Proteststurm gegen Windanlagen in Nordhessen

Kassel. In rund 12 500 Schreiben an das Regierungspräsidium (RP) Kassel haben Menschen aus ganz Nordhessen Kritik sowie Anregungen im Zusammenhang mit den geplanten Windkraftstandorten in der Region formuliert.
Wie die Behörde am Freitag mitteilte, bezogen sich die Einwendungen im Zusammenhang mit dem neuen Teilregionalplan Energie auf insgesamt 160 Flächen, die nach heutigem Stand für Windräder vorgesehen sind.
Vor allem in Gebieten, wo die Windkraft bislang keine große Rolle spielt, seien die Vorbehalte gegen die Rotoren groß, heißt es in der Zwischenbilanz des RP. Als einen Hort des Widerstands haben die mit dem Verfahren betrauten Experten die Bürgerinitiativen (BI) im Reinhardswald und an der Oberweser ausgemacht. Sie seien Urheber von 30 Prozent des Protests in Nordhessen. Die BIs hätten in ihren Stellungnahmen auf den Wert des Reinhardswaldes als zusammenhängendes Waldgebiet sowie die Bedeutung des Tourismus an der Oberweser verwiesen.
Widerstand an die Adresse des Regierungspräsidiums wurde auch zu den geplanten Standorten im Werra-Meißner-Kreis westlich von Witzenhausen-Ziegenhagen sowie bei Berlepsch-Ellerode formuliert.
Das Gros der Bürgerproteste stammt mit 60 Prozent allerdings aus dem Landkreis Fulda, wo man unter anderem Front gegen die sogenannten Windvorrangflächen bei Burghaun und Hünfeld macht.
Die Argumente gegen die Windkraftanlagen sind laut RP bei allen Standorten ähnlich: Die Menschen befürchten, optisch und akustisch beeinträchtigt zu werden, sie sehen das gewohnte Landschaftsbild beeinträchtigt, sehen schützenswerte Tiere und Pflanzen gefährdet und fürchten nicht zuletzt um ihre Gesundheit.
Dabei äußern sich nicht nur Erwachsene kritisch. Unter den 12 500 Sendungen, die bei der Behörde am Kasseler Steinweg eingingen, waren nach Auskunft ihres Sprechers Michael Conrad auch Zeichnungen von Kindern.
Dass die Windkraftgegner nicht immer mit lauteren Mitteln arbeiten, auch diese Tatsache findet in der Zwischenbilanz Erwähnung - wenn auch sehr diplomatisch formuliert. „Vielerorts werden Facheinschätzungen und selbst erstellte Fotomontagen herangezogen, um die Sorgen und Forderungen zu untermauern“, heißt es in dem Behördenpapier.
Darin erwidert das RP auch einige Argumente der Windkraftgegner.
• Größe: Die Größe eines Vorranggebietes entspreche nicht der Waldfläche, die tatsächlich in Anspruch genommen werde. Pro Windrad sei mit einem Waldverlust von 5000 Quadratmetern zu rechnen.
• Abstand zur Bebauung: Die geforderte Verdoppelung des Abstands auf bis zu 3000 Meter sei nicht erforderlich. Wenn ein mindestens dreifacher Abstand der Anlagenhöhe eingehalten werde, gebe es keine Beeinträchtigung mehr.
• Landschaftsbild: Laut RP ist rechtlich gesehen eine schöne Aussicht nicht geschützt.