Letzte Ruhe für Sternenkinder: Vellmar prüft Antrag zur gebührenfreien Beisetzung

Einen würdevollen Abschied mit einer Beerdigung will die Stadt Vellmar künftig auch den Eltern von sogenannten Sternenkindern ermöglichen.
Vellmar – Als Sternenkinder werden Kinder bezeichnet, die vor, während oder kurz nach der Geburt sterben. Die Bestattung von fehl- oder totgeborenen Kindern regeln die Bundesländer unterschiedlich.
Für Kinder, die mit einem Gewicht von über 500 Gramm zur Welt kommen, besteht in Deutschland Bestattungspflicht. Die Sternenkinder werden in der Regel von Kliniken und Krankenhäusern in Gemeinschaftsgrabanlagen beigesetzt. Die Bestattungen erfolgen mehrmals im Jahr und es entstehen in der Regel keine Kosten für die Betroffenen. Für viele Eltern ist es jedoch schöner, das Kind in einem eigenen Grab oder Familiengrab bestatten zu lassen.
Nicht immer gibt es ein Recht auf Bestattung
Ab wann ein fehl- oder totgeborenes Kind gesetzlich als Person anerkannt wird und damit ein Recht auf eine Beerdigung hat, richtet sich nach dem Gewicht. Wenn Kinder vor der 24. Woche oder mit einem Gewicht von unter 500 Gramm tot zur Welt kommen, gelten sie als Fehlgeburten für die es keine Bestattungspflicht gibt.
Viele Eltern wünschen sich allerdings eine würdige, offizielle Beisetzung in einem eigenen Grab für ihre Kinder oder im Familiengrab. Seit 2013 können Eltern alle geborenen Kinder, unabhängig von der Schwangerschaftsdauer und dem Geburtsgewicht, standesamtlich eintragen lassen und ihnen damit auch formal eine Existenz geben. Seitdem dürfen auch tot- oder fehlgeborene Kinder unter 500 Gramm beim Standesamt mit Namen angezeigt und auf Wunsch individuell bestattet werden. jos/vsa
Die Stadtverordnetenversammlung hat sich bei der jüngsten Sitzung dafür ausgesprochen, dass Eltern ihre Sternenkinder gebührenfrei auf allen Vellmarer Friedhöfen in Urnen, am Grab eines Verwandten oder in einem Kindergrab bestatten lassen können. Dies geht auf einen Antrag der SPD zurück, der bereits im Ausschuss einstimmig beschlossen wurde. Dort einigte man sich außerdem auf eine Erweiterung des Antrags: Auch minderjährige Kinder sollen in Vellmar gebührenfrei bestattet werden. „Bei diesem schweren Schicksalsschlag sollte die Stadt Vellmar, als familienfreundliche Stadt, den betroffenen Eltern unter die Arme greifen“, sagte Karin Dietrich, Stadtverordnete der SPD bei der Sitzung.
„Laut der Friedhofskommision gab es bisher keine Beisetzung von Sternenkindern in Vellmar, Kinderbeerdigungen jedoch schon“, sagt Stadtsprecher Jan Bischoff auf Anfrage. Aktuell prüfe die Verwaltung, ob die Gebührenordnung, wie im Antrag beschrieben, verändert werden kann und auch minderjährige Verstorbene einschließt. Vellmar wäre damit, neben Baunatal die zweite Stadt im Landkreis, die die Gebühren für die Beisetzung von Sternenkindern streicht. (Josefin Schröder)