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Versuchter Auftragsmord im Kreis Kassel: Staatsanwaltschaft plädiert auf lebenslange Haft

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Von: Theresa Novak

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Sechs Stunden dauerte das Plädoyer der Staatsanwaltschaft Kassel im Verfahren um die mutmaßlichen versuchten Auftragsmorde vergangenen Jahres in Vellmar.

Vellmar/Kassel – „Das ist wirklich ungewöhnlich“, sagt Andreas Thöne, Sprecher der Staatsanwaltschaft Kassel. Sechs Angeklagte müssen sich seit September vor dem Landgericht Kassel verantworten – für eine Tat, bei der das Opfer zwar mit dem Leben davongekommen ist, aber nur knapp.

Der Mann hat heute noch mit den lebensgefährlichen Verletzungen und ihren Folgen zu kämpfen, musste sich zahlreichen Operationen unterziehen und ist weiterhin in Behandlung. Seine Schädel- und Gesichtsknochen waren gebrochen und er musste in ein künstliches Koma gelegt werden.

Strippenzieher des Angriffs soll ein 56-Jähriger aus Kassel gewesen sein, der seinen Geschäftspartner, mit dem er eine Firma in Vellmar führte, tot sehen wollte.

Über einen Zeitraum von fast drei Jahren soll der Geschäftspartner des Opfers Bargeld von Firmenkonten abgehoben, Lastschriftverfahren in Auftrag gegeben und weitere Zahlungen zum Nachteil des Gesellschaftsvermögens bewirkt haben. Auf diese Weise soll er über 200 000 Euro veruntreut haben. Wohl um zu verhindern, dass dies ans Tageslicht kommt, sollte sein Geschäftspartner sterben.

Versuchter Auftragsmord im Kreis Kassel: Mehrere Mordversuche

Außerdem hatte dieser den Angeklagten mit über 100 000 Euro in zwei Testamenten bedacht. Daneben wurde eine Vereinbarung auf einem Datenstick gefunden, der dem Hauptangeklagten eine Abfindung zusicherte, sollte sein Geschäftspartner aus dem Unternehmen ausscheiden.

Im April 2021 soll der 56-jährige Hauptangeklagte laut Staatsanwaltschaft eine Truppe Männer engagiert haben, die sich „des Problems annehmen sollten“. Am Tag des ersten Mordversuchs lauerten ein 33-jähriger Mitangeklagter sowie zwei weitere männliche Personen dem Vellmarer in unmittelbarer Nähe seines Zuhauses in einem Pkw auf. Zwei der drei Personen blieben im Auto sitzen.

Justitia
Eine Statue der Justitia hält eine Waage und ein Schwert in der Hand. © Arne Dedert/dpa/Symbolbild

Die dritte Person wartete, bis das Opfer in sein Auto einstieg und griff es an. Mit einer Eisenstange attackierte der Unbekannte das Opfer, das sich zum Schutz auf den Beifahrersitz fallen ließ und laut um Hilfe schrie. Daraufhin flüchteten die Angreifer, heißt es in der Anklage. Der Geschäftsführer wurde dabei schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt und war über einen Monat arbeitsunfähig.

Die beiden Männer, die im Auto sitzen geblieben waren, stehen ebenfalls vor Gericht. Die dritte Person, die die Tat ausführte, ist bislang unbekannt.

Kreis Kassel: Opfer wird schwer verletzt

Sein Partner ließ nicht locker. Am Morgen des 25. Juni sollte der Mord dann geschehen: Als der Geschäftsführer seine Firma betrat, attackierte ihn ein 24-jähriger mutmaßlicher Auftragsmörder mit einem Schlagstock und anschließend mit einem Zimmermannshammer. Er soll immer wieder auf den Kopf des Opfers eingeschlagen haben, auch, als es schon am Boden lag.

Als der lebensgefährlich verletzte Mann sich nicht mehr rührte, ließ der Täter von ihm ab und verschwand vom Tatort. Das Opfer schleppte sich mit letzter Kraft zu einem Telefon und wählte den Notruf. Das soll ihm sein Leben gerettet haben.

Für den Geschäftspartner des Opfers fordern die Vertreter der Staatsanwaltschaft eine lebenslange Freiheitsstrafe und Feststellung der besonderen Schwere der Schuld – wegen Untreue, Urkundenfälschung, versuchten Mordes im April und wegen versuchten Mordes im Juni beide in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.

Für einen Mittelsmann, der den Kontakt hergestellt haben soll zwischen mutmaßlichem Auftragsmörder und dem, der die Tat ausführen sollte, beantragte die Staatsanwaltschaft eine Gesamtfreiheitsstrafe von vier Jahren – wegen Beihilfe zur einfachen Körperverletzung im April und wegen Beihilfe durch Unterlassen zum versuchten Mord im Juni in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung.

Ein Hintermann der Taten ist bereits vorbestraft. Für ihn fordert die Staatsanwaltschaft für mittäterschaftlichen versuchten Mord in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung für beide Taten im April und Juni eine Gesamtfreiheitsstrafe von 14 Jahren. Die von der Staatsanwaltschaft geforderte Strafe wäre unter Umständen noch höher zu bemessen gewesen.

Versuchter Auftragsmord im Kreis Kassel: Urteil soll am 28. März fallen

Doch weil der Angeklagte Identitäten von weiteren Tatbeteiligten gegenüber den Ermittlungsbehörden preisgegeben hatte, kann dies nach Auffassung der Staatsanwaltschaft strafmildernd wirken.

Zwei Angeklagte waren mutmaßlich an der Tat im April beteiligt, nicht an der im Juni. Wegen mittäterschaftlichen versuchten Mordes fordert die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und eine Freiheitsstraße von sieben Jahren für sie.

Lebenslang hinter Gittern bleiben soll nach Meinung der Staatsanwaltschaft der Angeklagte, der die brutale Tat im Juni ausgeführt haben soll, bei dem das Opfer fast gestorben ist. Auch hier beantragten die Vertreter die Feststellung der besonderen Schwere der Schuld.

Einige der zwölf Verteidiger haben ebenfalls bereits ihr Plädoyer gehalten, die übrigen Plädoyers sind für den 14. März geplant. Nach heutigem Stand soll das Urteil am 28. März fallen. (Theresa Novak)

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