Spiel mir das Lied vom Rebhuhn
Wer mit Naturschützern Rebhühner im Kreis Kassel zählen will, der hört und sieht so einiges. Aber begegnet er auch den seltenen Vögeln?
Calden – In der Ferne hört man das Summen der auf einer Landstraße fahrenden Autos, das Dröhnen eines Traktors auf einem nahen Acker, sogar gelegentliches Vogelgezwitscher, das aus einem nahen Baumwipfel kommt. Nur Rebhühner, die auf den Balzruf antworten sollen, der immer wieder aus dem mobilen Lautsprecher erschallt, hört man bei einer der Zählungen am Rande eines Ackers bei Westuffeln nicht.
Dabei ging es Lydia Purkart vom Landschaftspflegeverband des Landkreises Kassel (LPV Kassel) um eben jene seltene Tiere, die sie und circa 40 freiwillige Helfer in bestimmten Untersuchungszonen, sogenannten Transekten, im Kreis Kassel zwischen Ende Februar und Mitte März gezählt haben.
Mit Naturschützern im Kreis Kassel Rebhühner zählen

„Die Transekte liegen in der Regel an offenen Flächen nahe an Feldern“, erklärt Purkart. „Die Erfassung der Rebhühner findet während der Balzzeit in der Abenddämmerung und nur bei geeigneten Wetterbedingungen statt.“
Heute werden Rebhühner in ganz Deutschland als stark gefährdet eingeordnet und stehen auf der Roten Liste.
Das sei der Moment, in dem Rebhühner am ehesten zu finden seien, da sie dann bei den herrschenden Lichtverhältnissen ihre natürlichen Feinde wie Greifvögel und Füchse schon aus der Ferne gut ausmachen könnten.
„Wir laufen entlang des Transekts und bleiben alle 150 bis 200 Schritte stehen. Dann spielen wir den Ruf des Rebhahns auf dem Lautsprecher ab und horchen, ob ein Huhn auf die Klangattrappe antwortet“, erklärt die Naturschützerin.

Ziel der Erfassung, die in Kooperation mit der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz erfolgt, war es, herauszufinden, wo genau es überall noch Rebhühner gibt. So ist es zukünftig möglich, gezielte Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der seltenen Vögel zu ergreifen.
Rebhühner stehen auf der Roten Liste und gelten als stark gefährdet
„Heute werden Rebhühner in ganz Deutschland als stark gefährdet eingeordnet und stehen auf der Roten Liste“, erklärt Purkart. Das Rebhuhn war als Charaktervogel einer strukturreichen Agrarlandschaft noch in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine sehr verbreitete Art, deren Bestände jedoch von 1980 bis heute um 93 Prozent eingebrochen sind.

Trotzdem gehört das Rebhuhn laut Bundesjagdgesetz zu den jagdbaren Arten und darf von September bis Mitte Dezember gejagt werden. „Das Rebhuhn ist eine Leitart für Arten der strukturreichen Agrarlandschaften, sodass auch viele andere Arten wie Feldhasen, Goldammer, Braunkehlchen und Insekten von Maßnahmen profitieren“, erklärt Purkart.
Es ist schön, dass es noch Rebhühner bei uns gibt, aber es könnten natürlich mehr sein.
Nun will sich auch der Landkreis Kassel der bedrohten Vögel annehmen: „Um den Rebhühnern bessere Lebensraumbedingungen zu ermöglichen, wollen der Fachdienst Landschaftspflege des Landkreises Kassel und der LPV aufklären und Wege aufweisen, wie die seltenen Bodenbrüter geschützt werden können“, teilte Umweltdezernent Thomas Ackermann in einer Pressemitteilung des Kreises mit.

Vor der Zählung erhielten die Helferinnen und Helfer eine Einführung in die Erfassungsmethode und das Leben der Rebhühner. Die Erfassung der Vögel zahlte sich aus; einige wurden diesmal im Kreis Kassel gezählt. „Es ist schön, dass es noch Rebhühner bei uns gibt, aber es könnten natürlich mehr sein“, sagt Lydia Purkart. (Raphael Digiacomo)
Mehr Informationen zur Zählung finden Sie hier.