Initiative für Sicherheit im Kreis Kassel wenig genutzt

Gemeinden und Städte sicherer und lebenswerter machen: Das ist das Ziel der Sicherheitsinitiative Kompass des Landes Hessen.
Kreis Kassel – Auch im Landkreis Kassel gibt es einige Kommunen, die Teil des Kompass-Projektes sind – Lohfelden gehört seit wenigen Tagen auch dazu. Doch was bedeutet das eigentlich? Ein Überblick:
Was ist die Kompass-Sicherheitsinitiative?
Kompass steht für Kommunalprogramm Sicherheitssiegel. Es ist ein Angebot des Hessischen Innenministeriums an die Städte und Gemeinden. Ziel des Programms ist, im Netzwerk von Polizei, Kommunen und Bürgern die Sicherheit und das subjektive Sicherheitsgefühl vor der eigenen Haustür zu optimieren. Wichtige Bausteine von Kompass sind Videoüberwachung, Schutzleute vor Ort und der freiwillige Polizeidienst. Hessenweit gehören 135 Städte und Gemeinden der Sicherheitsinitiative an.
Wie wird man eine Kompass-Kommune?
Die Kommune reicht eine Bewerbung beim Polizeipräsidium ein. Die Voraussetzungen dafür: ein fester Ansprechpartner vor Ort (meist aus dem Ordnungsamt) und die Erklärung des Magistrats oder des Gemeindevorstands. Hat eine Kommune mindestens drei Sicherheitsvorgaben innerhalb des Kompass-Projektes in die Tat umgesetzt, bekommt sie das Sicherheitssiegel. Zu den Vorgaben gehören beispielsweise das Einsetzen von Sicherheitsberatern für Senioren, das Ausbilden von Bürgern zu freiwilligen Polizisten oder das Verbessern der Verkehrssicherheit.
Welche Kommunen sind im Landkreis Kassel dabei?
Im Landkreis Kassel gibt es aktuell vier Kompass-Kommunen: Fuldatal (seit 2019), Ahnatal (seit 2018), Lohfelden (seit 2023) und Hofgeismar (seit 2022). Außerdem gehört die Stadt Kassel seit 2019 zu der Sicherheitsinitiative.
Wie wurde die Sicherheit in den Kommunen verbessert?
Die Gemeinde Lohfelden steht noch ganz am Anfang: Erst kürzlich übergab Polizeipräsident Konrad Stelzenbach das Begrüßungsschild an Lohfeldens Bürgermeister Uwe Jäger. Der erste Schritt: eine Bürgerbefragung, um die Sicherheitsbedürfnisse der Lohfeldener in Erfahrung zu bringen. Für die Bürgerbefragung sind im Haushalt 25 000 Euro vorgesehen.
Auch in der Stadt Hofgeismar steckt Kompass noch in den Kinderschuhen. Eine Bürgerbefragung hat in den vergangenen Wochen den Startschuss für das Programm gegeben. „3650 zufällig ausgewählte Personen konnten an der Befragung teilnehmen. Die Resonanz der Bürger ist sehr gut“, sagt Daniela Pfeiffer vom Ordnungsamt Hofgeismar.
Die Stadt Kassel hat seit dem Eintritt ins Projekt bereits einiges angestoßen. 2019 gab es die erste Bürgerbefragung – im vergangenen Jahr dann die zweite. „Derzeit werden in guter und enger Zusammenarbeit zwischen dem Polizeipräsidium Nordhessen, der Universität Gießen und der Stadt Kassel Maßnahmen entwickelt, um das Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürgern in Kassel zu verbessern“, heißt es auf Anfrage.
In der Gemeinde Fuldatal ist das Projekt fast abgeschlossen. Aktuell erstelle die Gemeinde den Abschlussbericht. „Ich gehe davon aus, dass wir dann auch das Sicherheitssiegel bekommen“, sagt Bürgermeister Karsten Schreiber. Fuldatal hat einiges im Rahmen des Projektes realisiert: Zum Beispiel wurde ein zweiter Verwaltungsmitarbeiter zum Hilfspolizeibeamten ausgebildet. Außerdem hat die Gemeinde die Straßenbeleuchtung verbessert und mit LED ausgestattet, sodass es kaum noch dunkle Stellen gibt.
Und auch in der Gemeinde Ahnatal geht das Projekt dem Ende entgegen. Auch dort wurde bereits ein Abschlussbericht erstellt und die Gemeinde geht davon aus, in diesem Jahr das Sicherheitssiegel zu erhalten. Neben einem Vortrag zum Thema Einbruchsschutz, einem Graffiti-Projekt mit Jugendlichen und einigen anderen Sicherheitsprojekten hat Ahnatal seit vergangenem Jahr auch eine ausgebildete Sicherheitsberaterin für Senioren, Anna Fel-desz. Sie kümmert sich als Schnittstelle zwischen Polizei und Gemeinde um die Belange der Senioren.
Warum haben sich manche Kommunen bewusst gegen Kompass entschieden?
Das hat unterschiedliche Gründe: Die Stadt Vellmar hat sich gegen Kompass entschieden, weil sie schon viel Sicherheitsarbeit leiste. Jugendschutzprojekte, die Beauftragung eines Sicherheitsdienstes und die Vermeidung von Vandalismus gehörten in der Stadt Vellmar auch ohne das Programm der Polizei dazu, sagt Wolfhard Eidenmüller vom Ordnungsamt. Auch die Gemeinde Schauenburg ist nicht Teil der Kompass-Initiative. Malte Glaser vom Schauenburger Ordnungsamt erklärt: „Die Kriminalstatistik von Schauenburg ist glücklicherweise so gering, dass wir keine Notwenigkeit sehen.“ Falls sich das ändere, werde man noch einmal über einen Beitritt nachdenken müssen. Ähnlich wie in Schauenburg ist es auch in Habichtswald. „Wir haben uns über die Kompass-Sicherheitsinitiative informiert, sehen aber aktuell keine Notwendigkeit“, sagt Bürgermeister Daniel Faßhauer.
Wie kommt es, dass es in Südhessen viel mehr Kompass-Kommunen gibt als in Nordhessen?
Die Polizei erklärt sich die höheren Teilnahmezahlen in Südhessen mit den dichter zusammenliegenden Städten und vergleichsweise wenig ländlichem Gebieten. „In den Städten herrschen meist mehr Probleme als auf dem Land“, sagt Polizeisprecher Matthias Mänz. (Clara Pinto)