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Biberdamm wird entschärft: Niestetal will Überflutungen durch Nager vorbeugen

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Von: Boris Naumann

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In Niestetal im Kreis Kassel wird ein Biberdamm entschärft. Der Grund: Man will weiteren Überflutungen durch die Nager vorbeugen.

Niestetal – Dass der Biber in Niestetal wieder heimisch ist, ist unübersehbar. Seit über einem Jahr staut der emsige Nager die Nieste im Bereich der Aue gegenüber dem Rathaus auf. Was Naturschützer entzückt, stößt bei Anwohnen nicht immer auf Gegenliebe.

Im Januar war an der Heiligenröder Straße ein Garten vollgelaufen. Auch das Sportlerhaus war nur noch mit Gummistiefeln zu erreichen. Grund: Der Biber hatte mit seinem Damm das Niestewasser kurzerhand in ungewünschte Bahnen gelenkt.

Kreis Kassel: Biberdamm in Niestetal wird entschärft

Der Biber ist eine streng geschützte Tierart und seine Bauwerke dürfen nicht zerstört werden.
Der Biber ist eine streng geschützte Tierart und seine Bauwerke dürfen nicht zerstört werden. © Marko König

Die Gemeinde Niestetal hat darauf zunächst mit einem Provisorium reagiert (HNA berichtete), nun aber mit der Oberen Wasserbehörde, der Biberbeauftragten Carolin Bräuer (RP Kassel) und dem Umweltplaner Axel Sobirey eine dauerhafte Lösung erarbeitet.

Sie soll, so Bürgermeister Marcel Brückmann, dem Biber, den Anwohnern und dem Hochwasserschutz gleichermaßen gerecht werden. „Wir setzen an verschiedenen Punkten an“, erklärt Brückmann. Zum einen werde der Biberdamm, der letztlich die Überflutungen verursache, mit einem Überlauf präpariert.

Dabei handelt es sich um eine Art Abflussrohr, das in den Biberdamm eingebaut wird. „Den Biber selbst stört das nicht“, sagt Sobirey. Auch sei der Nager nicht dazu in der Lage, das Rohr zu verstopfen.

„Der Effekt ist aber, dass sich das Wasser nicht mehr bis zur Damm-Oberkante staut, sondern schon vorher durch das Rohr abfließt“, sagt Sobirey. Damit werde erzielt, dass die links vom Damm angrenzende Wiese mit dem Weg nicht schon bei leicht gestiegenem Nieste-Pegel geflutet werde.

Niestetal will weiteren Überflutungen durch Nager vorbeugen

Die zweite Maßnahme ist, dass die provisorisch angelegte Rinne, die aktuell den Naturbad-Parkplatz von der Wiese trennt, erhalten bleibt, damit bereits übergelaufenes Wasser von der Wiese und dem Weg vorzeitig in die Nieste zurückgeleitet werden kann, bevor es den Parkplatz und die dahinterliegenden Sportplätze, Gärten und das Sportlerhaus fluten kann.

„Das ist gewissermaßen der zweite Schutz, der dann zum Tragen kommt, wenn es wirklich zu einem Hochwasser kommt und das Rohr im Biberdamm die Wassermengen alleine nicht mehr bewältigen kann“, erläutert Brückmann.

Der locker hinter der Rinne aufgeschüttete Wall müsse jedoch bis auf eine maximal 20 Zentimeter hohe Stufe zurückgebaut werden. Grund: Der Wall ist lediglich ein Provisorium, nicht aber ein stabiles Wasserbauwerk.

Die Anfang Februar ausgehobene Rinne bleibt erhalten, um die dahinter liegenden Anlagen vor Überflutung zu schützen. Allerdings muss der locker aufgeschüttete Damm wieder entfernt werden, er darf nur maximal 20 Zentimeter hoch sein.
Die Anfang Februar ausgehobene Rinne bleibt erhalten, um die dahinter liegenden Anlagen vor Überflutung zu schützen. Allerdings muss der locker aufgeschüttete Damm wieder entfernt werden, er darf nur maximal 20 Zentimeter hoch sein. © Boris naumann

In einem dritten Schritt ist die Schaffung einer größeren Mulde direkt vor der Rinne geplant, die den Naturbad-Parkplatz von der Wiese trennt. „Damit vergrößern wir noch einmal den Überflutungsraum“, sagt Brückmann, „und zwar um genau das Volumen, das uns durch den Biberdamm verloren gegangen ist.“ Bei Hochwasser biete diese Mulde eine zusätzliche Sicherheitsreserve.

Gemeinde Niestetal: Akzeptanz für den Biber in der Bevölkerung erhalten

Weil aber durch den Bau dieser Mulde der Fußweg direkt entlang der Nieste über gut 50 Meter definitiv verloren gehen würde, soll in einem vierten und letzten Schritt der Weg in Richtung der Heiligenröder Straße verschoben werden. „Das heißt, der Weg verliefe dann nicht mehr parallel zur Nieste, sondern quer über die Wiese“, sagt Brückmann.

Der Weg sei damit aber immer noch vom Naturbad-Parkplatz aus zugänglich. Um all die Maßnahmen umzusetzen, bedarf es jetzt noch einiger Vorbereitungen und Abstimmungen. Ziel ist es aber, sämtliche Punkte zeitnah abzuarbeiten.

Denn die Gemeinde weiß: Nur auf diese Weise wird die Akzeptanz für den Biber in der Bevölkerung erhalten bleiben. „Der Biber selbst genießt aber höchsten Schutz“, sagt Sobirey. So sei es naturschutzrechtlich einfach nicht erlaubt, einen Biberdamm einfach so zu entfernen oder zu verschieben. (Boris Naumann)

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