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Lohfeldenerin will über Brustimplantate aufklären

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Von: Michaela Pflug

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Ein Brustimplantat aus Silikon wird in Augenschein genommen.
Ein Brustimplantat aus Silikon wird in Augenschein genommen. © Boris Rössler/dpa

Straffe, große Brüste gelten für viele als erstrebenswertes Schönheitsideal. Dass der Traum vom schönen Busen auch zum Albtraum werden kann, zeigt die Geschichte von Birgit Schäfers. Sie will jetzt über die Gefahren von Brustimplantaten aufklären.

Hinter der Lohfeldenerin liegt eine lange Ärzteodyssee. Auf die Idee, dass ihre Implantate die Ursache für ihre Beschwerden sein könnten, kam sie erst nach Jahren. Nach der Entnahme der Implantate geht es ihr besser. Heute bietet sie mit ihrer Internetseite krank-durch-brustimplantate.de im Netz eine Anlaufstelle für Betroffene, leistet Aufklärungsarbeit und berät zum Thema.

Dabei war sie anfangs zufrieden mit ihren Brustimplantaten: „Vier Jahre war ich wirklich happy.“ 2010 hatte sie sich nach einer großen Gewichtsabnahme für die Implantate entschieden. „Eigentlich wollte ich meine Brüste nur straffen lassen, aber der Chirurg hat mich in einer Art Verkaufsgespräch von Implantaten überzeugt.“

Erst nach einigen Jahren fingen die Probleme an. Die 53-Jährige hatte ganz verschiedene Beschwerden von Herzrhythmusstörungen über Muskel-, Gelenk- und Nervenschmerzen bis hin zu Taubheitsgefühlen in den Extremitäten und extremer Müdigkeit. „Ich hatte sehr viele verschiedene Symptome und war bei allen möglichen Fachärzten. Eine eindeutige Diagnose gab es nie.“ Letztlich wurden ihr Psychopharmaka verschrieben.

Besser ging es ihr nicht. „Ich war damals sehr verzweifelt und isoliert.“ Über ihre Schwester stieß sie dann im Netz auf eine englischsprachige Facebook-Gruppe, bei der es auch um Brust-Implantat-Krankheit (Breast Implant Illness) ging. Darunter versteht man eine Sammlung von etwa 50 Symptomen, die Betroffene in Folge einer Implantation bemerkt haben. Einen eindeutigen medizinischen Nachweis oder Test für die Existenz der Krankheit gibt es aber nicht, wie Schäfers erklärt. In der medizinischen Gemeinschaft ist der Begriff daher umstritten. Schäfers kennt aber auch Ärzte, die sich damit beschäftigen und steht mit diesen im Austausch.

Viele Frauen in der amerikanischen Facebook-Gruppe beschrieben ähnliche Beschwerden, wie sie Schäfers hat. Die Erleichterung war enorm: „Ich habe mich da sofort wiedergefunden. Ich habe gedacht, ich bin nicht bekloppt, ich bin kein Einzelfall!“.

Schäfers ließ sich schließlich 2016 die Implantate operativ entfernen. Eines der Kissen war beschädigt, Silikongel war in ihren Körper eingedrungen. Noch heute kämpft sie mit den Folgen und musste sich lange mit dem Versorgungsamt zum Grad ihrer Behinderung auseinandersetzen, bis die Silikonschäden anerkannt wurden, sagt sie.

Seitdem hat sie sich weiter mit Betroffenen vernetzt. Die Facebook-Gruppe „Krank durch Brustimplantate“ hat inzwischen über 3700 Mitglieder. Dabei gehe es keinesfalls darum, den Wunsch der Frauen nach Schönheitseingriffen zu verteufeln oder ihren Leidensdruck nicht ernst zu nehmen, sagt Schäfer. „Ich möchte nur, dass die Frauen im Vorfeld besser und umfassend über Risiken informiert werden.“ Wenn sich dann jemand dagegen entscheide, freue sie sich aber schon.

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