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Mann missbraucht erneut Pony: Polizei gelingt Festnahme

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Von: Alia Diana Shuhaiber

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In Kassel wurde ein Mann mehrfach dabei erwischt, wie er sich an Pferden einer Koppel vergriff.
In Kassel wurde ein Mann mehrfach dabei erwischt, wie er sich an Pferden auf einer Koppel vergriff. © p

Auf einer Koppel an der Prinzenquelle in Kassel sind zwei Ponys sexuell missbraucht worden. Obwohl es Videoaufnahmen gibt, darf die Polizei nicht öffentlich fahnden.

Update vom Dienstag, 19.04.2022, 15.59 Uhr: Gut drei Wochen nach dem sexuellen Übergriff auf die Shetlandponys in Kirchditmold hat die Polizei den mutmaßlichen Täter in der Nacht auf Dienstag festgenommen. Die Pferdebesitzer hatten den Mann auf der Überwachungskamera beobachtet, wie er sich erneut an einem Pony zu schaffen machte, und umgehend die Polizei alarmiert.

Der 34-Jährige wurde noch auf der Pferdekoppel von der Polizei gestellt. Er muss sich nun wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz und Hausfriedensbruchs, auch in dem zurückliegenden Fall, verantworten.

Kassel: Pony-Schänder von Kirchditmold trotz schlechter Aussichten gefasst

Eigentlich standen die Chancen denkbar schlecht, den Pony-Schänder von Kirchditmold zu ermitteln. Eine Öffentlichkeitsfahndung gab es nicht. Grund: Bei dem Fall von sexuellem Missbrauch auf der Pferdekoppel neben dem Tennisclub blau-weiß handelte es sich laut Tierschutzgesetz um eine Ordnungswidrigkeit, aber nicht um eine Straftat. Jetzt konnte die Polizei den mutmaßlichen Täter festnehmen. Der 34-Jährige wurde auf der Koppel gestellt, auf der er sich noch wenige Sekunden zuvor an der Shetlandponystute Missy vergriffen hatte.

„Wir sind froh, dass der Täter überführt worden ist“, sagt Pferdehalterin Christina Hennig. Doch zur Erleichterung mischt sich auch die Sorge um das Shetlandpony. „Es kann keiner garantieren, dass er nicht wiederkommt“, sagt die Schauenburgerin. Schließlich habe er sich von der Berichterstattung nach der Tat Ende März nicht einschüchtern lassen.

Kassel: Pony nach Übergriff unverletzt

Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich offenbar um einen psychisch Kranken, der sich zu dem weißen Pony hingezogen fühlt. Anders kann sich die Pferdehalterin nicht erklären, „wie ein Mensch auf die Idee kommt“, ein Pony sexuell zu missbrauchen. „Der Mann soll eine rechtliche Betreuung haben“, erzählt Hennig am Tag nach der Tat, die wieder von der Überwachungskamera aufgezeichnet worden ist. Auf den Bildern, die der HNA vorliegen, ist eindeutig zu sehen, wie der Mann das weiße Pony von hinten penetriert. Statt den Täter über die Sprachfunktion zu vertreiben, wählen die Pferdehalter diesmal die 110. „Die Polizei war sehr schnell mit mehreren Streifenwagen da“, berichtet Hennig. Der 34-Jährige hatte noch versucht zu flüchten, konnten von den Beamten aber überwältigt werden. Der Mann wurde zunächst auf die Dienststelle gebracht, später aber wieder auf freien Fuß gesetzt.

Die Shetlandponystute blieb nach ersten Erkenntnissen unverletzt. „Das Veterinäramt kommt aber nochmal, um sich Missy anzuschauen“, sagt Hennig. Ob das Pony künftig noch auf der Koppel bleiben wird, ist unklar. „Wir haben zwar einen funktionierenden Wachdienst, aber wir befürchten, dass der Täter sich auch von der Festnahme nicht abschrecken lässt und wiederkommt.“

