1. Startseite
  2. Lokales
  3. Kreis Kassel

Badpersonal ist Mangelware: Schwimmmeister, Rettungsschwimmer und Servicemitarbeiter gesucht

Erstellt:

Von: Moritz Gorny, Valerie Schaub

Kommentare

Beim Foto war es noch kalt, für die Saison hofft Dirk Greve, Schichtleiter im Freibad Lohfelden, auf wärmere Temperaturen. Auch, weil das Bad nun mit der Breitwellenrutsche eine weitere Attraktion hat. Sie wird am morgigen Sonntag mit dem Saisonstart eingeweiht.
Beim Foto war es noch kalt, für die Saison hofft Dirk Greve, Schichtleiter im Freibad Lohfelden, auf wärmere Temperaturen. Auch, weil das Bad nun mit der Breitwellenrutsche eine weitere Attraktion hat. Sie wird am morgigen Sonntag mit dem Saisonstart eingeweiht.  © Moritz Gorny

Man hört es überall: Das Personal fehlt. Auch Freibäder im Landkreis Kassel suchen händeringend Badepersonal. Ein Überblick:

Kreis Kassel – Man hört es überall: Das Personal fehlt. Ob in der freien Wirtschaft, in Schulen, Kitas oder aber in der Gastronomie. Auch aus den Freibädern kommt ein Hilferuf. Allerdings nicht aus dem Wasser, sondern vom Beckenrand.

Wattenbach

Personalmangel herrscht im Waldschwimmbad Wattenbach. „Es ist schwer, Rettungsschwimmer zu finden, obwohl wir das als Mini-Job bezahlen“, sagt Gisela Grunert vom Trägerverein. Früher hätten sich Schüler und Studenten gemeldet, mittlerweile sei das kaum noch so. Das kann zum Problem werden: Falle einer der Rettungsschwimmer aus, könne die Schicht eventuell nicht nachbesetzt werden. „Dann müssen wir das Bad früher schließen, haben Geldeinbußen und für die Gäste ist es auch nicht schön“, sagt Grunert.

Derzeit sind sieben Mini-Jobber und sieben ehrenamtliche DLRG-Unterstützer im Boot. „Das ist auf Kante genäht, jeder weitere Rettungsschwimmer oder Fachangestellte für Bäderbetriebe würde die Personalsituation entspannen.“ Außerdem brauche der Verein Spenden für sein Bad – insbesondere die Corona-Pandemie habe die Reserven aufgefressen. Um beispielsweise einen neuen Erste-Hilfe-Rucksack, eine Absperrleine anzuschaffen oder den Sanitätsraum zu sanieren, brauche der Verein Geld.

In die neue Saison will der Verein trotzdem starten, und zwar am heutigen Samstag, 20. Mai, ab 12 Uhr.

Lohfelden

Auch im Lohfeldener Freibad steht der Saisonstart an, am morgigen Sonntag. Ohne Bangen ging es auch hier nicht, obwohl für das Bad zwei Hauptamtliche angestellt sind. „Bis kurz vor knapp haben wir jemanden für Service und Kasse gesucht“, sagt Schichtleiter Dirk Greve. Obwohl sich jemand gefunden habe, sei es für den besagten Bereich knapp. „Wir brauchen immer zwei Menschen pro Schicht, eine vormittags, eine nachmittags. Die Kollegen haben keine Freischicht.“

Fuldatal

In Fuldatal können Schwimmer im beheizten Bad schon ihre Bahnen ziehen. Frühschwimmer allerdings derzeit nicht: Weil auch in Fuldatal eine volle Stelle nicht besetzt ist, öffnet das Bad erst um 11 Uhr. Montags bleibt es zu. „Wir haben einen Schwimmmeister und ein Fachpersonal für Bäderwesen“, sagt Büroleiter Martin Gronemann. Beide sorgen für einen reibungslosen Ablauf des Betriebs. Aber: „Es fällt eine Menge zusätzliche Arbeit zur Badeaufsicht an.“

Die Chlorgasanlage muss befüllt, die Temperatur kontrolliert, die Technik gewartet werden. Weil Fachpersonal schwer zu bekommen ist, sucht Fuldatal mittlerweile alternativ Rettungsschwimmer in Silber. Wer die Ausbildung hat, könnte eine Badaufsicht übernehmen. Einige Bewerbungen sind schon eingegangen. Die Gemeinde vergütet den Job stundenweise oder als Mini-Job. Immerhin: An Kassenpersonal fehlt es in Fuldatal nicht. Unterstützt wird das Waldschwimmbad an Wochenenden und an heißen Tagen von der DLRG.

