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Tiny-House-Trend: Kleines Haus kommt ganz groß raus

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Von: Moritz Gorny

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Stehen für eine andere Wohnform: Vital-Camp-Mitarbeiterin Miriam Raich (links) und Geschäftsführerin Valeria Feist am Mobilheim Südtirol. Der Firmenstandort befindet sich in Zierenberg-Oelshausen.
Stehen für eine andere Wohnform: Vital-Camp-Mitarbeiterin Miriam Raich (links) und Geschäftsführerin Valeria Feist am Mobilheim Südtirol. Der Firmenstandort befindet sich in Zierenberg-Oelshausen. © Moritz Gorny

Sie sind deutlich kleiner als das klassische Einfamilienhaus – und dennoch erfreuen sich Tiny Houses und Mobilheime immer größer werdender Beliebtheit. Wir blicken auf die Gründe.

Kreis Kassel – Laut dem Tiny-House-Verband Deutschland ist das Interesse an den 15 bis 50 Quadratmeter großen Domizielen „riesig“. Zahlen zu Verkäufen sind bislang Mangelware, aber der Trend halte an. Dass das Interesse tatsächlich hoch ist, bestätigt auch Valeria Feist. Über ihr Geschäft Vital Camp in Zierenberg-Oelshausen verkauft sie die Häuser. Ob als Wohnhaus, Feriendomizil, Büro fürs Homeoffice oder als Hotelanlage – die Häuser seien immer mehr gefragt. „Wir sind seit sieben Jahren im Geschäft und bauen neben Zierenberg und Flensburg weitere Standorte auf.“

Gründe für den Boom sieht Feist in der Preisentwicklung: „Wer kann sich denn ein Haus für 400.000 Euro aufwärts leisten?“ Gleichzeitig spiele das Umweltbewusstsein eine Rolle. Weniger Platz bedeute auch weniger Energieverbrauch – und so geben sich ihre Kunden laut Feist mit 50 Quadratmetern zufrieden. Auf Komfort müssten sie dabei nicht verzichten, sagt die Geschäftsführerin. Gerade Mobilheime bieten laut Feist viel Komfort, auch weil auf 40 bis 50 Quadratmetern einiges möglich sei. Somit lösten sie die klassischen Tiny Houses ab, die hingegen 15 bis 20 Quadratmeter bieten und auf einen Anhänger montiert sind.

Problematisch sei nach wie vor, dass der politische Wille fehle, die Häuser als echte Wohnform anzuerkennen. Dadurch stünden nicht viele Grundstücke zur Verfügung – und das erschwere mitunter die Genehmigung.

Solche Hürden zu überwinden, hat sich Reiner Brandau aus Söhrewald zur Aufgabe gemacht. Er berät Menschen, die ein Tiny House aufstellen möchten – für die Firma Vital Camp. Aus seiner Sicht sind die rechtlichen Hürden für ein solches Projekt nicht sonderlich hoch. „Man muss erst einmal wissen: Ein Tiny-House wird von Verwaltungen rechtlich wie ein Wohnhaus gesehen“, sagt der 65-jährige Bauingenieur. Es spiele keine Rolle, ob es sich um ein 50 Quadratmeter großes Mobilheim handelt, das fest installiert wird oder aber um ein 15-Quadratmeter-Domizil auf Rädern.

„Manche Bauherren glauben, sie bräuchten keine Genehmigung von der Verwaltung und erleben dann ihr blaues Wunder“, sagt Brandau. Um eine wasserfeste Genehmigung zu haben, rät er dazu, Berater hinzuzuziehen. Denn nicht jede Verwaltung sei offen für die noch recht junge Wohnform. „Manche haben noch Vorbehalte, zum Beispiel, weil sie sagen, die kleineren Häuser passten nicht ins Gesamtbild.“ Um Fallstricke wie beispielsweise bei der Dachneigung zu umgehen oder hier einen Kompromiss zu finden, sei eine Beratung hilfreich.

Brandau ist sich sicher, dass der Trend zum kleineren Haus anhalten wird. „Obwohl auch die Preise für die Tiny Houses zuletzt gestiegen sind, ist es immer noch eine sehr wirtschaftliche Form des Bauens.“ Ein großer Vorteil sei auch die kurze Zeitspanne, nach der ein Tiny-House bezugsbereit ist. Ist die Baugenehmigung da und das entsprechende Grundstück erschlossen, könnten Bauherren innerhalb einer Woche einziehen. Außerdem reiche ein Grundstück von rund 250 Quadratmetern völlig aus für den entsprechenden Stellplatz, eventuell ein Carport und für ein Gartenstück.

Von Moritz Gorny

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