Das Shetlandpony Missy wurde in einem Offenstall neben dem Tennisclub blau-weiß in Kirchditmold sexuell missbraucht. Unser Bild zeigt die Stute mit Christina Hennig, deren Shetty Paulchen ebenfalls bedrängt worden ist. Auf dem Gelände stehen noch drei weitere Ponys, die waren dem Täter aber offenbar zu groß.
Das Shetlandpony Missy wurde in einem Offenstall neben dem Tennisclub blau-weiß in Kirchditmold sexuell missbraucht. Unser Bild zeigt die Stute mit Christina Hennig, deren Shetty Paulchen ebenfalls bedrängt worden ist. Auf dem Gelände stehen noch drei weitere Ponys, die waren dem Täter aber offenbar zu groß. © Alia Shuhaiber

Mann missbraucht Ponys auf Koppel: Täter von Überwachungskamera gefilmt

Erstmeldung vom Donnerstag, 07.04.2022, 11.30 Uhr: Kassel – Für Entsetzen sorgt der sexuelle Missbrauch von zwei Ponys auf einer Koppel an der Prinzenquelle im Stadtteil Kirchditmold in Kassel. Dort hatte sich Samstagnacht vor zwei Wochen ein bislang unbekannter Mann über Stunden an den Tieren vergriffen. Die Halter verfolgten das Geschehen zufällig über eine am Stall installierte Webcam und vertrieben den Täter. Der Mann flüchtete daraufhin auf einem Moped. Das Bildmaterial dürfen die Pferdehalter nicht veröffentlichen.

Dafür gibt es zwei Gründe: Zum einen, weil es sich bei der Tat laut Tierschutzgesetz nur um eine Ordnungswidrigkeit handelt. Zum anderen, weil das Veröffentlichen von tierpornografischem Material strafbar ist. Die Halter haben Anzeige erstattet und der Polizei die Aufzeichnungen übergeben. Ob der Täter belangt wird, ist aber fraglich. „Wir ermitteln wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz“, bestätigt Polizeisprecher Matthias Mänz auf HNA-Anfrage. Bislang gebe es keine Hinweise auf den mutmaßlichen Täter. Das Videomaterial liege der Polizei vor und werde bei den Ermittlungen berücksichtigt.

Kassel: Polizei sind die Hände gebunden

Eine Öffentlichkeitsfahndung werde es aber nicht geben. „So widerwärtig diese Taten auch sind, handelt es sich in diesem Fall nur um eine Ordnungswidrigkeit und nicht um eine Straftat“, erklärt Mänz. Das habe leider zur Folge, dass die Polizei nicht mit dem Video- und Bildmaterial an die Öffentlichkeit gehen darf. „Da sind uns die Hände gebunden.“ Ohnehin bedürfe es immer einer richterlichen Anordnung, wenn öffentlich gefahndet werden soll. „Aber für die innere Fahndung nutzen wir das schon“, sagt Mänz.

Missbrauch von Ponys in Kassel laut Tierschutzgesetz keine Straftat

Eine Straftat liegt laut Tierschutzgesetz erst vor, wenn einem Wirbeltier Schmerzen zugefügt wurden. Die Polizei ermittelt dann wegen Sachbeschädigung. Diese Taten sind laut Polizei aber absolute Einzelfälle. Eine solche Tat hatte sich im August 2021 in Zierenberg ereignet. Dabei war ein Pferd, vermutlich durch eine Stichwunde, schwer verletzt worden.

Ordnungswidrigkeiten – wie in dem Fall an der Prinzenquelle – werden nach Angaben der Polizei nicht statistisch erfasst. Laut Paragraf 18 Tierschutzgesetz kann eine Ordnungswidrigkeit mit bis zu 25 000 Euro Geldstrafe belegt werden. Für eine Straftat nach dem Tierschutzgesetz, also bei Fällen, in denen einem Tier Schmerzen zugefügt wurden, es leiden musste oder sogar getötet wurde, drohen drei Jahre Freiheitsstrafe.„

Kassel: Pferdebesitzer sind traumatisiert

Völlig fassungslos ist Christina Hennig noch zwei Wochen nach dem sexuellen Übergriff, der sich auf einer Koppel an der Prinzenquelle im Kasseler Stadtteil Kirchditmold ereignet hat. Die Schauenburgerin und zwei weitere Pferdebesitzerinnen halten dort auf einer Wiese neben dem Tennisclub blau-weiß fünf Ponys in einem Offenstall.

