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„Schwelle ist überschritten“: Wirt beklagt homophobe Sprüche an Kneipe in Lohfelden

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Von: Moritz Gorny

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Diese Schriftzüge sind auf den Gehweg an der Kneipe in Lohfelden gesprüht: „Schwulle Kneipe“ und „Schwuchtelkneipe“ richten sich wahrscheinlich gegen Stefan Lehmann (Foto) und seinen Ex-Partner Kai Freudenstein.
Diese Schriftzüge sind auf den Gehweg an der Kneipe in Lohfelden gesprüht: „Schwulle Kneipe“ und „Schwuchtelkneipe“ richten sich wahrscheinlich gegen Stefan Lehmann (Foto) und seinen Ex-Partner Kai Freudenstein. © Moritz Gorny

Auf dem Gehweg an einer Lohfeldener Kneipe haben Unbekannte Kritzeleien hinterlassen. Sie könnten sich gegen den Wirt und seinen Ex-Partner richten, vermutet der. Die Polizei sucht nun Zeugen.

Lohfelden – Erst hielt Stefan Lehmann die Schriftzüge an der Kneipe „Zum Freudenstein“ in Lohfelden (Kreis Kassel) für Kreidemalerei. Doch bei näherem Hinsehen war dem Wirt schnell klar, dass es sich hierbei wahrscheinlich nicht um das Werk von Kindern handelt. Seit den frühen Morgenstunden des Mittwochs prangen auf dem Gehweg an der Poststraße drei schwer leserliche und mit Schreibfehlern versehene Schriftzüge, die wohl „Schwulle Kneipe“ und „Schwuchtelkneipe“ darstellen sollen. Lehmann hat den Fall bei der Polizei angezeigt – die ermittelt laut Sprecher Matthias Mänz wegen Sachbeschädigung und Beleidigung und sucht Zeugen.

Lehmann, angestellter Geschäftsführer der angrenzenden Kneipe, geht eigenen Angaben zufolge ganz offen mit seiner Homosexualität um – ebenso der Inhaber der Kneipe, Kai Freudenstein. „Wir waren mal zusammen und haben das hier auch offen gelebt.“ Jeder in Lohfelden weiß darüber Bescheid, sagt Lehmann. Bislang habe es aber keine Probleme oder Anfeindungen gegeben – obwohl seine Kundschaft bunt gemischt ist: von der 93-jährigen Frau, die nach einem Seniorennachmittag vorbei kommt, über den Geschäftsführer bis hin zum Hartz-4-Empfänger.

Homophobe Schmierereien in Lohfelden - „Damit ist eine Grenze überschritten“

In der Kneipe zeigt sich ein Abbild der Gesellschaft: Es gehe mal gefühlvoll, lustig, oder aber rau zu. „Klar, Sprüche sind okay, damit kann ich leben und auch zurückschießen“, sagt der 38-Jährige. „Aber mit den Schmierereien ist eine Grenze überschritten“, so Lehmann. Schließlich wisse er nicht, wohin das führen kann und soll.

Einen Verdacht, wer die Schriftzüge aufgesprüht haben könnte, hat Lehmann nach eigenen Angaben nicht. In einer Kneipe komme es ab und an zu Reibereien, gelegentlich müsse er einen Gast rauswerfen. Aber das sei nichts Ungewöhnliches und führe nicht zu Sachbeschädigungen. Lehmann hat sich auf dem Facebook-Kanal der Kneipe jedenfalls Luft gemacht - gegen Unbekannt.

Hinweise auf den Täter gibt es allerdings dennoch: An einem Imbiss unweit der Kneipe hängt eine Überwachungskamera. Diese hat den Sprüher bei ersten Versuchen aufgenommen. Sich einschüchtern lassen möchte Lehmann nicht. „Wir machen da weiter, wo wir aufgehört haben.“ Für ihn hat die Lohfeldener Kneipe etwas von einer Kirche – hier könne man reden, herunter kommen und die Seele baumeln lassen. Das will er seinen Gästen auch weiterhin bieten.

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