ist ungewöhnlich. Kürzlich gab’s aber eine Veranstaltung ohne Bühne, Rede und teils ohne Kleidung.
Unter dem Motto „Der heiße Stuhl“ können sich Bürger mit fünf Kandidaten für die hessische Landtagswahl unterhalten: im Saunawagen, am Lagerfeuer und drumherum. Die Idee des Veranstalters Carsten Huhn: „Ich möchte Politiker und Bürger auf dem alten Ziegeleigelände in Kaufungen so zusammenbringen, dass sie ungezwungen reden können.“ Ob das gelingen kann?
Ja, kann es: Wenn sich auch drei der fünf politischen Gäste an diesem Abend für den etwas kühleren Stuhl entscheiden – nämlich den am Lagerfeuer, voll bekleidet. Nichtsdestoweniger kommen hier Gespräche auf Augenhöhe zustande. Während Gäste mehr oder minder nackt zwischen Saunawagen, Wasserfass, Dusche und Essbereich hin- und herlaufen, kommt Frank Williges (CDU, Kassel-Land II) mit einer Besucherin über seinen Raumausstatterbetrieb ins Gespräch. Sie im Bademantel, er im Jackett. Es geht darum, ob er schon einen Nachfolger hat. Auch Susanne Regier (Kassel-Land II) von den Grünen lauscht dem CDU-Mann aus Helsa. Sie wolle heute lieber am Feuer sitzen, als in der Sauna zu schwitzen, sagt sie. Mit einem kühlen Bier in der Hand.
Der Grüne Baunataler Juri Stölzner (Kassel-Land I) ist an diesem Abend auch nicht für Hitze zu haben – eine kommende Erkältung mache ihm zu schaffen. Sei’s drum: Hier wird keiner gezwungen. Er unterhält sich mit Anne und Stefan Käufler aus Kassel. Sie sprechen über Bio-Produkte. „Manche Bauern können sich das Siegel finanziell gar nicht leisten“, sagt Anne Käufler. Ihr Mann und Stölzner nicken.
Landtagswahlkampf in Hessen: FDP und Linke in der Sauna
Zwei Politiker ziehen es für die Landtagswahl in Hessen jedoch durch: Matthias Berghaus (FDP) und Marjana Schott (Die Linke), beide für den Wahlkreis Kassel-Land II, wagen sich in die Sauna. Hier herrschen gerade wohlige 70 Grad, und die Atmosphäre ist locker. Nackt sind schließlich alle gleich. Später am Feuer kommen Berghaus und Schott trotz ihrer parteilichen Gegensätze ins Plaudern. Das Fazit: Bei geringfügiger Beschäftigung finden sie keinen gemeinsamen Nenner. Einig sind sie sich aber, dass sie beide – so gut es geht – den Einzelhandel dem Internetversand vorziehen.
Die Gespräche gehen weiter. Ein Fazit vom Veranstalter: „Ich bin sehr zufrieden“, sagt Carsten Huhn im Bademantel und mit Saunahut. „Die Politiker kommen mit den Menschen und untereinander ins Gespräch.“ Der leidenschaftliche Saunagänger fügt an: „Die Parteien müssen sich unbedingt Gedanken machen, wie sie die Menschen erreichen.“ So konservativ wie bisher ginge das nicht. „Gehen sie neue Wege, könnte es klappen. So wie hier und heute“, sagt er mit einem breiten Lächeln.
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