Wir mussten uns anschauen, wie sich jemand an unseren Ponys vergreift, das ist traumatisierend und nur schwer zu verarbeiten“, sagt die 42-Jährige. In der Tatnacht war sie gegen kurz vor eins telefonisch informiert worden, dass sich jemand an den Ponys zu schaffen macht. Nur durch Zufall hatte eine der drei Besitzerinnen an diesem Abend noch einmal auf die Überwachungskamera geschaut und den Mann dabei erwischt, wie er sich an der weißen Shetlandponystute Missy vergriff.

„Das ist für eine 17-Jährige ein Schock fürs Leben“, sagt Hennig. Über die Sprachfunktion der Überwachungskamera habe sich der Vater der 17-Jährigen bemerkbar gemacht und den Unbekannten vertrieben. Der sei daraufhin mit einem Moped in der Dunkelheit verschwunden.

Überwachungskamera zeichnet Täter auf Koppel in Kassel über Stunden auf

Die Überwachungskamera hat den Mann zweieinhalb Stunden lang aufgezeichnet. Die Aufnahmen zeigen, wie er mit heruntergelassener Hose über die Koppel läuft und immer wieder von hinten an das kleine Shetlandpony herantritt, um es zu penetrieren. Die Stute lässt das nur bedingt über sich ergehen und bewegt sich immer wieder von dem Mann weg. Der verfolgt das Tier und missbraucht es über Stunden.

Zwischendurch lässt er von der Shetlandstute ab und klettert über einen Zaun auf die benachbarte Koppel. Dort steht ein weiteres, braunes Shetlandpony. Auf dem Film ist zu sehen, wie er den Schweif des Ponys anhebt, dann aber von ihm ablässt. „Offenbar hat er da gemerkt, dass Paulchen ein Wallach ist“, vermutet Hennig. Der Unbekannte betritt wieder die erste Koppel, um sich weiter an Missy zu vergehen.

Sodomie ist nicht strafbar 

Der sexuelle Missbrauch von Tieren wird als Sodomie oder Zoophilie bezeichnet. Im Jahr 1969 wurde der Paragraf 175b aus dem Strafgesetzbuch (StGB) gelöscht. Seit dem ist Sodomie nur noch strafbar, wenn dem Tier Verletzungen und Leid zugefügt wurden. Sodomitische Handlungen können kaum nachgewiesen werden. Laut der Tierschutzorganisation Peta gab es deshalb in den vergangenen vier Jahrzehnten in Deutschland kaum Anklagen oder Verurteilungen.

Das Video zeigt auch, wie der Mann die Tiere betrachtet und dabei onaniert. „Zum Glück ist nicht mehr passiert“, sagt Hennig. Der Täter habe offenbar Geduld gehabt, aber es hätte auch anders ausgehen können. „Ich will mir gar nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn der Mann frustriert gewesen wäre.“

Kassel: Polizei sucht Zeugen

Dass sich die Tat über mehrere Stunden hinweg ereignet hat, belegen die Aufzeichnungen. „Das erste Mal ist er um 22.29 Uhr auf dem Video zu sehen“, sagt Hennig. Sogar das Gesicht des Täters sei erkennbar, trotz Dunkelheit. Dass die Polizei das Material nicht für die öffentliche Fahndung verwenden darf, enttäuscht die Pferdehalter.

Sie hatten überlegt, die Bilder selbst über Facebook ins Netz zu stellen, sich dann aber doch dagegen entschieden, weil sie dafür strafrechtlich belangt werden könnten. Die Öffentlichkeit wollen sie aber trotzdem informieren. Hennig: „Wir wollen, dass er Bescheid weiß, dass wir ihn gesehen haben und wir wollen, dass alle in der Gegend Bescheid wissen und wachsam sind.“ Die Pferdehalter haben seit dem Vorfall aufgerüstet und weitere Kameras installiert. Ruhig schlafen können sie trotzdem nicht. „Wir haben jetzt einen privaten Wachdienst eingerichtet.“ (Alia Shuhaiber)

Hinweise: Wer in der Nacht von Samstag, 26. März, auf Sonntag, 27. März, etwas im Bereich des Tennisclubs blau-weiß beobachtet hat, kann sich an die Kasseler Polizei wenden, Tel. 05 61/91 00.

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