1. Startseite
  2. Lokales
  3. Kreis Kassel
  4. Schauenburg

Lesertreff zur Bürgermeisterwahl in Schauenburg: Harmonie auf der Bühne überwiegt

Erstellt:

Von: Raphael Digiacomo

Kommentare

Diskutierten beim HNA-Lesertreff zwei Stunden auf der Bühne (von links): HNA-Redakteur Sven Kühling, die Kandidaten Heinz-Walter Schäffer, Michael Plätzer und Sven Wille sowie HNA-Redaktionsleiter Sebastian Schaffner.
Diskutierten beim HNA-Lesertreff zwei Stunden auf der Bühne (von links): HNA-Redakteur Sven Kühling, die Kandidaten Heinz-Walter Schäffer, Michael Plätzer und Sven Wille sowie HNA-Redaktionsleiter Sebastian Schaffner. © Schachtschneider, Dieter

Beim HNA-Lesertreff am Donnerstagabend im Schauenburger Elgerhaus standen die drei Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 12. Februar Rede und Antwort.

Schauenburg – Durch verbesserte Infrastruktur und ein breiteres Tourismusangebot die Attraktivität Schauenburgs steigern – das wollen alle drei Bürgermeisterkandidaten, wie beim HNA-Lesertreff am Donnerstagabend im Elgerhaus deutlich wurde.

Generell herrschte in vielen Punkten Einigkeit zwischen Bürgermeister Michael Plätzer (SPD) und seinen Herausforderern, dem Finanzberater und CDU-Gemeindevertreter Sven Wille, der unabhängig kandidiert, sowie Polit-Newcomer Heinz-Walter Schäffer (Einzelbewerber). Beispielsweise beim Thema Lärmschutz an der A 44. Die HNA-Redakteure Sebastian Schaffner und Sven Kühling führten durch den Abend und lockten die Kandidaten mit ihren Fragen immer wieder aus der Reserve.

HNA-Lesertreff in Schauenburg: Ton wurde nie rau

„Die Gemeindekasse sieht für 2023 ein Defizit von circa 700 000 Euro vor“: Wenn Sven Wille (46) Amtsinhaber Plätzer mal in einem Anflug von Wahlkampfbissigkeit auf den Zahn fühlte, wie in Sachen Haushalt, konterte dieser sofort mit Zahlen und Fakten aus dem Rathaus. Das wirkte souverän, allerdings hat der 53-Jährige natürlich auch den Vorteil des Bürgermeisters. „96 Prozent unserer Ausgaben sind gesetzliche Aufgaben, da bleibt wenig Spielraum“, erklärte Plätzer.

Der Ton zwischen den beiden wurde im Verlauf des Abends jedoch nie rau, blieb stets respektvoll. Das dürfte auch der Tatsache geschuldet sein, dass sie sich als Nachbarn in Elgershausen ungeachtet des Wahlergebnisses noch öfters über den Weg laufen werden.

Rund 360 Besucher waren im Elgerhaus dabei und fühlten den drei Bürgermeister-Kandidaten mit ihren Fragen auf den Zahn.
Rund 360 Besucher waren im Elgerhaus dabei und fühlten den drei Bürgermeister-Kandidaten mit ihren Fragen auf den Zahn. © Dieter Schachtschneider

Heinz-Walter Schäffer (57) bekam vom Publikum immer wieder für bodenständige Äußerungen Applaus. „Ich bin nicht so in der Thematik wie meine Mitbewerber, aber ich mache keine Versprechungen, die ich nicht auch einhalten kann.“ Der Königsgalerie-Manager betonte mehrfach seine Erfahrungen in Sachen Personalführung und Wirtschaftsfragen.

Beim Streitpunkt Korbacher Straße erhitzten sich die Gemüter zwischenzeitlich dann doch. Die aktuelle Situation sei für Anwohner unzumutbar, sagte Wille. Seine Idee, dass Grundstücksbesitzer dort einen Teil ihres Grundstücks zum Bau von Parkplätzen abtreten, quittierte Plätzer mit einem ungläubigen Kopfschütteln. „Der Fall ist komplex“, so der Bürgermeister. „Da es sich dort zum Teil um eine Kreisstraße handelt, gibt es mehrere involvierte Parteien.“

Nahversorgung und Bushaltestellen: Bürgermeisterkandidaten machen Vorschläge

Auf der Tagesordnung stand auch die Nahversorgung. Einige Ortsteile sind vergleichsweise gut aufgestellt (Hoof, Elgershausen, Martinhagen), die Menschen in Breitenbach und Elmshagen haben hingegen keinen Supermarkt vor der Tür. Als Manager oblag Schäffer bei seinem ehemaligen Arbeitgeber Tegut die Verantwortung über „circa 70 Filialen in Nordhessen“. Er plädierte dafür, dass die Gemeinde die Eröffnung von Läden durch günstige Mieträume für Interessierte attraktiv mache.

