Neubau der Bergshäuser Brücke wird länger dauern als geplant

Die Wahrscheinlichkeit, dass die neue Bergshäuser Brücke im Jahr 2028 fertig werden wird, wird zusehends geringer.
Kreis Kassel – Wie die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) mitteilt, wird das Planfeststellungsverfahren für die Genehmigung der neuen A 44-Brücke über das Fuldatal bei Kassel jetzt wohl erst im dritten Quartal 2023 eingeleitet werden können.
Noch im vergangenen Jahr war die Deges von Anfang 2023 ausgegangen. Das Jahr 2028 gilt als neuralgisches Datum: Bis dahin soll die alte Bergshäuser Brücke noch halten, um dann von der neuen Brücke ersetzt zu werden.
Damit verschiebt sich der Fortgang des gesamten Genehmigungsprozesses erneut um ein halbes Jahr nach hinten. Grund dafür ist, dass die Entwurfsplanung der Deges für den Brückenneubau noch immer zur Genehmigung der Autobahngesellschaft des Bundes als Auftraggeberin vorliegt. „Allerdings befinden wir uns jetzt in der Finalisierung der Genehmigung“, teilt Deges-Sprecherin Pia Verheyen mit. So könne der Antrag für die Planfeststellung voraussichtlich nun im dritten Quartal 2023 beim Hessischen Verkehrsministerium gestellt werden.
Die erneute Verzögerung um ein halbes Jahr führt nun dazu, dass die Fertigstellung der neuen Bergshäuser Brücke mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr bis Ende 2028 abgeschlossen werden kann. Dazu müsste im weiteren Genehmigungs- und Planungsprozess sowie in der eigentlichen Bauphase alles reibungslos laufen – was allerdings bei Großprojekten dieser Art nur selten der Fall ist.
So darf nun die eigentliche Planfeststellung bis zur Schaffung des Baurechts nicht mehr länger als ein Jahr dauern. Das ist zwar möglich, die Erfahrung lehrt aber, dass anderthalb bis zwei Jahre realistisch sind. So ist das RP Kassel als künftige Anhörungsbehörde für die Bergshäuser Brücke schon jetzt – und noch für die nächsten anderthalb Jahre – intensiv mit den 1300 Einwendungen zum aktuell geplanten A 44-Teilstück durch das Lossetal beschäftigt.
Auch darf es nach der Schaffung des Baurechts zu keinen Klagen mehr kommen. Auch sie könnten das Projekt noch einmal um Jahre nach hinten schieben. Und nicht zuletzt darf es beim eigentlichen Bau der Brücke zu keinen Verzögerungen kommen. Aktuell rechnet die Deges mit einer Bauzeit von viereinhalb Jahren für das erste Teilbauwerk. Auch das ist möglich, dann darf es aber keine Material- und Lieferengpässe oder unvorhergesehene Schwierigkeiten beim Bau geben. Aber auch hier lehrt die Erfahrung, dass es immer zu Verzögerungen kommt. So sind beispielsweise bei keinem der bislang neu gebauten A 44-Abschnitte östlich von Kassel zuvor festgesetzte Zeitpläne eingehalten worden. Die einzelnen Abschnitte wurden zum Teil erst Jahre später fertig.
So will die Deges zumindest die Wahrscheinlichkeit von Klagen gegen das Projekt dadurch abmildern, dass im Vorfeld schon möglichst rechtssicher geplant wird. „Die Planung beruht auf den aktuellen Richtlinien im Verkehrs- und Umweltbereich“, sagt Verheyen. Alles werde fortlaufend geprüft und mit betroffenen Gemeinden, Behörden, Versorgungsträgern und Anliegern abgestimmt. Sondergutachten wie ein Klimaschutz- und Bodenschutzkonzept sowie ein hydrogeologisches Gutachten erhöhten die Rechtssicherheit noch einmal deutlich.
Auch werde die neue Brücke nicht in einem Stück, sondern zwei Teilen gebaut. „Zuerst wird das Nordbauwerk hergestellt, um den gesamten Verkehr jeweils zweistreifig in beide Richtungen von der alten Bergshäuser Brücke überzuleiten, sodass die alte Brücke aus dem Verkehr genommen werden kann“, sagt Verheyen. Der Bau des Südbauwerks werde dann zeitlich versetzt parallel zur Errichtung des Nordbauwerks beginnen.
Der komplette Neubau der Bergshäuser Brücke würde dann voraussichtlich im Laufe des Jahres 2029 fertig werden – aber eben nur, wenn alles reibungslos läuft.