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Stadt sucht Ideen für Bürgerhaus Vellmar-West

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Von: Sebastian Schaffner

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Für 4,5 Millionen D-Mark ist das Bürgerhaus 1983 gebaut worden. Jetzt hat das Stadtparlament grünes Licht für ein Interessenbekundungsverfahren gegeben. Sollte ein Investor die Stadt mit einem Konzept überzeugen, wäre dies das Ende des Bürgerhauses.
Für 4,5 Millionen D-Mark ist das Bürgerhaus 1983 gebaut worden. Jetzt hat das Stadtparlament grünes Licht für ein Interessenbekundungsverfahren gegeben. Sollte ein Investor die Stadt mit einem Konzept überzeugen, wäre dies das Ende des Bürgerhauses. © Sebastian Schaffner

Das Bürgerhaus soll einer neuen Begegnungsstätte weichen. Darüber gab es eine Debatte im Vellmarer Parlament. Der Bürgermeister stellte eine Bürgerversammlung in Aussicht.

Vellmar – Das Bürgerhaus Vellmar-West bewegt die Gemüter in der Stadt. Das hat die Parlamentssitzung am Montagabend gezeigt. Der Magistrat um Bürgermeister Manfred Ludewig (SPD) hatte den Abgeordneten einen Beschlussvorschlag vorgelegt, an dessen Ende der Verkauf des Grundstücks und der Abriss des 40 Jahre alten Gebäudes stehen könnte. Voraussetzung: Ein Investor legt ein Konzept für „generationsübergreifenden Wohn- und Lebensraum“ vor. SPD und CDU beschlossen in seltener Eintracht, dafür nun ein Interessenbekundungsverfahren in Gang zu setzen. Die Grünen waren wortreich, die AfD wortlos dagegen.

Von einer „ganz großen Chance“ für den 3000-Einwohner-Stadtteil sprach Ludewig. Wunsch der Stadt sei es, an dieser Stelle eine neue Begegnungsstätte mit verschiedene Wohnformen und einem gastronomischen Angebot zu etablieren. Auch ein Bäcker könnte sich dort niederlassen. „Wir müssen nicht verkaufen, wir sondieren nur den Markt. Wenn wir wissen, was möglich ist, veranstalten wir eine Bürgerversammlung“, versprach er.

So eine Infoveranstaltung hätten sich die Grünen schon im Vorfeld gewünscht, wie Siegfried Kopperschmidt darlegte. Er kritisierte, dass die Stadt die Bevölkerung nicht gleich mit ins Boot holt: „Eine Bürgerversammlung ist eine einfache Kiste. Man muss nur zuhören wollen.“

Ziel des fünf bis sechs Monate dauernden Interessenbekundungsverfahrens in Kooperation mit der evangelischen Kirche ist es, einen Bauvorhabenträger zu finden. Die Kirche steht laut Stadt einem Verkauf angrenzender Flächen offen gegenüber. Während des Verfahrens können Investoren ihre Konzepte vorlegen. Einer hat schon Interesse bekundet. Ob am Ende tatsächlich ein Konzept umgesetzt wird, entscheidet das Parlament.

Der Restbuchwert des Bürgerhauses liegt nach Angaben von Kämmerer Karsten Milzarek-Staub bei 421 000 Euro. Einen Bodenrichtwert für das Grundstück gibt es nicht. Als Quadratmeterpreis stehen 120 Euro in der Bilanz der Stadt. Für das 7000 Quadratmeter große Grundstück wären das 840 000 Euro.

Torgit Brück (SPD) freut sich auf den Konzeptwettbewerb: „Wenn es gute Ideen gibt, kann uns doch nichts Besseres passieren.“

Michael Stöter von der CDU merkte an, dass ihm die Entwicklung der vergangenen Monate Kopfzerbrechen bereite. „Vor vier Monaten haben wir bei den Haushaltsberatungen von heiligen Kühen gesprochen, die geschlachtet werden müssen.“ Dann habe das Parlament einstimmig beschlossen, die Abrisskosten für das seit Jahren ungenutzte Bürgerhaus Obervellmar zu ermitteln. Nun gehe es um die Zukunft des nächsten Bürgerhauses. Und ob das Freibad öffnet, sei auch noch nicht sicher. „Wenn das in dem Tempo so weitergeht, unterhalten wir uns bald nicht mehr über das Schlachten heiliger Kühe, weil dann der Stall leer ist.“ Der Christdemokrat sagte, dass im Falle eines Verkaufs das Geld „nicht im Haushalt versickern“ dürfe, sondern für die Schuldentilgung eingesetzt werden müsse.

Überhaupt nicht einverstanden mit den Plänen der Stadt zeigte sich Susanne Regier (Grüne). Sie kritisierte, dass ein funktionierendes Bürgerhaus infrage gestellt werde. „Da ist doch noch Leben drin. Es wird von Vereinen genutzt und für Feste gebucht.“ Zudem habe sich gerade erst die Jugendarbeit in den früheren Bürgerstuben nebenan etabliert. „Wenn wir Tafelsilber verkaufen, ist es ein für alle Mal futsch.“ Regier zweifelte auch an, dass das Interessensbekundungsverfahren ein echter Wettbewerb sei: „Ein Investor aus Vellmar hat das doch alles angestoßen. Er bekommt bestimmt auch den Zuschlag.“

Dem widersprach Ludewig: „Zu behaupten, wir würden hier Gebäude verschachern, ist an den Haaren herbeigezogen.“ Er warf den Grünen „Schwarzmalerei“ vor.

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