Regenbogenflagge am Rathaus: Lohfelden als Ort der Vielfalt
Am 17. Mai wird die Regenbogenflagge am Rathaus Lohfelden im Kreis Kassel gehisst. Die Gemeinde setzt so ein Zeichen für Vielfalt und Selbstbestimmung.
Lohfehlden – Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau und Lila. Das sind die Farben der Regenbogenflagge. Weltweit ist sie das Symbol sexueller Minderheiten und queerer Menschen. Sie steht für Toleranz, Akzeptanz und für die Vielfalt des Zusammenlebens.
Am Lohfeldener Rathaus im Kreis Kassel wird die Fahne nun jedes Jahr am 17. Mai gehisst. Einstimmig sprachen sich die Gemeindevertreter Lohfeldens schon in ihrer Januar-Sitzung für den SPD-Antrag aus.
Lohfelden als Ort der Vielfalt: Regenbogenflagge am Rathaus im Kreis Kassel

Der 17. Mai ist seit 2005 der „Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie“. Das Datum soll an den 17. Mai 1990 erinnern, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen. Transsexualität wurde erst 2018 gestrichen.
Nun ist es in Lohfelden also soweit: Zum ersten Mal wird der farbenfrohe Stoff vor dem Rathaus flattern. „Die Flagge soll zeigen, wie weltoffen Lohfelden ist“, erklärt Initiatorin Katrin Steffek (48).
Die Flagge soll zeigen, wie weltoffen Lohfelden ist.
„Sie soll zeigen, dass die Gemeinde ein Ort der Vielfalt ist und für Respekt und Toleranz steht, damit alle Menschen so leben können, wie sie es möchten.“ Der Antrag war der gebürtigen Lohfeldenerin eine Herzensangelegenheit.
Die 48-Jährige ist lesbisch. Ihr Outing hatte sie mit 27 Jahren. Im Freundeskreis und in der Familie geht sie längst offen mit ihrer sexuellen Orientierung um. „Ich habe das Glück, dass ich immer akzeptiert und nie angefeindet wurde.“
Kreis Kassel: Lesbische Politikerin setzt sich in Lohfelden für Vielfalt ein
Spätestens seit ihrer ersten Schwangerschaft (2007) wüssten die meisten Menschen ohnehin, dass sie mit einer Frau verpartnert, seit 2017 nun auch verheiratet ist. Ein Blick auf die Wahl 2021 zeigt, wie sehr Katrin Steffek in Lohfelden verankert ist.
Sie bekam von allen Kandidaten die meisten Stimmen – sogar überparteilich. Bei einer Wahlbeteiligung von 47 Prozent setzten 3066 von 5082 Bürgerinnen und Bürgern Lohfeldens ihr Kreuz für die SPD-Politikerin.
„Steffek ist in Lohfelden ein Name“, wiegelt sie ab. Aber natürlich sei sie auch präsent gewesen und habe sich in der Gemeinde engagiert. Sie ist in der zweiten Amtszeit und damit mittlerweile sieben Jahre als Kommunalpolitikerin aktiv.
Dass nicht alle mit ihrer sexuellen Orientierung oder auch für ihre Geschlechtszugehörigkeit akzeptiert werden, sei ihr auch klar. So auch in Lohfelden. Nur kurz bevor sie den Antrag in der Gemeindevertretung einbrachte, hatten Unbekannte mit Leuchtfarbe die Worte „Schwuchtel“ und „Schwulenkneipe“ vor einem Café aufgesprüht.
Regenbogenflagge am Rathaus in Lohfelden: Es geht um Sichtbarkeit
„Das bin ich aus der Gemeinde nicht gewohnt“, sagt Steffek sichtlich getroffen. Genau deshalb sei es aber auch ein so wichtiges Signal, die Regenbogenflagge zu hissen. Es gehe nämlich ebenfalls um Sichtbarkeit.
Zu zeigen, dass in Lohfelden Platz für ganz unterschiedliche Menschen sei, wie die 48-Jährige betont. Über das Signal hinaus sei es aber auch wichtig, ganz alltägliche Dinge zu ändern. In Formularen steht immer noch „Mutter“ und „Vater“, erklärt Steffek.
Dann stünden gleichgeschlechtliche Paare bei einem Kinderwunsch vor ungleich schwereren Herausforderungen. Anders als heterosexuelle Paare hätten sie keinen Anspruch auf Übernahme der Kosten für eine Kinderwunschbehandlung.
„Ich kenne Paare, die regelmäßig mehrere Hundert Kilometer gefahren sind, um einen privaten Spender zu treffen. Auch gibt es Frauen, die an Männer geraten sind, die dann doch Sex haben wollten, obwohl die Bechermethode abgestimmt war“, erzählt die 48-Jährige.
Da müssten die Rechte, ebenso wie bei der Anerkennung der Elternschaft, dringend angepasst werden. (Hanna Maiterth)
Die Farben der Regenbogenflagge
Die Regenbogenflagge ist seit gut 45 Jahren das Erkennungszeichen der LGBTIQ+ Community. Der Sammelbegriff umfasst all jene, die nicht heterosexuell sind oder sich nicht mit ihrem biologischen Geschlecht identifizieren.
Die Buchstaben stehen für lesbisch, schwul (gay), bisexuell, trans, inter, asexuell und queer. Zu Beginn hatte die Regenbogenflagge übrigens acht verschiedene Farben. Jede Farbe mit Bedeutung.
Pink steht für Sexualität, Rot steht für das Leben, Orange für Heilung, Gelb für die Sonne, Grün für Natur, Türkis für die Kunst, Blau für Harmonie und Lila für Spiritualität. Pink und Türkis fielen weg. (phm)