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Bürger kritisieren Gemeinde: Straßenlaternen in Lohfelden brennen nur noch bis Mitternacht

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Von: Clara Veiga Pinto

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Es bleibt dunkel in Lohfelden: Dass die Straßenlaternen nachts ausgehen, verrät der weiß-rote Reflektor unterhalb des Vorfahrtsschildes.
Es bleibt dunkel in Lohfelden: Dass die Straßenlaternen nachts ausgehen, verrät der weiß-rote Reflektor unterhalb des Vorfahrtsschildes. © Clara Pinto

Seit einigen Tagen ist es ab Mitternacht stockfinster in Lohfelden – und das bis 5 Uhr morgens. Viele Lohfeldener sind damit nicht einverstanden.

Lohfelden – Dunkel war’s, der Mond schien helle – so beginnt das im Volksmund bekannte Gedicht eines unbekannten Verfassers. Aktuell trifft das auch ganz gut auf die Gemeinde Lohfelden zu: Seit einigen Tagen ist es ab 0 Uhr stockfinster in Lohfelden. Der Gemeindevorstand entschied nämlich im Oktober, die Straßenbeleuchtung von 0 bis 5 Uhr abzuschalten. Das soll Energie sparen. Anfang Mai hat Lohfelden dieses Vorhaben nun umgesetzt – und das, obwohl die Energiesparmaßnahmen der Bundesregierung seit Mitte April nicht mehr verpflichtend sind.

Innerhalb der Gemeinde sorgt das Thema für große Aufregung. Einige Bewohner sind der Meinung, die Gemeinde handle fahrlässig. Das Rathaus hält an dem Beschluss fest: Da es generell keine Pflicht zur Straßenbeleuchtung in Hessen gibt, müssen lediglich Zebrastreifen nachts durchgehend beleuchtet sein, heißt es seitens der Gemeinde.

Ärger wegen dunklen Straßen: Lohfeldener Laternen bleiben aus

In Vorbereitung für die Umsetzung der Nachtabschaltung hat der Bauhof rot-weiß reflektierende Laternenringe an die Masten angebracht. Sie kennzeichnen Laternen, die nachts abgeschaltet werden. Für Autofahrer ist der Ring das Zeichen, dass sie das Stand- oder Parklicht anschalten müssen. Nach einer längeren Testphase und dem Sammeln von Erfahrungen wird der Gemeindevorstand erneut darüber beraten, ob sich die Maßnahme bewährt hat.

Einen aktuellen Termin könne die Gemeinde allerdings noch nicht nennen, erklärt Kai Hast von der Gemeinde. Auch in den Fraktionen des Lohfeldener Gemeindeparlaments gibt es verschiedene Meinungen über die Abschaltung der Lampen. Ein Überblick:

U2L

Der Unabhängigen Liste Lohfelden (U2L) liegt das Thema Straßenbeleuchtung schon seit mehr als 10 Jahren am Herzen, sagt Fraktionsvorsitzender Hans-Jürgen Fiegand. Die bessere Beleuchtung von Fuß- und Verkehrswegen in Lohfelden sei ein Kernziel der Fraktion. „Eine Umrüstung sämtlicher Leuchten auf LED-Technik hätte heute schon ein Ersparnis von mehr als der Hälfte der Energie zur Folge“, teilt Fiegand mit.

Die von der U2L in verschiedenen Haushalten eingebrachten Mittel für die Umrüstung seien gar nicht oder selten verbraucht worden. „Auch in diesem Jahr wurden wieder zusätzliche 200 000 Euro in die Umrüstung der Straßenbeleuchtung durch die U2L beantragt“, sagt Fiegand. „So schwer es auch fällt – trotz hoher Energiepreise – ist die Abschaltung so nicht hinzunehmen“, heißt es seitens des Fraktionsvorsitzenden.

CDU

Auch die CDU steht der Abschaltung kritisch gegenüber: Sie möchte in der nächsten Gemeindevertretersitzung am 25. Mai die umgehende Einstellung der nächtlichen Abschaltung der Straßenbeleuchtung beantragen, teilt Fraktionsvorsitzender Domink Haferburg mit.

„Dies haben wir in Form eines Dringlichkeitsantrages an den Vorsitzenden der Gemeindevertretung eingebracht, somit entfällt eine mindestens vierwöchige Beratungszeit“, schreibt er. Auch wegen der „peinlichen Hinweise“ der Verwaltung an die Bürger, eine Taschen- oder Stirnlampe mitzunehmen, sehe es die CDU als dringend notwendig an, die Abschaltung mit dem Antrag umgehend zu beenden.

„Die Energieeinsparverordnung der Bundesregierung aus 2022 ist am 15. April ausgelaufen und die Verwaltung fängt jetzt erst mit diesen Energieeinsparmaßnahmen an? Dies ist eindeutig acht Monate zu spät und der Effekt zum jetzigen Zeitpunkt ist fraglich“, findet Haferburg. Weiterhin wolle die CDU, durch dunkle Straßenzüge, bei den Bürgern kein Gefühl der Unsicherheit in Lohfelden schaffen.

SPD

Auch die SPD-Fraktion ist für das Ende der Nachtabschaltungen in Lohfelden. „Als am 18. Oktober 2022 der Beschluss zur Nachtabschaltung im Gemeindevorstand getroffen wurde, gab es durch die Gasmangellage die rechtlichen Grundlagen dafür“, argumentiert Fraktionsvorsitzende Katrin Schmidt.

Da diese Rechtsgrundlage mit dem Ende Energiespar-Verordnung (EnSikuMaV) im April aber wegfiel, sei es aus SPD-Sicht völlig legitim, dass die Gemeindevertretung sich nun diesem Thema annimmt.

Grüne

Die Lohfeldener Grünen sind anderer Meinung: „Grundsätzlich ist die Abschaltung der Straßenbeleuchtung sowohl ökologisch als auch ökonomisch sinnvoll“, teilt Fraktionschef Stefan Wetterau mit. Natürlich gebe es noch die Sorge, dass sich die Menschen nachts unsicher fühlen, wenn sie zu Fuß unterwegs sind.

Dennoch halte es die Fraktion für sinnvoll, die Nachtabschaltung aufrecht zu erhalten. „Vielleicht sollte man diese aber nur von Sonntag bis Donnerstag ausführen, um den Menschen am Wochenende die Sicherheit zu geben, die sie benötigen“, schlägt er vor.

Am wichtigsten sei es aus Grünen-Sicht jedoch, Erfahrungswerte zu sammeln. „Erst nach einem Jahr sollte man sich eine abschließende Meinung hierzu erlauben“, findet der Fraktionsvorsitzende. Sollten in der Zwischenzeit Probleme in der Sicherheit auftauchen, müssten diese natürlich kurzfristig angegangen werden. (Clara Pinto)

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