Ruhepol zwischen Sanitätern: Vollmarshäuser Pfarrerin Kerstin Grenzebach ist Notfallseelsorgerin

Die Vollmarshäuser Pfarrerin Kerstin Grenzebach ist die Notfallseelsorge-Beauftragte des Kirchenkreises Kaufungen und damit eine von 37 Notfallseelsorgern.
Lohfelden – Verzweiflung, Angst, Schmerz und Entsetzen. Wenn Notfallseelsorgerin Kerstin Grenzebach aus Lohfelden an einen Unglücksort kommt, erlebt sie häufig extreme Situationen.
Die Vollmarshäuser Pfarrerin ist die Notfallseelsorge-Beauftragte des Kirchenkreises Kaufungen und damit eine von 37 Notfallseelsorgern des Kirchenkreises. Sie und ihre Kollegen werden meist bei plötzlichen Todesfällen gerufen, um Angehörige in den ersten Stunden zu unterstützen und ihnen beizustehen. Manchmal sind sie auch dabei, wenn die Polizei Todesnachrichten überbringt.
Notfallseelsorge: Pfarrer werden von der Leitstelle informiert
Zu Einsätzen gerufen werden sie in der Regel von der Leitstelle. Im Kirchenkreis Kaufungen sind es immer zwei Pfarrer, die gleichzeitig Notfallseelsorge-Dienst haben. Dieser Dienst geht immer eine Woche. Von Montag um 8 Uhr bis Montag um 8 Uhr. Aber nicht jeden Tag klingelt das Telefon: „Es kann sein, dass in einer Woche mal kein Anruf kommt“, sagt sie. Im Jahr 2022 hatte das Team 22 Einsätze. Tag und Nacht – egal ob Regen oder Schnee: „Ein Pfarrer oder eine Pfarrerin ist immer da“, macht Grenzebach klar.
Ihre Einsätze sind ganz unterschiedlich. Mal schweigt sie gemeinsam mit den Betroffenen, mal hält sie die Menschen im Arm und mal ist sie einfach da, um einen Kaffee oder ein Glas Wasser zu bringen. Denn Kerstin Grenzebach weiß: Jeder geht anders mit Trauer um.
Situation erfassen: Notfallseelsorger unterstützen in ersten Stunden
„Wir sind ein Ruhepol in der ganzen Aufregung“, erklärt Grenzebach. „Sanitäter, Polizisten und Ärzte haben zu tun und erledigen ihre Arbeit. Wir sind einfach nur für die Betroffenen da.“
Einige Menschen würden denken, dass die Notfallseelsorger mit ihnen beten möchten. „Das stimmt nicht. Wir erfassen die Situation, fragen die Betroffenen, was sie brauchen und passen uns ihnen an“, sagt Grenzebach, die seit den 1990er-Jahren als Notfallseelsorgerin tätig ist. „Wenn sich aber jemand wünscht, gemeinsam zu beten, mache ich das natürlich auch.“ Jeder Notfallseelsorger habe allerdings eine andere Herangehensweise bei Einsätzen.
Kuscheltiere für den Trost
So hat Grenzebach Kollegen, die sich eine Tasche gepackt haben, die sie immer mitnehmen. Darin sind beispielsweise Kuscheltiere und Taschentücher. „Ich selbst habe keine Tasche, aber ich habe immer gerne etwas dabei, das ich den Menschen dalassen kann – dann kann ich mich besser verabschieden“, sagt sie und deutet auf einen kleinen Holzengel in ihrer Hand, den sie oft verschenkt.
Dass die Arbeit als Notfallseelsorger nichts für schwache Nerven ist, kann sich jeder denken. „Natürlich kommt es vor, dass ich zu Hause noch über den Einsatz nachdenke“, sagt sie. „Wir Pfarrer haben aber alle eine gute Notfallseelsorger-Ausbildung und kommen meist gut mit den Fällen klar.“
Größeres Team geplant: Ausbildung für Ehrenamtliche
Aktuell ist geplant, das Team der Notfallseelsorger des Kirchenkreises Kaufungen zu vergrößern. „Gerade findet ein Kurs statt, der vier Ehrenamtliche zu Notfallseelsorgern ausbildet“, erzählt die Pfarrerin, die mehr Menschen auf das Angebot der Kirche aufmerksam machen möchte. „Ich habe das Gefühl, dass viele Menschen einfach nicht wissen, dass es uns gibt“, sagt sie.
In Notfällen könne man sich auch immer an den Einsatzleiter wenden und um einen Notfallseelsorger bitten. Denn egal zu welcher Uhr- oder Jahreszeit – ein Pfarrer oder eine Pfarrerin ist immer da. (Clara Pinto)