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Flugverbot für Showpilot Daniel Golla

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So will er bald wieder auf der Bühne stehen: Daniel Golla, der als Showpilot in der ganzen Welt unterwegs ist, freut sich schon auf seinen nächsten Auftritt. Foto: Maxime Schmitt/nh © Foto: Maxime Schmitt/nh

Eigentlich sollte Daniel Golla momentan auf der Bühne stehen. Stattdessen sitzt er im Keller seines Hauses in Söhrewald. Wie viele Künstler hat der Showpilot momentan keine Auftritte.

Was er anfangs noch mit Humor nahm, wird langsam zum wirtschaftlichen Problem. „Kunst und Kultur fallen in Hessen durchs Raster der Soforthilfe“, sagt Golla. Andere Bundesländer würden das besser regeln.

Ein zweites Standbein hat er nicht. „Als ich mich vor neun Jahre entschieden habe, ich mache das, habe ich alles auf eine Karte gesetzt.“ Seitdem zieht er mit seinen selbst gebauten Fliegern durch Varietés und Zirkusse, tritt bei Firmenevents und großen Familienfeiern auf. Nach und nach sei alles abgesagt worden, auch Veranstaltungen im Herbst. „Diese Woche ist mir die erste Absage für ein Varieté im März nächsten Jahres ins Haus geflattert“, sagt Golla.

Grund dafür sei, dass viele Veranstaltungen eine lange Vorbereitungsphase haben, Künstlerbuchungen und Ticketverkauf fänden viele Monate vor dem Event statt. Zusätzlich herrsche viel Unsicherheit bei Veranstaltern, da man nicht genau wisse, wann Großveranstaltungen wieder möglich seien. „Selbst wenn wir im Herbst wieder spielen dürften, kann nicht alles sofort wieder hochgefahren werden“, sagt er.

Dabei hatte es nach einem einträglichen Jahr für ihn ausgesehen. „Meinen letzten Auftritt hatte ich in Paris am 8. März.“ Eigentlich hätte er beim Cirque d’Hiver Bouglione bis zum 15. März spielen sollen. Die Gage musste er inzwischen zurückzahlen. „Wir haben dann schnell gepackt und sind nach Hause, weil wir Angst hatten die Grenzen schließen“, so Golla. Auch eine Show mit 15 000 Zuschauern in Sofia am 21. März musste abgesagt werden.

Seitdem ist er in Söhrewald, macht Steuern, konzipiert eine neue Show und bastelt. „Ich baue gerade einen neuen Flieger mit bis zu 1000 einzeln programmierbaren LEDs, die im Takt der Musik leuchten.“ Am Anfang habe er die Zwangspause als Möglichkeit gesehen, um unerledigte Dinge zu erledigen. Langsam falle es aber schwerer, jeden Tag die Motivation zu finden, weiter zu machen. „Keiner weiß, wann und wie es in der Showbranche weitergeht. Am meisten vermisse ich es aber auf der Bühne zu stehen.“

Auch der Blick aufs Konto ist kein Grund zur Freude. Das finanzielle Polster sei eigentlich schon aufgebraucht. Da bleibe eigentlich nur das, was mal zur Altersvorsorge gedacht war oder Arbeitslosengeld II zu beantragen. Trotz anderslautender Versprechungen der Politik würden Künstler bei Soforthilfen oft leerausgehen. „Die Bundesländer gehen ganz unterschiedlich vor. Berlin und NRW zahlen zum Beispiel bis zu 9000 Euro für freischaffende Künstler, anderswo gibt es sogar einen Zuschuss bei Verdienstausfall.“

Hier in Hessen sei das leider nicht der Fall. Man dürfe nur reine Betriebskosten wie Büromiete oder Leasingraten geltend machen. „Für uns Künstlerist es eine wirklich schwierige Situation. Wir haben Auftrittsverbot und dürfen kein Geld verdienen. Trotzdem müssen wir natürlich Miete, Versicherungen und Requisiten bezahlen.“ Aber es gibt einen Hoffnungsschimmer: Golla hat sich mit anderen Künstlern zusammengetan und ist in Kontakt mit der Hessischen Staatskanzlei. Gemeinsam wollen sie eine Änderung der Richtlinien für den Anspruch auf Soforthilfe durchsetzen.

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