Helsa

Reichen die Rettungsschwimmer, oder reichen sie nicht? In Helsa ist das noch nicht klar. „Wir haben bislang keine Pläne aufgestellt“, sagt Fördervereinsvorsitzender Matthias Pengel. Die Helsaer haben ohnehin noch eine andere Baustelle vor der Brust: Die neue Beckenfolie muss eingeklebt werden. „Bisher war es dafür immer zu nass“, sagt Pengel. Er hofft also auf trockene Tage, „dann können wir die Folie wahrscheinlich innerhalb einer Woche anbringen“. Der Vorsitzende ist zuversichtlich, dass das bis Ende Mai abgeschlossen ist. Dann könne das Becken befüllt und alles hergerichtet werden. Das Ziel ist gesetzt: „Wir wollen am 1. Juli wieder öffnen“, sagt Pengel.

Vellmar

Vellmar sucht kein Personal. Allerdings ist das Freibad gerade Baustelle und kann nicht öffnen, solange eine Fachfirma die Beckenwände und den Boden ausbessert. Das Personal arbeitet momentan im Hallenbad, teilt die Stadt mit. Sobald die Arbeiten fertig sind, werden die Mitarbeiter, 6,5 Stellen, im Freibad eingesetzt.

Niestetal

Im Niestetaler Naturerlebnisbad gibt es keine Probleme mit fehlendem Personal. „Im Sommer arbeiten die Mitarbeiter unseres Hallenbades im Freibad“, erklärt Hauptamtsleiterin Heike Pflüger. Außerdem werden die drei Niestetaler Schwimmmeister am Wochenende und an zwei Abenden unter der Woche im Naturerlebnisbad von der DLRG unterstützt. Wann das Bad öffnet, könne die Gemeinde noch nicht sagen.

Grebenstein

Ob Putzhilfen, Fachkräfte für Bäderbetriebe oder Rettungsschwimmer: Sie sind schwer zu bekommen, sagt Grebensteins Hauptamtsleiterin Christine Peckmann, die sich auch ums Personal kümmert. Wenn das neue Freibad im August öffnet, seien genügend Arbeitskräfte da. „Aber auch nur, weil wir sie über Dienstleister bekommen.“ Das sei teurer, ginge aber derzeit nicht anders. „Freibäder sind ein Saisongeschäft, das ist für Arbeitnehmer nicht so attraktiv.“ Außerdem sei die Stadt tariflich gebunden. Glücklich ist Peckmann über die Situation nicht, „aber wir starten dennoch zuversichtlich in die erste Saison“.

Balhorn

Während manch anderer Förderverein Schwierigkeiten in puncto Personal hat, können sich die Betreiber des Balhorner Waldschwimmbads darüber nicht beklagen. Ganz im Gegenteil: Laut Tim Bräutigam vom Förderverein stemmen dort unter anderem eine Fachkraft für Bäderbetriebe und elf Badeaufsichten die Aufgaben im Bad. Mit von der Partie sind Ehrenamtliche, die beispielsweise putzen.

Dass es so gut läuft, führt Bräutigam auf zwei Faktoren zurück: „Das Vereinsleben ist hier sehr rege.“ Und: Für die Badeaufsicht gibt es Geld. 15 Euro pro Stunde erhalten die Rettungsschwimmer. Das sei notwendig, sonst wanderten die heißbegehrten Aufsichten beispielsweise nach Kassel ab, sagt Bräutigam.

Finanziell sei es dennoch nicht einfach für den Verein, trotz 25 000 Euro jährlichem Zuschuss von der Gemeinde. „Das liegt vor allem an den hohen Wasserkosten“, sagt Bräutigam. Die zu reduzieren, sei schwer: „Wir können ja nicht mit einem halbvollen Becken öffnen.“ Dennoch habe man sich gegen eine Erhöhung der Eintrittspreise entschieden. Stattdessen hofft der Verein auf weitere Spendenbereitschaft. Die Saison beginnt am 1. Juni.

Wolfhagen

„Wir hätten eigentlich Arbeit für zwei Stellen mehr“, sagt Sven Gulau, Schwimmmeister im Wolfhager Erlebnisbad. „Aber die Arbeitskräfte wachsen ja bekanntlich nicht auf Bäumen.“ Tatsächlich wären die Stellen schwer zu besetzen. Er sei also sehr dankbar, dass kürzlich eine Kollegin neu ins Team gekommen sei. „Auch wenn wir von ihr Stunden mit auffangen müssen, weil sie nicht voll arbeitet.“ Ohne die Fachangestellte für Bäderbetriebe hätte Gulau die Öffnungszeiten verkürzen müssen. (Moritz Gorny, Valerie Schaub)

Auch interessant

Kommentare