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Von Laufbahn bis Autobahn: Kaufungens Bürgermeister Arnim Roß über Bauprojekte

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Von: Moritz Gorny

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Lieblingsplätzchen Losse: Kaufungens Bürgermeister Arnim Roß geht gern an dem meist beschaulichen Fluss im Altdorf Niederkaufungen spazieren.
Lieblingsplätzchen Losse: Kaufungens Bürgermeister Arnim Roß geht gern an dem meist beschaulichen Fluss im Altdorf Niederkaufungen spazieren. © moritz gorny

Arnim Roß ist in seiner dritten Amtszeit Bürgermeister von Kaufungen. Im Interview spricht er über Bauprojekte, die A44 und den Krieg in der Ukraine.

Kaufungen – Corona, Krieg und Inflation haben unser Leben durcheinandergewirbelt. Wie erleben die Kommunen diese Zeit? Was sind jetzt die Herausforderungen? Wir fragen bei den Bürgermeistern nach. Heute: Arnim Roß (SPD) aus Kaufungen.

Er ist in seiner dritten Amtszeit: Wir sprachen mit Kaufungens Bürgermeister Arnim Roß über das erste Jahr seit seiner Wiederwahl und was er sich für die kommenden Monate und Jahre vornimmt.

Landkreis Kassel: Kaufungens Bürgermeister Arnim Roß im Interview

Vor gut einem Jahr sind Sie wieder ins Amt gewählt worden. Womit sind Sie rückblickend besonders zufrieden?

Schön war, dass wir endlich unser Heimatfest feiern konnten. Wir haben es lange vorbereitet und mussten es wegen der Pandemie zweimal verschieben. Die Entwicklung im Frühjahr zeigte aber, dass man die Pandemie wohl immer mehr in den Griff bekommt. Darum haben wir im Gemeindevorstand gesagt: ,In diesem Jahr ziehen wir es durch.’ Ich glaube, das war die richtige Entscheidung. Man hat gemerkt, dass alle es genossen haben, miteinander zu feiern.

Womit waren Sie hingegen nicht zufrieden?

Sehr bedrückend war und ist der Krieg in der Ukraine. Er fällt zwar nicht in die Kategorie, was in Kaufungen hätte besser laufen können, aber dieses Ereignis hat alles überschattet. Aus einer Pandemie kamen wir in die nächste Krise, mit Auswirkungen für alle. Plötzlich war die Gefahr eines Atomkrieges wieder real. Dann kamen die Folgen: Preissteigerungen und Energiekrise. Wir haben Geflüchtete aus der Ukraine aufgenommen. Das alles war schon eine große Herausforderung.

Was hat das für die Bürger bedeutet?

Die Preissteigerungen belasten alle sehr. Viele Menschen befürchten, Deutschland könnte in den Krieg hineingezogen werden. Insbesondere junge Menschen, die den Kalten Krieg nicht miterlebt haben, waren erschrocken über die neue weltpolitische Konfrontation. Trotzdem gab es auch Zeichen der Hoffnung. Am Tag, als der Krieg ausbrach, rief ein Pfarrer im Rathaus an, ob die Verwaltung mit den Kirchen eine Mahnwache durchführen wolle. Ich habe sofort zugesagt und schon am nächsten Tag haben wir die erste Mahnwache hier vor dem Rathaus gemacht, mit über 300 Menschen.

Blicken wir auf 2023 und auf das Thema schnelles Internet. Wann beginnt der Glasfaserausbau?

Goetel hat die Akquisephase erfolgreich absolviert und plant als nächsten Schritt den Ausbau. Wann es losgeht, weiß ich noch nicht. Im Frühjahr besprechen wir die weitere Zeitschiene mit Goetel. Dadurch, dass wir an die Glasfaserringleitung angeschlossen sind und man über Netcom Kassel und Telekom schnelles Internet mit 50 oder 100 Mbit bekommen kann, ist eine solide Versorgung gegeben. Trotzdem ist die Weiterentwicklung zu Glasfaser ins Haus wichtig.

Was steht in puncto A 44 an?

Wir haben 2021 eine umfassende Einwendung abgegeben. Danach haben wir erfahren, dass die Autobahn GmbH noch Gutachten nacherstellen lässt und Gutachten aufgrund ihres Alters erneuert werden sollen. Offensichtlich lagen wir richtig, als wir auf Mängel hingewiesen haben – insbesondere beim Trinkwasserschutz. Wir müssen abwarten, wie lange das dauert und was daraus folgt.

Was heißt das konkret?

