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Lesung in Vellmar: Einmal von Polen nach Holland

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Von: Hanna Maiterth

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Autor Konrad Boguslaw Bach war am Donnerstagabend in Vellmar zu Gast.
Autor Konrad Boguslaw Bach war am Donnerstagabend in Vellmar zu Gast. © Hanna Maiterth

Konrad Boguslaw Bach stellte in Vellmar seinen Debütroman vor.

Vellmar – Zwei Männer reisen der Ehefrau des einen nach. Quer durch Europa. Einmal aus ihrer kleinen Heimatstadt in Polen, die sie eigentlich nie hatten verlassen wollen, bis nach Holland. Dort wo die Frau als Saisonarbeiterin ihr Glück suchte und dann blieb. Schuld an allem: Europa. Mit seinem Debütroman „Der Wisent“ war Konrad Boguslaw Bach (39) am Donnerstagabend zu Gast beim Literaturverein Ecke und Kreis in Vellmar.

Die Geschichte? Aus dem Leben gegriffen. Das sagt auch der Autor selbst. „Es ist eine Geschichte von einem Mann, der seiner Frau hinterherreist. So wie es überall passiert.“ Aus dem Leben gegriffen ist sie aber auch deshalb, weil Handlung und Protagonisten – die menschlichen sowie insbesondere ein tierischer – nicht komplett seiner Fantasie entsprungen sind, wie der in Polen geborene und in Deutschland aufgewachsene Autor dem Publikum im Evangelischen Kirchenzentrum erklärte.

„Der Wisent“ ist das erste Buch von Konrad Boguslaw Bach.
„Der Wisent“ ist das erste Buch von Konrad Boguslaw Bach. © Maiterth, Hanna

Nicht nur für den kleinen Ort, den die beiden Freunde Heniek und Andrzej auf der Suche nach Beatka verlassen, gäbe es ein Vorbild. Auch den beiden Männern ist er in ähnlicher Form schon begegnet. „Auf einer polnischen Hochzeit“, erklärte Bach. Vier ältere Herren, die sich stichwortartig, lamentierend über Weltpolitik unterhielten, dienten als Inspiration. „Ich wollte sie unbedingt portraitieren.“ Ebenso Vorbild: Ein älteres Ehepaar, bei dem in der Tat die Frau ihren Mann für ein Leben in Holland verlassen hatte.

„Es ist ein Spannungsfeld, in dem ich mich bewegen will“, sagt Bach, der mit seiner Familie in der deutsch-polnischen Grenzstadt Guben/Gubin lebt und als Lehrer arbeitet. Auf der einen Seite die Männer, die ihr Heimatland nie verlassen wollen. Auf der anderen Seite die Frauen, die außerhalb von Polen nach einem neuen Leben streben. Aufgezogen am Bild eines Wisents. Das einen Platz im Buch von Bach bekam und das es wirklich gab. 2017 streifte es durch Polen. Von Osten nach Westen.

Gefeiert von den Polen, auch aufgrund seiner Symbolkraft für das Land, überlebte der Wisent nach der Grenzquerung keinen Tag, erzählte der 39-Jährige. Noch die Oder durchschwommen wurde es auf deutscher Seite auf Anweisung des Ordnungsamts erschossen. In Brandenburg bei Lebus (Märkisch-Oderland) streckte ein Jäger es nieder. „Der Wisent drückt die Tragik der Geschichte aus“, sagt Konrad Boguslaw Bach. Es sei in gewisser Weise die Angst vor Europa.

Bei all der Tragik und Melancholie blitzte doch auch immer wieder ein feinsinniger Humor durch. So sagte am Schluss auch Katharina Engelhardt vom Literaturverein Ecke und Kreis: „Beim Lesen des Buchs habe ich unheimlich gelacht.“

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