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Seltene Vogelarten im Kreis Kassel vor der Haustür

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Von: Bernd Schünemann

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Dr. Nils Stanik (links) und Fabian Hirschauer beobachten die Vogelwelt in der Fuldaaue in Kassel.
An der Vogelinsel in der Fuldaaue in Kassel: Dr. Nils Stanik (links) und Fabian Hirschauer beobachten die Vogelwelt in dem Naturschutzgebiet. © Schünemann, Bernd

Naturfreunde und Ornithologen haben insgesamt 220 Vogelarten im vergangenen Jahr in Stadt und Kreis Kassel registriert.

Kreis Kassel - Diese Bilanz ziehen Nils Stanik und Fabian Hirschauer in ihrem ornithologischen Jahresrückblick für Stadt und Kreis Kassel. Damit wollen sie auch an die Tradition der „Vogelkundlichen Mitteilungen aus dem Kasseler Raum“ anknüpfen, die manche Naturbeobachter seit einigen Jahren vermissen.

Von 1976 bis 2015 sind diese Mitteilungen erschienen. Die Arbeitskreise im Naturschutzbund (Nabu/früher Deutscher Bund für Vogelschutz) und der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) hatten diese Buchreihe fast 40 Jahre herausgegeben.

Ein Rebhuhn
Rebhuhn © Andreas Neuthe

Für Stanik und Hirschauer, die den HGON-Arbeitskreis Kassel leiten, ist ihr Rückblick viel mehr als nur eine Datensammlung. Er zeige, wie vielfältig die Natur in Stadt und im Kreis Kassel ist. An dieser Vielfalt könnten Interessierte auch ohne besondere Kenntnisse teilhaben. Ein großer Teil der Beobachtungen stammt aus drei Naturschutzgebieten: aus der Fuldaaue in Kassel, dem Glockenborn zwischen Wolfhagen und Bründersen sowie von den Kelzer Teichen beim Hofgeismarer Stadtteil Kelze.

Gucken, ohne zu stören

Alle drei Gebiete ermöglichen Naturbeobachtungen, ohne zu stören. Dort haben Naturfreunde die Möglichkeit, auch seltenere Arten sehen zu können, ohne lange Fahrten zurücklegen zu müssen. In der Fuldaaue und am Glockenborn bieten Beobachtungsstände eine gute Sicht in das Gelände. An einem Stand in der Fuldaaue kann man einem zutraulichen Rotkehlchen begegnen, das sich den Beobachtern bis auf kurze Distanz nähert. Die Kelzer Teiche sind vom Randweg gut einsehbar. Besonders der Glockenborn sei „ein tolles Gebiet“, sagen Stanik und Hirschauer: 40 Vogelarten brüten dort, 160 Arten wurden nachgewiesen.

Beobachter fehlen

Bei der Zusammenstellung des Berichts sei ihnen aufgefallen, dass trotz einer umfangreichen Datensammlung das Wissen über manche Arten nur sehr lückenhaft ist. Über einige der hessischen „Sorgenkinder“ hätten sie gern ausführlicher berichtet, sagen Stanik und Hirschauer. Das sei jedoch nicht möglich, weil es für die zu wenig Meldungen gab.

Dazu zählen sie Turteltauben, Schleiereulen und die Brutbestände seltener Enten, zum Beispiel der Reiherente. Sensible Daten – beispielsweise von Bruten seltener oder streng geschützter Arten – veröffentlichen sie nicht. Diese Daten seien auch über das Portal Ornitho.de nicht einsehbar. Damit wollen die Naturschützer eine Gefährdung der Vögel beispielsweise durch rücksichtslose Fotografen oder unachtsame Wanderer verhindern.

Ungewöhnliche Arten

Einige Arten wurden festgestellt, die kaum bekannt sind. Dazu zählt die versteckt lebende, seltene Wasserralle. Ihr charakteristisches Quieken hörten Beobachter in sieben Gebieten. Sichere Brutnachweise gelingen kaum. Immerhin gehen die Vogelkundler für vier Gebiete von „einem verstärkten Brutverdacht“ aus. Im Kreis bieten Glockenborn und Kelzer Teiche den Wasserrallen aus Ornithologen-Sicht die besten Lebensmöglichkeiten.

Ein Zwergtaucher mit Nachwuchs
d © Günter P. Reinartz

Eine schlicht gefärbte, aber sehr schön gezeichnete Art ist die Schnatterente. Für sie besteht in der Fuldaaue Brutverdacht. Deswegen wünschen sich Stanik und Hirschauer, dass Beobachter dort künftig besonders auf diese Entenart achten und ihre Beobachtungen melden.

Den Jahresrückblick haben die beiden Ornithologen auf der Basis von 27 360 Einträgen aus dem Portal Orni-tho.de zusammengestellt. Mehr als 30 Beobachterinnen und Beobachter haben diese Daten zusammengetragen.

Interessenten können sich den Rückblick kostenlos von der Seite hgon.de (über den Link zum Arbeitskreis Kassel) herunterladen. Dort gibt es auch den Kontakt zum Arbeitskreis.

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