Wir bleiben im Gespräch mit den Behörden. Außerdem fordern wir nach wie vor, dass die A 44 nicht freigegeben wird, solange unser Abschnitt – die VKE 11 – nicht fertiggestellt ist. Denn der Autobahnverkehr würde sonst über die B 7 abgewickelt bis zur A 7. Das wäre für uns nicht hinnehmbar. Insgesamt gibt es dazu aber noch keine Entscheidungen seitens der Behörden, auch nicht dazu, ob das Lkw-Fahrverbot beibehalten wird. Wir bleiben am Thema dran.

Bei den A 44-Gutachten geht es um Klimaschutz. Den haben Sie angemahnt und die 20er-Jahre als entscheidend fürs Klima bezeichnet. Was ist in dieser Richtung geplant?

Wir haben gerade beschlossen, das Klimaschutzmanagement für zwei Jahre fortzusetzen und die weitere Förderung zu beantragen. Die erste Förderphase läuft im Herbst aus. Die energetische Beratung für Besitzer von privaten Immobilien soll weitergeführt werden. Außerdem bewerten wir gemeindliche Gebäude für eine energetische Sanierung. So können wir priorisieren, wann welche Gebäude saniert werden, um den CO2-Ausstoß zu verringern.

Apropos Klimaschutz: In der Vergangenheit ist angemahnt worden, dass Kommunen nach dem Schaffen eines Baugebietes spät oder gar nicht für Ausgleich sorgen – auch Kaufungen machte dabei keine gute Figur. Wie ist hier der Stand der Dinge?

Ich wurde während meiner Amtszeit von der Mitteilung überrascht, dass es Defizite in der Umsetzung von Ausgleichsmaßnahmen zu Bebauungsplänen aus den 1990er-Jahren gab. Teilweise waren Maßnahmen nicht umgesetzt worden in Ermangelung geeigneter Flächen, teilweise waren Maßnahmen auf anderen als den geplanten Flächen durchgeführt worden, was zu einem geringeren Ertrag an Ökopunkten führte. Wir haben dies in einem Arbeitskreis des Bauausschusses gründlich abgearbeitet. Es hätte die Möglichkeit gegeben, Ökopunkte zu kaufen, aber wir haben entschieden, auf unseren Flächen Ausgleich zu schaffen.

Wie gehen Sie damit um?

Wir haben ein Projekt erarbeitet, bei dem durch Extensivierung von Ackerflächen die notwendigen Ökopunkte erzielt werden. Wir arbeiten mit einem Kaufunger Landwirt. Daraus ist die Idee entstanden, unsere Flächen in Sachen ökologisches Aufwertungspotenzial unter die Lupe zu nehmen. Wenn wir in Zukunft Ausgleichsflächen brauchen, können wir diese daraus festlegen.

Welche Bauprojekte stehen dieses Jahr an?

Wir wollen die Stadionsanierung abschließen und das mit einer Einweihungsfeier begehen. Außerdem wollen wir mit der Sanierung der Haferbachhalle beginnen.

Wann soll das losgehen?

Das steht noch nicht fest. Wir schreiben gerade die Aufträge aus und wollen sie dieses Jahr vergeben. Ich hoffe, es geht zügig. Die Parcours-Anlage wollen wir dieses Jahr ebenfalls fertigstellen, das Jugendzentrum nach einer umfangreichen Sanierung wiedereröffnen und für den Bauhof bis zum nächsten Winter einen Winterdienststützpunkt bauen.

Sie gelten als jemand, der sich detailliert in Projekte einarbeitet. Was steht da als Nächstes an?

(überlegt) Die Sanierung des Regionalmuseums.

Wieso?

Das Regionalmuseum soll renoviert werden und gleichzeitig wird das Museumskonzept weiterentwickelt. Das ist für mich neu. Ich muss mich einarbeiten, um den Prozess begleiten und die Planung nachher erklären zu können. Dabei muss man auch unsere kultur- und bildungspolitischen Ziele im Auge behalten.

Zur Person

Arnim Roß (60) ist gebürtiger Kaufunger und hat in Göttingen Sozialwissenschaften und Theologie studiert. Sein beruflicher Weg führte ihn in die Erwachsenenbildung und die Altenpflege. Ab 1999 leitete er das Altenzentrum der Awo Baunatal.

Seit Juli 2010 ist der Sozialdemokrat Bürgermeister der Gemeinde Kaufungen. Außerdem engagiert er sich an einigen weiteren Stellen – unter anderem hat Roß im Wasserverband Losse seit 2016 den Vorsitz inne, seit 2022 ist er zudem Vorsitzender der Musikschule Söhre-Kaufunger Wald.

Roß ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. In seiner Freizeit ist er gern auf dem E-Bike unterwegs. Außerdem bezeichnet sich Roß als leidenschaftlichen Fan des SV Kaufungen 07 und des FC Schalke 04. (mgo)

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