„Konzepte wie Mini-Märkte und die Selbstbedienungsläden stehen und fallen jedoch letztlich mit der Rentabilität.“ Auch Wille und Plätzer wollen sich dafür einsetzen, die Versorgung mit den Dingen des täglichen Lebens zu verbessern.

Bürgermeisterwahl am 12. Februar: Vereinsleben und Jugend sind Thema

Auch die Anbindung entlegener Wohngebiete an die Bushaltestellen müsse gewährleistet werden. Hier plant Plätzer den Einsatz eines Ortsbusses. Er lobte die jüngsten Fortschritte in der Verkehrsanbindung: „Die Busverbindung nach Baunatal ist super und wichtig.“

Als es um Angebote für Jugendliche ging, äußerten die Kandidaten unterschiedliche Vorstellungen. Sportplätze und Vereinsheime müssten aufgehübscht werden, forderte Schäffer. Plätzer plädierte für die Nutzung der bereits existierenden Jugendclubs und für Mehrgenerationenspielplätze. Wille warnte vor neuen Angeboten, um das bestehende Vereinsleben nicht zu schwächen.

Das wollten die Leser von den Kandidaten wissen

Rund 360 Schauenburger waren am Donnerstagabend zum HNA-Lesertreff ins Elgerhaus nach Elgershausen gekommen. Einige von ihnen nutzten die Gelegenheit, den drei Bürgermeisterkandidaten Fragen zu ihren Wahlprogrammen zu stellen. Eine Auswahl:

Hans-Joachim Dierkes aus Martinhagen wollte wissen, was die Kandidaten bei einem Einzug ins Schauenburger Rathaus in Bezug auf Steuern zu tun gedenken. „Die Grundsteuer bleibt gleich und Gewerbetreibende werden entlastet“, sagte etwa Sven Wille. Der Hebesatz der Gewerbesteuer von 470 Prozentpunkte liege in Schauenburg über dem Durchschnitt im Landkreis. „Gewerbetreibende müssen entlastet werden, vor allem sie sind zuletzt verstärkt zur Kasse gebeten worden.“

Unrealistische Versprechen seien nicht sein Ding, sagte Heinz-Walter Schäffer. „Hätte, wollte, könnte... bringt uns nicht weiter. Ich orientiere mich an Fakten.“ Immerhin garantiere die Gewerbesteuer der Gemeinde rund zwei Millionen Euro jährlich – da wären Senkungen angesichts einer notwendigen Konsolidierung unseriös.

Matthias Adamietz aus Elgershausen bringt jeden Tag seine Tochter zur Schule. „Der morgendliche Schulweg führt an der Korbacher Straße entlang und ist lebensgefährlich. Wie wollt ihr das ändern: Michael, Sven und Heinz?“ Zwischen Mülltonnen und geparkten Autos bleibe kein Platz für Fußgänger, Autofahrer würden vorbeirasen. „Die Situation ist eine Katastrophe“, stimmte ihm Plätzer zu. „Da es sich um eine Kreisstraße handelt, müssen wir um jedes Tempolimit mit Kreis und Polizei streiten.“ Die Gemeinde sei bemüht, alles Mögliche zu tun, um die Situation zu entschärfen.

Steffen Baumheier aus Elgershausen macht sich um das Angebot für Jugendliche in Schauenburg Sorgen. „Was können wir unserer Jugend bieten außer dem Skaterpark und die Vereine?“ Heinz-Walter Schäffer gewährt in seiner Antwort persönliche Einblicke ins Familienleben. „Wenn mein Sohn mit seinen Kumpels bei uns im Garten vorglüht, heißt es danach immer: ab nach Kassel, Fritzlar oder Baunatal.“ In der Gemeinde sei zu wenig los. Freizeitangebote müssten zeitgemäß sein, sonst wandere die Jugend einfach ab, sagte er. (Raphael Digiacomo)

Auch interessant

Kommentare